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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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verunzierte die polierte Oberfläche.
    Schreibzeug stand dicht gedrängt in einem Metallständer, ein Notizblock lag beim Telefon, und das war alles. Nur Telfords gerahmte Auszeichnungen und sein Diplom in Volkswirtschaft von der Aston University zierten die sonst kahlen Wände.
    »Setzen Sie sich, Steve«, sagte er mit ernstem Gesicht. Er war entschlossen, den Gedanken, irgendjemand anders als Steve Preston könnte an dem Fiasko im Fall Francis Blake schuld sein, aus dem kollektiven Gedächtnis der Metropolitan Police auszulöschen. Steve begriff das und wusste, dass dies der Grund war, weshalb Telford — oder Teflon, wie er in den unteren Diensträngen genannt wurde — ihn behandelte, als brächte er schlechten Geruch in sein Büro.
    »Danke, Sir.« Manchmal war es wirklich ein Kreuz, das Spielchen mitzumachen, aber Steve war seine Arbeit zu wichtig, um ernsthaft an eine Alternative zu denken.
    »Also immer noch kein Fortschritt?« Telfords Frage beinhaltete bereits die Antwort, die er gern gehört hätte. Steve wusste, dass ihm das Image wichtiger war als Gerechtigkeit. Susan Blanchards Mörder zu finden stand nicht oben auf Teflons Prioritätenliste. Es war besser, wenn seine Leute den tatsächlichen Mörder nie fanden, damit die Öffentlichkeit weiterhin denken konnte, Francis Blake sei der Met durch den für den Prozess zuständigen Richter und nicht durch ihre eigene unorthodoxe Sonderaktion durch die Lappen gegangen.
    »Im Gegenteil, Sir. Ich glaube, wir haben eine neue Richtung für die Ermittlungen erarbeitet.« In allen Einzelheiten legte Steve die neuen Indizien über den Radfahrer dar und schilderte, was Joanne bei ihrer Durchforstung der Akten gefunden hatte. »Ich brauche jetzt die Genehmigung, ein geografisches Profil in Auftrag zu geben, das auf diesem Bündel von Fällen basiert, damit wir zu brauchbaren Tatverdächtigen kommen können«, schloss er.
    Telford runzelte die Stirn. »Das ist alles ein bisschen dünn, oder? Es gibt keine klaren Indizien, scheint mir?«
    »Das Problem ist in diesem Fall von Anfang an der Mangel an klaren Beweisen gewesen. Keine Spuren am Tatort, relativ wenige Zeugenaussagen, keine offensichtliche Beziehung zwischen Mörder und Opfer. Es ist klar, dass der Täter Erfahrung im Verwischen von Spuren hat, und das lässt darauf schließen, dass er schon früher sexuell motivierte Überfälle begangen hat. Seit Aufnahme der Ermittlungen ist dies der erfolgversprechendste Ansatz, Sir.«

    »Ihr klammert euch an einen Strohhalm«, kritisierte Telford.
    »Ich glaube, es ist schon etwas mehr, Sir.« Die Worte »bei allem Respekt« lagen ihm auf der Zunge, aber er hielt sich zurück, diese Lüge wollte er nun doch nicht aussprechen. »Es ist eine taugliche Strategie für die Untersuchung. Früher oder später werden wir, wenn wir ihn nicht lösen, wegen dieses Falls wieder unter die Lupe genommen. Und wenn das geschieht, würde ich gerne sagen können, dass wir nichts unversucht gelassen haben.«
    »Ich dachte, Dr. Cameron habe sich öffentlich geweigert, jemals wieder mit uns zusammenzuarbeiten?« Telford schlug eine andere Richtung ein, von Steves unterschwelliger Drohung verunsichert, den Fall in der Öffentlichkeit breitzutreten.
    »Frau Dr. Cameron würde die Analyse nicht machen, Sir. Wir würden ein anderes Mitglied ihrer Abteilung beauftragen.«
    Telford grinste. »Da kriegt sie also eins aufs Dach.«
    Steve sagte nichts. Vielleicht würde Gehässigkeit gewinnen, wo Vernunft nicht weiterkam.
    Telford drehte sich auf seinem Stuhl und schien sein Diplom zu studieren. »Na ja, also gut, dann machen Sie eben Ihre Analyse.« Er drehte den Stuhl abrupt wieder zurück und sah Steve an. »Nur bauen Sie dieses Mal keinen Mist, Superintendent.«
    Steve ging mit geballten Fäusten in sein Büro zurück. Wie wundervoll es wäre, Susan Blanchards Mörder zu finden, dachte er. Na klar, Telford würde offiziell die Lorbeeren einsammeln, aber alle bei der Polizei würden Bescheid wissen. Damit wäre in vieler Hinsicht der Gerechtigkeit Genüge getan.
    Er stieß die Tür zu seinem Büro auf, wo DC Neil McCartney und Joanne auf ihn warteten. Neil war ein großer, etwas unordentlicher Typ Mitte zwanzig. Steve hatte ihn nie anders als leicht zerzaust gesehen. Neil konnte sich nie auf einen Stuhl setzen, ohne sich hinzuflegeln. Steve fragte sich oft, wie der Junge wohl in Uniform aus-gesehen hatte. Sein Äußeres allein hatte wahrscheinlich bewirkt, dass er bei erstbester Gelegenheit zur

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