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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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An Händen und Füßen zusammengebunden, verbrachte sie die Nacht im Kofferraum, während er die Interstate entlangfuhr, wach gehalten von Adrenalin und Nikotin.
    Gegen zehn am Morgen war er zu Hause gewesen. Er hatte sie in das von dichtem Wald umgebene Haus getragen, weitab von der Gefahr neugieriger Blicke, und hatte angefangen, sie zu seiner Sklavin zu machen. Festgebunden auf einer Bank in seiner Werkstatt hatte La Quinta erfahren, dass es Schmerz in vielerlei Art und Form gibt. Der verzögert wahrgenommene Schmerz vom Schnitt einer Rasierklinge. Das leichte Brennen einer Brandverletzung, das sich mit tobender Qual nach innen bohrte, während der Gestank von versengtem Fleisch aufstieg.
    Das qualvolle Absterben von Gewebe, das bis zum Gehtnichtmehr gequetscht wurde. Der unerträgliche Dauerschmerz eines gebrochenen Knochens, dem nie genug Zeit gegeben wurde, wieder zu heilen. Die dumpfe Pein eines Schlags, mit dem genau auf innere Organe unter der Haut gezielt wurde. Es dauerte Tage, bis sie starb.
    Er hatte jeden Augenblick genossen.
    Dann hatte er sie nach Hause zurückgebracht. Nicht ganz nach Hause, natürlich. Das wäre leichtfertig gewesen. Er fuhr sie auf einer stillen, abgelegenen Straße bis zur ersten Kurve nach der Bezirksgrenze, dann legte er die Leiche ausgestreckt auf den Asphalt, so dass der nächste Fahrer, der ahnungslos vorbeikam, sie unter den Rädern zermalmen würde.
    La Quinta rüttelte sie wach und ließ sie endlich aufmerksam werden. Er hatte genug gelesen, um zu wissen, was als Nächstes geschehen würde. Eine dringende Anfrage beim FBI und dann eine computergestützte Suche im ganzen Land, um ähnliche Fälle zu finden. Sobald sie sicher waren, dass es ihm ernst war, würde die ganze Sache anlaufen. Genau nach seiner Vorhersage erschienen die Macher im grauen Zwirn. Und dann war zu guter Letzt sie eingeflogen und sah sich am Flughafen von einer Schar von Kameras umgeben.
    Jetzt konnte das Spiel endlich losgehen.
    Jay Schumann war da. Dr. Jay Schumann, die Kriminalpsychologin, die eine lukrative Privatpraxis aufgegeben hatte und die berühmte intellektuelle Geheimwaffe des FBI wurde. Jay Schumann, die im Alleingang das angekratzte Image des psychologischen Profilings mit einer Reihe von spektakulären Erfolgen wiederhergestellt hatte. Jay Schumann mit diesen eindringlichen dunklen Augen, die so stark mit ihrem hellblonden Haar kontrastierten, eine Gelegenheit für Pressefotos, die der Riege der farblosen Experten ein menschliches Gesicht gaben. Jay Schumann, deren Ausstrahlung ihre Chefs auf die Idee gebracht hatte, sie könnten ihre Fähigkeiten nicht nur gegen Kriminelle, sondern auch im Umgang mit der Presse nutzen.
    In den zwanzig Jahren, seit sie ihn so rücksichtslos und unnötig am Abend ihres Abschlussballs der Senior High School gedemütigt hatte, waren sie beide von der kleinen Stadt in Neuengland aus weit herumgekommen. Aber er hatte niemals ihre Verachtung vergessen, die ihn wie ein Peitschenhieb getroffen und für sein ganzes Leben gezeichnet hatte.
    Die ersten fünf waren seine Lehrobjekte gewesen. Mit den nächsten fünfzehn würde er sein Können perfektionieren. Für jedes verschwendete Jahr eine Leiche. Und dann, erst dann, würde er Jay Schumann erlauben, in privater wie beruflicher Hinsicht persönlich auf ihren Rächer zu treffen.
    Es war noch ein weiter Weg bis dorthin. Aber jetzt bearbeitete Jay Schumann seinen Fall. Endlich konnte die eigentliche Vergeltung beginnen.

Kapitel 14
    Fiona warf einen letzten Blick auf ihre Notizen und schaute dann auf den halb leeren Vortragssaal. »Zusammenfassend möchte ich sagen: Der schreckliche alte Frauenfeind Paulus schreibt: >Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.< So machen es die meisten.
    Aber der Soziopath ist anders geartet. Die meisten von uns begreifen, dass wir nicht Mittelpunkt des Universums sind und dass andere Menschen mit uns zusammen auf der Bühne unseres Lebens stehen. Die soziopathische Persönlichkeit vollbringt diese Anpassungsleistung niemals. In ihrer begrenzten Weltsicht existieren andere nur in einer Form unterhalb des menschlichen Niveaus. Für den Soziopathen haben sie nur eine einzige nützliche Funktion: seine Bedürfnisse zu befriedigen und seinen Wünschen zu entsprechen.« Sie lächelte hinterlistig. »Deshalb werden aus ihnen gute Industriekapitäne.« Es gab deprimierend

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