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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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ließ sich in diplomatischer Zurückhaltung nicht ein Wort entschlüpfen, während sich Nénesse, in vollem Staat, mit Lackschuhen, Weste mit Goldpalmen, malvenfarbener Krawatte, sehr zwanglos, lächelnd, verführerisch gab. Als ihm Elodie errötend die Zuckerdose hinhielt, schaute er sie an und suchte nach einer Schmeichelei.
    »Die sind sehr groß, liebe Kusine, Eure Zuckerstücken.«
    Sie errötete noch mehr, sie wußte nicht, was sie antworten sollte, so verwirrt war sie in ihrer Unschuld durch diese Bemerkung eines liebenswürdigen Burschen.
    Am Morgen hatte sich Nénesse, dieser Pfiffikus, nur mit der Hälfte der Angelegenheit herausgetraut. Seit der Beerdigung, bei der er Elodie gesehen, hatte sich sein Plan mit einem Schlag ausgedehnt: nicht allein die Nr. 19 würde er bekommen, sondern er wollte auch das junge Mädchen. Das Rechenexempel war einfach. Zunächst einmal brauchte er nichts zu verauslagen, er würde sie nur samt dem Haus als Mitgift nehmen; wenn sie ihm auch im Augenblick nur diese umstrittene Mitgift in die Ehe mitbrachte, später würde sie dann die Charles um ein richtiges Vermögen beerben. Und deshalb hatte er seinen Vater mitgebracht und war entschlossen, sofort um ihre Hand anzuhalten.
    Eine Weile plauderte man von der Witterung, die wirklich mild war für die Jahreszeit. Die Birnbäume hatten gut geblüht, aber würde die Blüte halten? Der Kaffee war getrunken, die Unterhaltung stockte.
    »Mein Herzchen«, sagte Herr Charles jäh zu Elodie, »du solltest einen Gang durch den Garten machen.« Er schickte sie fort, weil er es eilig hatte, die Delhommes mit der Sprache herausrücken zu lassen.
    »Verzeihung, Onkel«, unterbrach ihn Nénesse, »wenn Ihr die Güte hättet, meine Kusine bei uns bleiben zu lassen ... Ich möchte mit Euch über etwas sprechen, was sie angeht; und nicht wahr? – es ist immer besser, die Angelegenheiten auf einen Schlag zu Ende zu führen, als noch ein zweites Mal damit anzufangen.« Alsdann erhob er sich und brachte als gut erzogener Junge seinen Antrag vor. »Es ist also deshalb, weil ich Euch sagen will, daß ich sehr glücklich sein würde, meine Kusine zu ehelichen, wenn Ihr einwilligt und wenn sie selber einwilligt.« Die Überraschung war groß. Aber besonders Elodie schien dadurch so sehr in Aufregung versetzt zu werden, daß sie von ihrem Stuhl aufstand und sich, verstört vor Scham, die sie bis über die Ohren purpurrot werden ließ, Frau Charles an den Hals warf, und ihre Großmutter mühte sich ab, sie zu beruhigen.
    »Na, na, mein Häschen, das ist aber zuviel, sei doch vernünftig! – Man frißt dich ja nicht auf, weil man um deine Hand anhält ... Dein Cousin hat nichts Böses gesagt, schau ihn doch an, sei nicht albern.«
    Kein gutes Wort vermochte sie dazu zu bewegen, wieder ihr Gesicht zu zeigen.
    »Mein Gott! Mein Junge«, erklärte schließlich Herr Charles, »ich war auf deinen Antrag nicht gefaßt. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du zuerst mit mir darüber gesprochen hättest, denn du siehst ja, wie empfindsam unser Liebling ist ... Aber was auch geschehe, sei sicher, daß ich dich hochschätze, denn du scheinst mir ein guter Kerl und ein tüchtiger Arbeiter zu sein.«
    Delhomme, der bis dahin mit keiner Miene gezuckt hatte, ließ zwei Worte fallen: »Ganz bestimmt!«
    Und Jean, der begriff, daß er höflich sein mußte, fügte hinzu:
    »O ja, na und ob!«
    Herr Charles faßte sich wieder, und schon hatte er die Überlegung angestellt, daß Nénesse keine schlechte Partie war, denn er war jung, rührig, einziger Sohn eines reichen Bauern. Seine Enkeltochter würde etwas Besseres nicht finden. Nachdem er einen Blick mit seiner Frau gewechselt hatte, fuhr er deshalb auch fort:
    »Das ist Sache des Kindes. Niemals werden wir Elodie hierbei widersprechen, es wird so geschehen, wie sie es will.«
    Da brachte Nénesse galanterweise seinen Antrag erneut vor:
    »Liebe Kusine, wenn Ihr mir wohl die Ehre und das Vergnügen erweisen wollt ...«
    Sie hatte immer noch das Gesicht im Busen ihrer Großmutter vergraben, aber sie ließ ihn nicht ausreden, sie nahm an mit einem energischen, dreimal wiederholten Kopfnicken, bei dem sie ihren Kopf noch tiefer hineinwühlte. Es machte ihr zweifellos Mut, sich die Augen zuzuhalten.
    Die Anwesenden verharrten stumm dabei, ergriffen von dieser Eile, mit der sie ja sagte. Sie liebte also diesen Burschen, den sie so wenig gesehen hatte? Oder begehrte sie einen, einerlei welchen, wenn er nur ein hübscher

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