Die Erfinder Des Todes
wichtigen Fall ein Mordsglück gehabt, wie sie es vertraulich umschrieb, als er ein Profil erstellte, das er später immer wieder ausschlachtete. Und er versäumte nie, den Medien bei allen möglichen Gelegenheiten Kommentare und Interviews zu geben, so viele sie wollten. Wenn die Polizei in einem Fall eine Verhaftung vornehmen konnte, für den er ein Täterprofil erstellt hatte, war er immer schnell dabei, dies als sein Verdienst zu reklamieren; wenn es nicht so weit kam, war es nie seine Schuld. Würde Francis Blake als verdächtigter Täter nun Horsforth zugewiesen, so würde dieser, dessen war sich Fiona sicher, schon ein irgendwie auf den Mann zugeschnittenes Profil zusammenbasteln.
»Dann will ich nichts mehr mit der Sache zu tun haben«, sagte Fiona bestimmt.
»Allerdings hast du nichts mehr damit zu tun, das kannst du mir glauben«, sagte Steve bitter. »Sie haben beschlossen, deine fachliche Beratung und meine persönliche Meinung zu übergehen. Sie tüfteln an einem Täuschungsmanöver, in Szene gesetzt von Horsforth.«
Fiona schüttelte deprimiert den Kopf. »Ach, verdammt noch mal«, explodierte sie. »Das ist doch eine Schnapsidee. Selbst wenn ich dächte, Blake sei euer Mann, wäre ein Täuschungsmanöver doch eine furchtbar blöde Idee. Vielleicht könnte man ja etwas zusammenbekommen, das sich vor Gericht verwenden ließe, wenn ein geschulter Psychologe mit jahrelanger therapeutischer Erfahrung die Aktion leitete, aber beim besten Willen — eine junge Polizistin loszuschicken, die von einem Bescheuerten wie Horsforth Instruktionen bekommt, das ist doch das ideale Rezept für eine komplette Katastrophe.«
Steve fuhr sich mit den Händen durch sein allmählich schütter werdendes schwarzes Haar und strich es sich aus der Stirn.
»Meinst du, ich hab ihm das nicht gesagt?« Seine zusammenge-pressten Lippen bildeten eine scharfe Linie, die seinen ganzen Ärger ausdrückte.
»Ich bin sicher, dass du es ihm gesagt hast. Und ich weiß auch, dass du genauso wütend bist wie ich.« Fiona stand auf und wandte sich zum Fenster, um hinauszusehen. Sie wollte nicht zeigen, wie gedemütigt sie war, nicht einmal gegenüber jemandem, den sie so gut kannte wie Steve. »Also, das war's dann wohl«, sagte sie. »Ich bin fertig mit der Met. Ich werde nie mehr mit dir oder deinen Kollegen zusammenarbeiten.«
Steve kannte sie gut genug. Er wusste, dass ein Gespräch mit ihr nichts bringen würde, wenn sie in dieser Stimmung war. Er selbst war über die Missachtung seines professionellen Urteils so verärgert gewesen, dass ihm sogar kurz der Gedanke an Kündigung durch den Kopf geschossen war. Aber anders als Fiona hatte er keine Alternative für eine berufliche Karriere, in der sein Fachwissen von Vorteil gewesen wäre. Also tat er den Gedanken daran ungeduldig als eine wehleidige Regung seines verletzten Stolzes ab. Er hoffte, dass Fiona das nach einiger Zeit auch tun würde. Jetzt war aber nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen. »Ich kann dir keinen Vorwurf machen, Fi«, sagte er niedergeschlagen. »Es tut mir weh, dich zu verlieren.«
Sie war wieder gefasst und drehte sich zu ihm um. »Das wird nicht das Einzige bleiben, was dir wehtun wird, bevor diese Sache zu Ende ist«, sagte sie mitfühlend. Sogar damals schon hatte sie begriffen, wie schlimm die Sache ausgehen konnte.
Wenn Polizisten durch die angebliche Glaubwürdigkeit und das Ansehen eines Psychologen bestärkt wurden, der ihnen sagte, was sie hören wollten, und wenn sie verzweifelt einen Täter verhaften wollten, ruhten sie nicht eher, als bis ihr Mann hinter Gittern saß.
Fiona freute sich jedoch nicht darüber, wie Recht sie gehabt hatte.
Kapitel 3
Die mittelalterliche Festung von Toledo war auf einem Felsvorsprung erbaut, den eine Schleife des Flusses Tajo wie ein Ochsenjoch fast vollständig umschloss. Der tiefe Fluss und die steilen Felsen boten fast der ganzen Stadt einen natürlichen Schutz, da man nur einen schmalen Streifen Land gegen den Feind befestigen musste. Jetzt wand sich eine schöne Straße auf der anderen Seite des Tajo entlang und gab verschiedene Ausblicke auf die Gruppierungen honigfarbener Gebäude frei, die sich von der prächtigen Kathedrale und den strengen Mauern des Alcazar den steil abfallenden Hang hinabzogen. Daran konnte sich Fiona noch von den heißen, durstigen Tagen eines Aufenthalts vor dreizehn Jahren er-innern, als sie die Stadt mit drei Freundinnen erkundet hatte.
Sie hatten damals ihr
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