Die Erfinder Des Todes
Weise ermordet worden waren, die sich mehr oder weniger genau an die Einzelheiten in einem ihrer Romane hielt, dann wurde das Zufallsprinzip bei diesem Zusammentreffen so stark strapaziert, dass man darauf aufmerksam werden musste.
Fiona wog die ihr bekannten Tatsachen gegen ihre Erfahrungen ab. Ja, es gab so etwas wie Mörder, die Morde kopierten. Und Jane Elias' Mörder hätte am Anfang seiner Serie ebenso gut ein solcher Nachmacher sein können wie ein Serientäter, wenn man die Entfernung der Opfer voneinander und die offensichtlich sehr unter-schiedlichen Todesarten berücksichtigte.
Aber Fiona hatte sich noch nie für die Zufallstheorie erwärmen können.
Sie stand auf, verließ ihren Schreibtisch und rannte zum Gästezimmer hinunter, wo Kits große Sammlung von Kriminalromanen die Wände vom Boden bis zur Decke bedeckte. »Alphabetische Anordnung wäre ja auch viel zu einfach«, sagte Fiona seufzend zu sich selbst.
Sie überflog die Titel auf den Regalen, wo sie eines von Georgias Büchern suchte. Das erste, das sie fand, war Last Rights, der letzte Teil einer Trilogie, die sie zwei Jahre zuvor beendet hatte. Fiona schlug das Buch hinten auf und las die Umschlagklappe mit der Biografie der Autorin.
Mehrere von Georgias Büchern waren fürs Fernsehen bearbeitet worden, einschließlich der Gerichtsromane. Nur ein einziger Band, ein Psychothriller, dessen drastische Gewaltszenen viele Leser zutiefst erschüttert hatten, war verfilmt worden. And Ever More Shall Be So war ein britischer Film, der von Channel 4 ge-sponsert und mit minimalem Budget produziert worden war.
Fiona erinnerte sich dunkel, gelesen zu haben, was für ein Erfolg er war. Etwas an dem Film hatte die Aufmerksamkeit des Massenpublikums auf sich gezogen, und er war auf beiden Seiten des Atlantiks überraschend zum Hit geworden. Die unheimliche, ätherische Titelmusik mochte wohl dazu beigetragen haben. »Green Grow the Rushes-O«, von der Solo-Sopranstimme eines Jungen wie ein Klagelied gesungen, bildete einen melancholischen Gegensatz zu den alptraumhaften Szenen des Films. Irgendwie war sie nie dazu gekommen, ihn zu sehen, aber Kit kannte ihn sicher.
Jetzt brauchte sie nur das Buch zu finden. Unter den zwei- oder dreitausend hier konnte das doch nicht so schwer sein, oder?
Systematisch ging Fiona langsam an den Regalen entlang und hielt inne, wann immer sie auf Georgias Namen stieß. Wie zum Teufel fand er denn überhaupt jemals etwas, fragte sie sich. Und warum konnte er nie ein Buch wegwerfen, auch wenn er es noch so ausdrücklich als Schund bezeichnete?
Ungefähr in der Mitte der zweiten Wand fand Fiona, was sie suchte. Die erste Ausgabe von And Ever More Shall Be So mit einer persönlichen Widmung auf der Titelseite in Georgias überraschend ordentlicher Handschrift. »Dem lieben Kit, schon jetzt ein überragender Künstler. Mit einer herzlichen Umarmung, Georgia Lester.« Wie typisch für Georgia, dachte Fiona mit einem spöttischen Lächeln.
Fiona knipste das Licht aus und ging wieder nach oben ins Dachgeschoss. Sie machte es sich auf dem Futon bequem und zog die Decke über die Beine, damit ihr nicht kalt wurde. Dann begann sie die Seiten umzublättern. Aber was sie da las, vertrieb jeden Gedanken an schlichte Aufmunterung.
Kapitel 32
Steve streckte den Arm vor, um die Aufzugtüren am Schließen zu hindern. Sie gingen wieder auf, und er stand DC Joanne Gibb genau gegenüber. »Morgen, Joanne«, sagte er.
»Morgen, Chef. Darf ich fragen, wie das Katzbuckeln gelaufen ist?«
Steve verzog das Gesicht. »Sagen wir mal, wir bewegen uns in die richtige Richtung. Dr. Cameron wird mir den Kontakt mit einem ihrer Doktoranden vermitteln, der die Analyse machen wird. Wenn ich das Geld dafür auftreiben kann.«
»Aber wir könnten doch mit dieser Methode wirklich Fortschritte machen«, sagte Joanne empört. »Sicher wird Commander Telford einsehen, dass man diese Spur verfolgen muss?«
Steve lächelte. »Ich kann ihn hoffentlich davon überzeugen.«
Auf ihrem Stockwerk kam der Aufzug schaukelnd zum Stillstand. »Wünsch mir Glück. Ich werde dich und Neil in fünfzehn Minuten in meinem Büro sehen.«
Steve ging an abweisenden Türen vorbei den Korridor hinunter, bis er zum Büro seines Vorgesetzten kam. Er klopfte und wartete auf die Aufforderung einzutreten. David Telford saß hinter einem so aufgeräumten Schreibtisch, dass Steve hätte wetten können, es war der ordentlichste im ganzen Haus. Kein einziges loses Blatt Papier
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