Die Erfinder Des Todes
entsprechenden Tatorte auf einem in ihren Computer eingescannten Stadtplan eintragen. Das in ihren Computer geladene, sehr effiziente Programm für geografische Profile würde die Punkte auf dem Stadtplan mit einer komplexen Reihe von Algorithmen bearbeiten. Es ließen sich damit Gegenden herausfiltern, wo der Täter wahrscheinlich seinen Wohnsitz oder Arbeitsplatz haben könnte. Dann konnte sie zusätzlich zu diesen Ergebnissen die Tatorte eingeben, und wenn sie nicht wesentlich von den Bereichen abwichen, die der Computer errechnet hatte, würde sie möglicherweise Berrocal den Stadtteil benennen können, wo der Mörder zu Hause war.
Fiona dachte daran, dass man sie vor zehn Jahren noch ausgelacht und vom Podium gejagt hätte, wenn sie zu erklären gewagt hätte, dass eine Kombination aus psychologischem Täterprofil, Deliktverknüpfung und geografischem Profil zur Ergreifung eines Mörders führen könne. Damals gab es keine leistungsfähigen Computerprogramme, mit denen man die Zahlen schnell genug verarbeiten konnte. Das wäre auch nicht anders gewesen, wenn man dies als einen Bereich angesehen hätte, mit dem zu experimentieren sich lohnte. Die Welt polizeilicher Ermittlungen hatte sich schneller geändert, als man sich hatte vorstellen können. Endlich war die Technik so weit, dass sie die Kriminellen mit ihrer Fähigkeit, immer einen Schritt voraus zu sein, überholte. Und sie hatte das Glück, Teil dieser Revolution zu sein.
Morgen früh würde sie ihre Fertigkeiten wieder einmal unter Beweis stellen können. Die Zusammenarbeit mit der Polizei bei der Suche nach einem Mörder war das Aufregendste, was sie je getan hatte. Sie verlor dabei nie aus den Augen, dass sie es mit wirklichen Menschenleben zu tun hatte, nicht nur mit einer Reihe mathematischer Größen und Computerberechnungen.
Wenn ihr Einsatz kein Leben retten konnte, war er letzten Endes sinnlos. Und so wurde jeder Fall, mit dem sie zu tun hatte, nicht nur zu einer beruflichen Herausforderung. Er war nichts weniger als eine Messlatte, die sie an sich selbst anlegte.
Kapitel 10
Fiona kam kurz nach elf Uhr vormittags in das verrauchte Büro.
Berrocal und seine beiden Mitarbeiter waren alle in Telefongespräche vertieft und schauten kaum auf, als sie eintrat.
Sie hatte ihren Bericht morgens um acht an Berrocal gefaxt, weil sie wusste, er würde Zeit brauchen, um die Unterlagen zusammenzustellen, die sie benötigte. Sie hatte die drei Stunden zu einem gemütlichen Frühstück mit Kit im Bett genutzt und ihn dann begleitet, um den El Greco zu sehen, den man unbedingt gesehen haben musste, das Begräbnis des Grafen von Orgaz, das in grandioser Abgeschiedenheit in einem Anbau der Kirche San Tomas ausgestellt war. Damit hatte der Tag besser angefangen als mit dem Lesen von Polizeiakten.
Die Stöße von Aktenordnern auf ihrem Schreibtisch sahen genauso aus wie am Tag zuvor. Sie wartete, bis Berrocal den Hörer auflegte, und sagte dann: »Hallo. Sind die Berichte über Vandalismus und Überfälle noch nicht hier?«
Berrocal nickte. »Sie liegen da auf Ihrem Tisch. Die ungelösten links, die gelösten rechts. Sie sind von den letzten zwölf Monaten.«
»Schnelle Arbeit.«
Er zuckte mit den Schultern. »Die Kollegen wussten, dass ich ihnen auf den Fersen bleiben würde, bis sie mir das lieferten, was Sie verlangt hatten. Hier schiebt man gern eine ruhige Kugel. Kann Ihnen jemand helfen, oder müssen Sie alles selbst lesen?«
»Leider muss ich die Daten selbst analysieren«, sagte Fiona.
»Wie steht's mit einem Stadtplan?«
Berrocal hob einen Finger, wie um sich selbst zu erinnern. »Hier habe ich ihn.«
Er wandte sich dem noch unbesetzten Schreibtisch zu; wühlte in der oberen Schublade und zog eine kleine Touristenkarte und einen größeren, ausführlicheren Straßenplan heraus. »Ich war nicht sicher, welcher sich für den Zweck am besten eignet«, fügte er hinzu und reichte ihr die Karten.
»Ich vermute, Sie haben keinen Scanner hier?«, fragte Fiona ohne viel Hoffnung.
Berrocal hob die Schultern. »Irgendwo muss einer sein.«
»Ich brauche den detaillierten, eingescannten Plan als GIF-Datei«, sagte sie, öffnete ihren Laptop-Koffer und holte eine leere Diskette heraus. »Wenn Sie es auf eine Diskette speichern lassen können, kann ich es auf mein System kopieren.«
Er nickte, wandte sich an den näher stehenden der zwei Kriminalbeamten und knurrte ein paar Worte auf Spanisch. Der Angesprochene beendete eilig sein Gespräch und warf
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