Die Erde
böse, der unter der Beleidigung bleich wurde und ins Herz getroffen war von diesem Vorwurf gräßlicher Berechnung, und er schrie ebenso laut wie die anderen:
»Ach! So verhält es sich, ihr wollt Krach ... Na schön! Es soll welchen geben. Zunächst einmal gehe ich wieder hinein, ich bin hier zu Hause, solange die Teilung nicht erfolgt ist. Und dann werd ich Herrn Baillehache holen, der alles versiegeln und mir einen Wächter bestellen wird ... Ich bin hier zu Hause, ihr habt Leine zu ziehen!«
Er war so furchtbar, als er vortrat, daß Lise die Tür freigab. Aber Geierkopf hatte sich auf ihn gestürzt, ein Ringen entspann sich, die beiden Männer rollten mitten in die Küche. Und der Zank wurde drinnen fortgesetzt, um herauszubekommen, wer rausgeschmissen würde, der Ehemann oder die Schwester oder der Schwager.
»Zeigt mir das Papier, das euch hier zu Herren im Hause macht.«
»Mit Papier wischt man sich den Arsch! Es genügt, daß wir das Recht haben.«
»Also dann kommt mit dem Gerichtsvollzieher, bringt die Gendarmen her, so wie wir es gemacht haben.«
»Auf den Gerichtsvollzieher und auf die Gendarmen, auf die scheißen wir! Nur die Lumpen brauchen sie. Wenn man ehrbar ist, rechnet man selber miteinander ab.«
Jean hatte sich hinter dem Tisch verschanzt, weil ihn das wütende Verlangen überkam, der Stärkere zu sein, und weil er diese Bleibe nicht verlassen wollte, darin seine Frau im Sterben gelegen, darin ihm alles Glück seines Lebens festgehalten zu sein schien.
Geierkopf, der bei dem Gedanken, die zurückeroberte Festung nicht aufzugeben, auch rasend geworden war, begriff, daß er dem ein Ende bereiten müsse. Er erwiderte:
»Und außerdem ist das noch nicht alles, du kotzt uns an!« Er war über den Tisch hinweggesprungen, er fiel wieder über den anderen her.
Aber Jean packte einen Stuhl, warf Geierkopf über den Haufen, indem er ihm den Stuhl zwischen die Beine schmiß; und er flüchtete sich hinten in die Nebenstube, um sich dort zu verbarrikadieren, da entsann sich die Frau jäh des Geldes, der hundertsiebenundzwanzig Francs, die sie im Kommodenschub erblickt hatte. Sie glaubte, er renne das Geld holen, sie kam ihm zuvor, riß den Schub auf, stieß ein Schmerzensgeheul aus.
»Das Geld! Dieser gottverdammte Kerl hat das Geld heute nacht gestohlen!«
Und von da an war Jean verloren, weil er seine Tasche zu beschützen hatte. Er schrie, das Geld gehöre ihm, er wolle gern abrechnen, und sie würden ihm noch welches schuldig bleiben, ganz sicher! Aber die Frau und der Mann hörten nicht auf ihn, die Frau hatte sich auf ihn gestürzt, haute stärker zu als der Mann. Mit einem tollen Stoß wurde er aus der Stube rausgesetzt, in die Küche zurückgebracht, wo sie sich alle drei als eine wirre, von den Ecken der Möbelstücke abprallende Masse drehten. Mit Fußtritten schaffte er sich Lise vom Halse. Sie kam zurück, krallte ihm ihre Fingernägel in den Nacken, während Geierkopf, der Anlauf nahm, wie ein Widder mit dem Kopf zustieß, ihn rausschmiß, daß er auf der Dorfstraße der Länge nach hinfiel.
Sie blieben, sie versperrten die Tür mit ihren Leibern und schrien dabei:
»Dieb, der unser Geld gestohlen hat! – Dieb! Dieb! Dieb!«
Nachdem sich Jean wieder aufgerafft hatte, antwortete er, stammelnd vor Weh und Zorn:
»Gut, ich geh zum Richter nach Châteaudun, und er wird dafür sorgen, daß ich wieder in mein Zuhause einziehe, und ich werde euch gerichtlich belangen wegen Schadenersatz ... Wiedersehen!«
Er drohte ihnen noch mit der Faust, er verschwand, ging zur Ebene hinauf.
Als die Familie gesehen hatte, daß sich die beiden Männer prügelten, hatte sie sich vorsichtigerweise aus dem Staube gemacht, wegen möglicher Prozesse.
Da stießen die Geierkopfs einen wilden Siegesschrei aus. Endlich hatten sie ihn also auf die Straße gesetzt, den Fremden, der sich widerrechtlich den Besitz angeeignet hatte! Und sie waren wieder heimgekehrt in das Haus, sie hatten ja gesagt, daß sie wieder dahin heimkehren würden! Das Haus! Das Haus! Bei dem Gedanken, daß sie wieder im alten, einst von einem Vorfahren erbauten Vaterhaus waren, wurden sie von einem jähen Anfall toller Freude erfaßt. Sie galoppierten durch die Räume, brüllten sich heiser aus purem Vergnügen, bei sich zu Hause zu brüllen. Die Kinder, Laure und Jules, kamen angelaufen, trommelten auf einer alten Pfanne. Allein Vater Fouan, der auf der Steinbank sitzen geblieben war, sah mit seinen trüben Augen zu, ohne zu lachen,
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