Die Erfinder Des Todes
ich dich und Fiona getroffen habe. Ehrlich gesagt war der Hauptgrund, weshalb ich zu der Party heute Abend gekommen bin, meine Hoffnung, ich würde ein paar gut gelaunte Gesichter sehen. Durch die Sache mit Drew Shand hat sich eine furchtbare Missstimmung unter den schottischen Krimiautoren breit gemacht. Wir haben uns in den letzten zwei Wochen alle gegenseitig angerufen und uns vergewissert, dass wir noch am Leben sind.«
»Du hast so eine Ader fürs Melodrama, Helen«, neckte sie Kit.
»Ich meine es ernst«, widersprach Mary Helen. »Es war ein entsetzlicher Schock für uns alle.«
»Aber es gibt doch bestimmt keine Bedrohung für euch andere?«, fragte Fiona. »Ich dachte, die Polizei sei ziemlich sicher gewesen, dass er von jemandem umgebracht wurde, den er am gleichen Abend in der Schwulenbar kennen gelernt hatte, wie hieß sie noch gleich?«
»Barbary Coast«, half Kit aus. »Also, außer wenn du insgeheim Mitglied bei den Sadomasochisten bist und wir über dein geheimes zweites Leben nichts wissen, bist du wahrscheinlich nicht in Gefahr«, fuhr er fort und legte beruhigend einen Arm um Mary Helens Schultern.
»Ich wollte, ich könnte etwas so Aufregendes von mir behaupten«, sagte Mary Helen trocken. »Aber so einfach ist es doch nicht, oder? Ich meine, Drew wurde auf genau die gleiche Weise ermordet, auf die er eines seiner fiktiven Opfer umgebracht hat. Es fällt schwer, nicht den Schluss zu ziehen, dass der Mörder, wer immer er sein mag, eine morbide Faszination für das Genre hat. Du weißt doch mit solchen Dingen Bescheid, Fiona. Würdest du mir nicht Recht geben?«
Unter dem scharfen Blick von Mary Helens blauen Augen geriet Fiona in Verlegenheit und hob die Schultern. »Schwer zu sagen.
Ich weiß nicht mehr über den Fall als alle anderen, die die Zeitungen lesen und im Internet surfen.«
»Du musst doch irgendeine Theorie haben«, drang Mary Helen in sie. »Schließlich ist es dein Fach. Komm, zier dich nicht, du bist doch hier unter Freunden.«
Fiona verzog das Gesicht. »Meiner Meinung nach finden sich da alle Merkmale eines Stalkers, der auch mordet. Jemand hat seine Besessenheit für Drew und seine Bücher bis zu einem solchen Grad entwickelt, dass er sein zwanghaftes Verhalten nur auflösen konnte, indem er den Gegenstand seines inneren Zwangs zerstört hat. Und die Tatsache, dass Drew ihm die perfekte Vorlage dazu lieferte, war einfach nur großes Pech bei der ganzen Sache. Wenn ich Recht habe, dann seid ihr anderen genauso sicher, wie ihr es wart, bevor Drew starb. Spanner übertragen ihre Besessenheit im Allgemeinen nicht auf ein anderes Objekt.«
»Also, Mary Helen. Jetzt kannst du heute Abend ruhig schlafen«, sagte Kit.
»Du bist ein herablassender kleiner Mistkerl, Kit Martin«, sagte Mary Helen und gab ihm einen scherzhaften Stoß gegen die Schulter. »Danke, Fiona. Ich fühle mich schon ein bisschen besser, nachdem ich das gehört habe, und werde es bei meinen Kollegen im Norden weitersagen.«
»Moment mal, Mary Helen«, widersprach Fiona. »Ich weiß nichts Genaues. Was ich gesagt habe, ist reine Vermutung.«
Mary Helen strahlte sie an. »Das kann ja sein, aber es hört sich logischer an als die Plattheiten, die wir von der Polizei gesagt bekommen. Also, jetzt muss ich euch verlassen, weil ich mich mit meiner Verlegerin zusammensetzen muss, wenn sie sich einen Moment von Adam losreißen kann.«
Sie sahen ihr nach, und Fiona schüttelte hilflos den Kopf. »Ich fall doch jedes Mal darauf herein. Sie braucht mich nur mal kurz mit ihrem funkelnden Blick und den Grübchen anzustrahlen, und schon kann sie mich um den Finger wickeln.«
»Ach, ärgere dich nicht. Sie macht es doch mit allen so«, sagte Kit und griff an ihr vorbei nach einem weiteren Glas Wein.
»Wir lassen uns alle von Mary Helens Rolle als der lieben alten Dame hereinlegen. Und ich glaube auch, es war wichtig für sie, sich beruhigen zu lassen. Sie meinte das nicht als Scherz, dass viele sich über Drews Tod aufregen. Adams Lektor hat mir gerade erzählt, dass Georgia sich weigert, nächsten Monat ihre Lesereise anzutreten, es sei denn, ihr Verleger stellt ihr einen Bodyguard.«
Fiona lachte. »Höchstens, wenn man ihr den Mund zunähte, würde Georgia Lester einmal eine Gelegenheit verpassen, ganz unverfroren für sich selbst Reklame zu machen. Das weißt du doch. Erinnerst du dich nicht mehr, wie sie bei Waterstone's in Hampstead mit einem Spürhund aufgekreuzt ist, nachdem die IRA eine Bombe in den
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