Die Erfinder Des Todes
unwahrscheinlichen Freundschaft zwischen Kit und Georgia geschadet hätte, zog sich Fiona dann immer lieber aus dem Streit zurück. Heute wollte er jedoch, dass sie blieb. »Aber unbedingt, meine Liebe.
Als Kit mir von dem abscheulichen Brief erzählte, den er bekommen hatte, wusste ich sofort, dass ich kommen müsste. Er nahm es so leicht, verstehst du. Und als er mir von deiner Reaktion erzählte, war mir klar, dass ich in dir eine Verbündete hatte.« Sie ließ Fiona ihr strahlendes, kosmetisch verschönertes Lächeln sehen.
»Georgia hat auch so einen Brief bekommen wie ich«, sagte Kit.
»Zeig ihn Fiona – er muss von derselben Person sein.«
Georgia nahm ein gefaltetes Blatt Papier vom kleinen Tisch beim Sofa. Sie streckte es ihr hin, so dass Fiona gezwungen war, aufzustehen und es ihr abzunehmen. Fiona ging zum anderen Sessel hinüber, bevor sie den Bogen auseinander faltete und anschaute. Papier und Schrift sahen aus wie bei Kits Brief. Und der Stil war ähnlich. Soweit sie sich erinnern konnte, waren ganze Sätze gleich.
»Georgia Lester«, las sie, »du nennst dich Queen of Crime, aber du herrschst nur durch Plagiate und das Vitamin-B-System.
Dein Ruhm gründet sich auf dem, was du anderen gestohlen hast. Du gibst denen, die ihn verdienen, keinen Dank, und deine Lügen rauben anderen, was ihnen rechtmäßig gehört.
Dein Werk ist ein schwacher Abglanz des leuchtenden Lichts anderer Menschen. Du wärst niemand ohne die Ideen anderer, von denen du zehrst. Du hast alles getan, um deine Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Wenn du hättest helfen können, hast du denen, die größer sind, als du je sein wirst, ins Gesicht geschlagen. Du bist eine Schmarotzerin und saugst das Blut derer aus, die du um ihre Begabung beneidest. Du weißt, dies ist die Wahrheit. Prüfe deine verkommene Seele, und du wirst nicht leugnen können, dass du mich beraubt hast.
Die Zeit ist reif, du musst bezahlen. Du verdienst nichts als meine Verachtung und meinen Hass. Wenn ich dich töten muss, damit du mir gibst, was mir rechtmäßig zusteht, dann soll es geschehen.
Die Wahl von Stunde und Tag wird meine Sache sein. Ich glaube, du wirst keinen ruhigen Schlaf mehr haben, den du auch nicht verdienst. Ich werde mich über dein Begräbnis freuen. Wie ein Phönix werde ich aus deiner Asche auferstehen.«
Fiona faltete den Brief sorgfältig wieder zusammen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er von demselben Verfasser stammte wie der, der sie zwei Nächte zuvor so aufgewühlt hatte. »Wann hast du das bekommen, Georgia?«
Georgia winkte nachlässig mit der Hand. »Vor zwei Wochen?
Ich kann's nicht genau sagen. Ich kam letzten Dienstag aus Dorset zurück, und es war bei der Post, die inzwischen gekommen war.«
»Hast du irgendetwas unternommen?«
Georgia strich das Haar über der rechten Schläfe glatt. »Ehrlich gesagt dachte ich, es sei einer dieser Spinnerbriefe, die Kit andauernd bekommt, wie er mir erzählt hat. Ich habe damit nicht viel Erfahrung. Die Briefe, die ich bekomme, sind immer von Bewunderern. Meine Bücher sind ja nicht so provozierend wie die von Kit. Aber als Kit mir sagte, er habe einen ähnlichen Brief bekommen, war ich sicher, dass wir sie nicht einfach unbeachtet lassen sollten. Nach Drews Ermordung, meine ich.«
»Georgia meint, wir sollten sie zur Polizei bringen«, sagte Kit.
»Genau wie du.«
Fiona schaute ihn bestürzt an. Sie war zwischen den beiden Klippen eines Dilemmas gefangen, das sie selbst verursacht hatte. Einerseits fand sie die Briefe höchst beunruhigend, aber andererseits wollte sie auf keinen Fall etwas tun, das Kit in den Augen der Polizei und der Öffentlichkeit mit Georgia in Verbindung brachte. Wenn sie mit diesen Briefen zur Polizei gingen, dann würde innerhalb von 24 Stunden der Medienrummel losbrechen. Was immer Georgia hier und jetzt versprechen mochte, Fiona wusste, dass die Verlockungen der Publicity für sie viel zu stark sein würden, um widerstehen zu können. Es würde ein Alptraum werden.
Nicht nur der Einbruch in ihr und Kits Privatleben würde schrecklich sein; außerdem, wenn er bisher keinen neurotischen Verfolger hatte, dann würde es bald so weit sein. Fotos von ihrem Haus würden in der Regenbogenpresse erscheinen, eine leicht identifizierbare Zielscheibe für einen der wirklich abartigen Typen, die vielleicht etwas in seinen Büchern fanden, was ihre eigenen psychischen Schwächen aufbrechen ließ. Sie wusste, dass das keine übertriebene Angst war.
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