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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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das zuviel war:
    »Ich sag das wegen der ich das sagen muß ... Das springt einem ja in die Augen. Seht euch so was an mit weißen Kleidern! Ich habe hier nicht eine Prozession, ohne daß eine Schwangere dabei ist ... Nein, nein, ihr würdet dem lieben Gott selber auf die Nerven fallen!«
    Er ließ sie stehen, und die Bécu, die stumm geblieben war, mußte zwischen den beiden Müttern Frieden stiften, die sich aufgeregt ihre Töchter vorwarfen; aber sie stiftete Frieden mit so hämischen Andeutungen, daß sich der Streit verschlimmerte. Berthe, ah, ja, man würde schon sehen, wie das ausging mit ihren Samtblusen und ihrem Klavier! Und Suzanne, famose Idee, sie zur Schneiderin nach Châteaudun zu schicken, damit sie sich umlegen lasse!
    Endlich frei, schoß Abbé Godard davon; da sah er sich der Familie Charles gegenüber. Sein Gesicht erstrahlte in einem breiten freundlichen Lächeln, er schwenkte weit seinen Dreispitz. Majestätisch grüßte der Herr, Madame machte ihre schöne Verneigung. Aber es war vorherbestimmt, daß der Pfarrer nicht fortkommen sollte, denn er war noch nicht am Ende des Platzes, als ihn eine neue Begegnung aufhielt. Eine große Frau von einigen dreißig Jahren war es, die wie gut fünfzig wirkte, mit spärlichen Haaren, ausdruckslosem, weichem, kleiegelbem Gesicht; und zerschlagen, ausgepumpt von zu schweren Arbeiten, schwankte sie unter einem Bündel Kleinholz.
    »Palmyre«, fragte er, »warum seid Ihr nicht zur Messe gekommen an einem Tag wie Allerheiligen? Das ist sehr schlecht.«
    Sie stöhnte auf:
    »Sicherlich, Herr Pfarrer, aber wie soll ich das anstellen? – Mein Bruder friert, wir erfrieren zu Hause. Da bin ich losgegangen, um das hier an den Hecken aufzulesen.«
    »Die Große ist also immer noch so hart?«
    »Ach ja! Sie würde lieber verrecken, als uns ein Brot oder ein Scheit Holz hinzuwerfen.« Und mit ihrer jammernden Stimme erzählte sie wieder einmal ihre Geschichte, wie ihre Großmutter sie beide fortgejagt, wie sie sich mit ihrem Bruder in einem verlassenen früheren Pferdestall hatte einqartieren müssen. Dieser krummbeinige, arme Hilarion hatte einen durch eine Hasenscharte verzerrten Mund und war trotz seiner vierundzwanzig Jahre so dumm, so einfältig, daß niemand ihm Arbeit geben wollte. Sie arbeitete also für ihn, arbeitete sich zu Tode, sie brachte für diesen Blödling eine leidenschaftliche Fürsorge, eine heldenhafte Mutterzärtlichkeit auf.
    Während Abbé Godard ihr zuhörte, wurde sein dickes und schwitzendes Gesicht von ungewöhnlicher Güte verklärt, seine Zornesäuglein verschönten sich vor Mildtätigkeit, sein großer Mund zeigte eine schmerzensvolle Huld. Der furchtbare Wüterich, der stets mit einem Windesungestüm aufbrauste, war den Elenden leidenschaftlich zugetan, gab ihnen alles, sein Geld, seine Wäsche, seine Anzüge, so daß man in der Beauce nicht einen Priester gefunden hätte, dessen Soutane verschossener und geflickter war. Mit besorgter Miene durchwühlte er seine Taschen, er steckte Palmyre ein Hundertsousstück zu.
    »Da! Versteckt das, ich habe nichts mehr für andere ... Und ich muß noch mal mit der Großen sprechen, da sie so schlecht ist.«
    Diesmal enteilte er. Als ihm beim Wiederhinaufsteigen des Hanges auf der anderen Seite des Aigre die Luft wegblieb, nahm ihn glücklicherweise der Fleischer aus BazochesleDoyen, der nach Hause fuhr, in seinem Wägelchen mit; und dicht über der Ebene hin und her geschüttelt, verschwand er mit dem tanzenden Schattenriß seines Dreispitzes, der sich gegen den fahlen Himmel abzeichnete.
    Während dieser Zeit hatte sich der Platz vor der Kirche geleert, Fouan und Rose waren soeben zu sich nach Hause hinuntergegangen, wo sich bereits Grosbois befand. Kurz vor zehn Uhr trafen dann auch Delhomme und Jesus Christus ein; aber auf Geierkopf wartete man vergeblich bis Mittag, niemals konnte dieser verdammte Eigenbrötler pünktlich sein. Zweifellos hatte er unterwegs haltgemacht, um irgendwo zu Mittag zu essen. Man wollte sich darüber hinwegsetzen; dann bewirkte die dumpfe Angst, die er mit seinem Dickkopf einflößte, daß beschlossen wurde, die Auslosung erst nach dem Mittagessen, gegen zwei Uhr, vorzunehmen. Grosbois, der von den Fouans ein Stück Speck und ein Glas Wein annahm, trank die Flasche aus, riß eine andere an, war in seinen üblichen Rauschzustand zurückgefallen.
    Um zwei Uhr noch immer kein Geierkopf. Da ging Jesus Christus in dem Bedürfnis nach Fressen und Saufen, das das Dorf an

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