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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sehen war, der offensichtlich nicht mit seinem Boot umgehen konnte.
    Als sie längsseits kam, legte sie den Leerlauf ein und ließ am Heck eine Leiter hinunter. Der Mann schwamm ungeschickt zum hinteren Ende des Boots und zog sich aus dem eisigen Wasser hoch. »Danke«, keuchte er, öffnete seine Schwimmweste und steckte eine Hand hinein.
    »Sie kennen wohl den See hier nicht«, sagte Jane kurz und tadelnd und wandte sich von ihm ab, um den Gang wieder einzulegen. Den Totschläger sah sie nicht, der durch die Luft auf ihren Schädel zusauste.

Kapitel 19
    Von unten sahen die beiden Frauen an der steilen Bergflanke wie zwei Cursors aus, die sich diagonal über einen lautlosen grünen Bildschirm bewegten. Sie waren schnell vom Wyetal bei Litton Mill zwischen den Bäumen an der alten Eisenbahnlinie hinaufgestiegen und auf die kahle Seite des Bergs gekommen, wo sogar die Schafe das Klettern unterhalb der Kalksteinklippen vermieden. Sie erreichten den höchsten Punkt ihrer Klettertour, und Fiona, die auf dem vertrauten Gelände schneller war und auf Caroline wartete, die die letzten zwanzig Meter nach oben keuchte, hielt bei einem Felsbrocken an, auf dessen Rand man sitzen konnte. Mit einem liebevollen Lächeln sah sie auf ihre Gefährtin hinunter.
    Als Fionas kleine Schwester Lesley am St. Andrews College studierte, hatte sie über sich selbst genauso viel gelernt wie über ihre Studienfächer. Eine Entdeckung war unter anderem die Beschaffenheit ihrer Neigungen. Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung hatte sie gerade die erste Liebe heftig ergriffen. Als ihre Eltern herausfanden, welcher Natur diese Liebe gewesen war, wurde es noch schwieriger für sie, mit dem Tod ihrer Tochter fertig zu werden. Fiona war jedoch nicht überrascht gewesen, dass der Mensch, der das Bett mit ihrer Schwester teilte, eine Frau war. Lesley hatte es ihr nicht ausdrücklich gesagt, aber Fiona hatte die Art und Weise, wie sie über ihre Freundin Caroline Matthews sprach, durchaus richtig gedeutet.
    Weil sie ihre Beziehung geheim gehalten hatten, war Fiona der einzige Mensch, mit dem Caroline richtig trauern konnte. Und es war kaum erstaunlich, dass aus dem gemeinsamen Kummer eine Freundschaft entstanden war. Jetzt, zwölf Jahre später, trafen sich Fiona und Caroline, wann immer Caroline in London war, und sie standen über Telefon und E-Mail in Verbindung.

    Mindestens dreimal im Jahr aber trafen sie sich und gingen im Peak District wandern.
    Caroline war am St. Andrews College geblieben und lehrte jetzt dort als Dozentin für Mathematik. Das Leben war für sie weitergegangen wie für Fiona auch. Aber für beide war Lesleys Verlust eine Erfahrung, die ihre Beziehungen zu anderen Menschen für immer geprägt hatte. Und das Schuldgefühl, das sie beide gegenüber Lesley empfanden, bedeutete für sie, dass sie einander nie im Stich lassen würden.
    Caroline erreichte schnaufend und mit rotem Gesicht den Gipfel.
    Sie ließ sich japsend und außer Atem auf einen Stein in Fionas Nähe fallen. »0 Gott«, stöhnte sie, »ich hab überhaupt keine Kondition mehr. Das war so ein schlapper Sommer, wir sind fast gar nicht dazu gekommen, in die Berge zu gehen.«
    »Hört sich so an, als hättest du's auch nicht zum Trainieren ins Studio geschafft«, äußerte Fiona.
    Caroline verzog das Gesicht. »Julia hat in ihrer Mittagspause Steptanz angefangen und das Training aufgegeben. Und wir haben beide beruflich so viel zu tun, dass sie sich über mich ärgert, wenn ich unsere zwei freien Abende im Studio verbringe.
    Immer nehme ich mir vor, früh aufzustehen und noch vor der Arbeit zu gehen. Aber dann packe ich es nie.«
    »Du würdest dich besser fühlen, wenn du es schaffen könntest hinzugehen.« Fiona machte ihren Rucksack auf und nahm ihre Wasserflasche heraus.
    »Fiona ...« Carolines Stimme hatte einen warnenden Unterton.
    Fiona lachte. »Tut mir Leid, du hast ja Recht. Ich bin nicht deine Mutter. Halt die Klappe, Fiona.« Sie streckte die Hand aus, und Caroline gab ihr einen leichten Schlag aufs Handgelenk. Es war eine eingespielte Szene, entstanden aus den frühen Tagen ihrer gemeinsamen Trauer. Als Ersatz für die Fürsorge, die sie ihrer Schwester nicht mehr zukommen lassen konnte, hatte sich Fiona übertrieben um Caroline gesorgt.

    Fiona nahm einen Schluck Wasser und bot es Caroline an, die den Kopf schüttelte. »Wenn ich jetzt etwas trinke bei dieser Temperatur, dann muss ich in fünf Minuten pinkeln. Und ich kann hier auf die nächste halbe Meile kein

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