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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Starrköpfigkeit.
    Bis zum Einbruch der Nacht säte Jean. Nach dem Feld Le Poteau kamen die Felder Les Rigoles und Les QuatreChemins dran. Mit langen rhythmischen Schritten ging er die Sturzäcker auf und nieder, und das Getreide in seinem Sätuch brauchte sich auf, die Saat befruchtete hinter ihm die Erde.
     

Kapitel II
    Das Haus von Maître9 Baillehache, dem Notar in Cloyes, lag in der Rue Grouaise, links, wenn man nach Châteaudun geht: ein weißes einstöckiges Häuschen, an dessen Ecke das Seil der einzigen Laterne befestigt war, die diese in der Woche verödete, am Sonnabend von der Woge der zum Markt kommenden Bauern belebte breite gepflasterte Straße erleuchtete. Von fern sah man in der kreidigen Zeile der niedrigen Bauten die beiden Notariatschilder glänzen; und hinten reichte ein schmaler Garten bis zum Loir hinunter.
    An diesem Sonnabend hatte in dem Raum rechts von der Diele, der als Kanzlei diente und der zur Straße hinausging, der kleine Schreiber, ein schmächtiger und blasser Bengel von fünfzehn Jahren, einen der Musselinvorhänge hochgehoben, um die vielen Leute vorübergehen zu sehen. Die beiden anderen Schreiber, ein dickbäuchiger und sehr schmuddliger Alter und ein abgezehrter, vor Ärger verhärmter jüngerer Mann, schrieben auf einem Doppeltisch aus geschwärzter Fichte; dieser Tisch, sieben oder acht Stühle und ein eiserner Ofen, den man erst im Dezember anzündete, selbst wenn es zu Allerseelen schneite, stellten die ganze Einrichtung dar. Die an den Wänden aufgestellten Regale und die an den Ecken abgebrochenen grünlichen Papphefter quollen über von vergilbten Akten, vergifteten den Raum mit dem Geruch verdorbener Tinte und alter staubzerfressener Papiere.
    Und inzwischen saßen und warteten Seite an Seite ein Bauer und eine Bäuerin in ehrfurchtsvoller Reglosigkeit und Geduld. So viele Papiere und vor allem diese so schnell schreibenden Herren, diese beiden gleichzeitig kratzenden Federn stimmten sie ernst und rührten in ihnen Vorstellungen von Geld und Prozeß auf. Die vierunddreißigjährige brünette Frau mit dem freundlichen Gesicht, das durch eine große Nase verunziert wurde, hatte ihre trockenen Arbeiterinnenhände über dem mit Samt verbrämten schwarzen Tuchmieder verschränkt; und mit ihren lebhaften Augen durchwühlte sie die Ecken und träumte dabei offensichtlich von all den dort schlafenden Besitzansprüchen, während der fünf Jahre ältere Mann, fuchsrot und sanft, in schwarzer Hose und ganz neuem langem Kittel aus blauem Leinen, seinen runden Filzhut auf den Knien hielt, ohne daß der Schatten eines Gedankens sein sorgfältig rasiertes, von zwei großen fayenceblauen Augen durchlöchertes breites Terracottagesicht belebte, das unerschütterlich wie ein ruhender Ochse war.
    Aber eine Tür ging auf, Maitre Baillehache, der soeben in Gesellschaft seines Schwagers, des Hofbesitzers Hourdequin, zu Mittag gespeist hatte, kam zum Vorschein, hochrot, frisch noch für seine fünfundfünfzig Jahre, mit dicken Lippen, eng beieinanderstehenden Augen, deren Fältchen ihm einen stets lachenden Blick gaben. Er trug einen Kneifer und hatte den Tick, ständig an den langen, grau werdenden Haaren seines Backenbarts zu zupfen.
    »Ah! Sie sind's, Delhomme!« sagte er. »Vater Fouan hat sich also zur Aufteilung entschlossen?«
    Es war die Frau, die antwortete:
    »Gewiß doch, Herr Baillehache ... Wir haben uns alle verabredet, um uns einig zu werden und damit Sie uns sagen, wie man's machen soll.«
    »Gut, gut, Fanny, wir werden sehen ... Es ist eben erst ein Uhr, wir müssen auf die andern warten.« Und der Notar plauderte noch einen Augenblick, fragte nach dem seit zwei Monaten sinkenden Getreidepreis, erwies Delhomme die freundliche Beachtung, die man einem Landwirt schuldete, der einige zwanzig Hektar, einen Knecht und drei Kühe sein eigen nannte. Dann ging er in sein Arbeitszimmer zurück.
    Die Schreiber, die das Kratzen ihrer Federn übertrieben, hatten nicht den Kopf gehoben; und von neuem warteten die Delhommes reglos. Die hatte Glück gehabt, diese Fanny, daß sie von einem ehrbaren und reichen Liebsten geheiratet worden war, sogar ohne schwanger zu sein, sie, die für ihr Teil von Vater Fouan nur ungefähr drei Hektar erwartete. Übrigens bereute ihr Mann es nicht, denn er hätte weder eine verständigere noch eine rührigere Hausfrau finden können, so daß er sich in allen Dingen lenken ließ, weil er von beschränktem Geist war, aber so ruhig, so rechtschaffen, daß man

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