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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Wahnsinn. Wenn sie ohne Auto in der Stadt ist, hole ich sie immer ab. Sie sagt, sie komme sich vor wie ein Teenager, dessen Mutter misstrauisch ist und glaubt, die Tochter lasse sich von einem stadtbekannten Rüpel hinter dem Fahrradstand abküssen.«
    Caroline lachte leise. »Einmal – wir kannten uns noch nicht so lange – bestand sie darauf, dass ich sie nach einem Elternabend nicht abholen sollte. So wartete ich draußen vor der Schule, bis sie herauskam. Ich folgte ihr nach Hause. Und sie bekam fast einen Herzschlag, weil sie hinter sich Schritte hörte, als sie durch eine der kleinen Gassen in der Altstadt ging und dachte, sie würde gleich überfallen. Da ist ihr klar geworden, dass mein ständiger Wunsch, sie abzuholen, mehr mit meinen Ängsten zu tun hatte als mit ihrer Schwäche. Jetzt gibt sie sich damit zufrieden, obwohl es sie eigentlich sehr stört. Fiona, du musst Kit sagen, warum dieser Drohbrief für dich eine so große Bedeutung bekommen hat. Wenn er ihn für unwichtig hält, hat er wahrscheinlich Recht. Er weiß, was für Korrespondenz er normalerweise bekommt. Aber er muss wissen, dass du ihn nicht einfach nur bemutterst. Dass es einen tieferen Grund für dein Benehmen gibt.«
    Fiona starrte auf die Kalkfelsen auf der anderen Seite des Tals.
    »Ich dachte, ich sei hier die Psychologin.« Ihre Stimme zitterte leicht. »Ja, na ja, Frau Psychologin, dann analysieren Sie sich mal selbst.« Fiona betrachtete die abgestoßenen Kappen ihrer Wanderschuhe. »Wahrscheinlich hast du Recht. Ich sollte ihm besser erklären, was ich meine.« Sie schaute hoch und traf Carolines festen Blick. »Aber ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihm etwas zustoßen würde.« Ihre Augen glänzten feucht.
    Caroline zog Fiona zu sich heran und umarmte sie fest. »Ich weiß.«
    Fiona löste sich mit einem schwachen Lächeln aus ihrer Umarmung. »Ich werde mit ihm reden, wenn ich nach Hause komme.
    Ich versprech's. Also, wollen wir hier herumstehen, bis wir uns verkühlen, oder gehen wir ins Monsal Head Pub?«
    Caroline tat so, als denke sie nach. »Ich glaube, wenn ich's mir so recht überlege, nehme ich doch lieber das Pub.«
    »Wer zuerst am Damm ist, gewinnt«, sagte Fiona und fegte mit mörderischem Tempo den Hang hinunter.
    »Du hast gewonnen«, murmelte Caroline und folgte mit einer vernünftigeren Geschwindigkeit. Auch nach zwölf Jahren war Lesleys Tod immer noch das entscheidende Ereignis in ihrer beider Leben. Wie sehr sie sich auch mühten, es hinter sich zu lassen, es war da und bereit, sie zu überfallen, dachte sie.
    Manchmal fragte sie sich, ob es ihnen jemals gelingen würde, sich von diesem Schatten zu befreien, der sie umfing. Oder ob sie das überhaupt wollten.
    Fiona schritt von der U-Bahn-Station den Dartmouth Park Hill hinauf, entschlossen, die Sache mit Kit zu klären. Caroline hatte Recht. Sie hatte sich einfach nicht zu akzeptieren erlaubt, was wirklich hinter ihrem Drängen stand, dass er den Brief ernst nehmen müsse. Mit gesenktem Kopf watete sie durch die herabgefallenen Blätter und überholte mit Leichtigkeit die späten Pendler, die von ihren Büros nach Hause kamen. Sie erreichte die Kreuzung, an der sie nach links in ihre Straße einbiegen musste, in Rekordzeit und beschleunigte ihre Schritte, als es bergab ging. Sie war jetzt er-wartungsvoll und nur allzu bereit, sich zu entschuldigen und alles zu erklären.
    So enttäuschte es sie tief, als sie die Tür öffnete und Kit rufen hörte: »Wir sind hier oben.« Wer immer der zweite Teil des
    »Wir« sein mochte, sie war nicht in der Stimmung für Gäste.
    »Ich zieh nur meine Stiefel aus«, rief sie. Den Rucksack warf sie auf den Boden, die Jacke hängte sie über den Treppenpfosten, schnürte die Stiefel auf und zog sie aus. Genüsslich wackelte sie mit den befreiten Zehen. Ihre häufig getragenen Stiefel waren zwar bequem, aber trotzdem engten sie die Füße ein. Sie nahm aus der Küche ein Glas mit, denn wenn Kit einen Gast hatte, hatte er bestimmt schon eine Flasche Wein aufgemacht. Dann ging sie zum Wohnzimmer im ersten Stock hinauf.
    Die Lampen waren erleuchtet und warfen in dem geräumigen Zimmer warme Lichtkreise. Kit saß mit einem Glas in der Hand in seinem Lieblingssessel. Alles wäre genau richtig gewesen, wäre er nur allein gewesen. Aber seine Gefährtin war der letzte Mensch, den Fiona jetzt sehen wollte.
    Auf dem Sofa zusammengekauert saß Georgia Lester. Ihre Sandalen mit Riemchen hatte sie auf den Teppich fallen

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