Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
versteckt abgestellt werden konnte.
    Martina sei gegen sieben von der Arbeit nach Hause gekommen, sagte die Frau, mit der sie sich eine Wohnung teilte. Sie hatten zusammen kurz Brot, Käse und einen Salat gegessen, dann war die Mitbewohnerin weg-gegangen, um Freunde zu treffen.
    Martina hatte für den Abend nichts Besonderes geplant und lediglich geäußert, sie würde vielleicht später etwas trinken gehen. Die Polizei hatte die Cafés und Bars, die sie öfter besuchte, durchkämmt, aber niemand gab an, sie an jenem Abend gesehen zu haben. Als die Touristengruppe, die Martina am Tag zuvor geführt hatte, am nächsten Tag in Aranjuez ankam, hatte man sie befragt. Niemand hatte bemerkt, dass einer der Touristen sich besonders für ihre junge Führerin interessiert hätte. Außerdem waren sie an jenem Abend alle gemeinsam bei einer Flamenco-Fiesta gewesen. Für jeden konnte von mindestens drei anderen Mitgliedern der Gruppe die Anwesenheit dort und damit das Alibi bezeugt werden.
    Es gab keine bestimmten Verdachtsmomente, und so war die Ermittlung zum Stillstand gekommen. Fiona kannte diese Art von frustrierender Untersuchung, die sich an die erste Tat einer Serie anschließt, wenn der Täter intelligent genug ist, seine Spuren gekonnt zu verwischen, und keine Zweifel daran hat, dass man ihn nicht erwischen wird. Fehlte eine klare Verbindung zwischen Opfer und Mörder, war es immer schwer, ergiebige Ansätze für die Ermittlungen zu finden.
    Dann hatte es zwei Wochen später eine zweite Leiche gegeben.
    Ein relativ kurzer Zeitabstand, stellte Fiona fest. Diesmal war der Tatort die große Klosterkirche San Juan de los Reyes. Fiona erinnerte sich an die Kreuzgänge, ein mächtiges Viereck, das mit bizarren Wasserspeierfiguren verziert war. Dort war es auch gewesen, fiel ihr ein, dass eine aus ihrer Gruppe damals die absurde Figur eines umgekehrten Wasserspeiers entdeckt hatte.
    Statt einer grotesken Fratze, die Wasser spuckte, bestand diese Figur nur aus einem Unterkörper, als ob der dazugehörige Rest mit dem Kopf voran in die Wand gerammt worden sei.
    Das Einzigartige an der Kirche selbst waren die vielen Ketten und Fesseln, die von der Fassade herabhingen. Mit diesen Fesseln pflegten die maurischen Eroberer ihre in Granada festge-nommenen christlichen Gefangenen anzuketten. Als Ferdinands und Isabellas große Armee Granada den Mauren entriss, verfügten die Monarchen, dass die Ketten zum Andenken an der Kirche aufgehängt werden sollten. Fiona hatte noch lebhaft vor Augen, wie bizarr und tiefschwarz sie sich im Sonnenlicht vor dem Goldton der reich verzierten Steinfassade abgehoben hatten.
    Das zweite Opfer war der Amerikaner James Paul Palango, der sakrale Kunst studierte. Seine Leiche war im Morgengrauen von einem Straßenfeger entdeckt worden, der den Kreuzgang des Klosters von San Juan de Los Reyes gefegt hatte. Als er auf dem geteerten Platz vor der Kirche um die Ecke gekommen war, hatte er etwas über seinem Kopf Baumelndes wahrgenommen.
    Palango hing an zwei Fesseln angekettet. Im frühen Morgenlicht glänzte etwas an seinem geschwollenen Hals. Als man die Leiche herunternahm, stellte sich heraus, dass er mit einem Würgehalsband für Hunde erdrosselt und dann mit Handschellen an die beiden Ketten gehängt worden war. Der Gerichtsmediziner berichtete auch, dass Palangos Leiche wiederholt mit dem abgebrochenen Hals einer Weinflasche verletzt wurde, die noch im wunden Anus steckte. Wieder schien es keine wesentlichen Spuren zu geben. Interessanterweise war auch in Palangos Tasche ein Führer von Toledo.
    Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass Palango evangelisch war und einer reichen Familie aus Georgia entstammte. Er hatte in einem Parador-Hotel gewohnt, das von einem hohen Felsvorsprung aus einen weiten Blick über den Fluss auf die Innenstadt bot. Man sagte im Hotel, Palango habe früh zu Abend gegessen und sei dann so gegen neun mit seinem Mietwagen weggefahren. Das Auto wurde später in einem Parkhaus gegenüber dem Alcazar entdeckt. Nach Befragungen in der Nachbarschaft stellte sich heraus, dass der Amerikaner auf der Plaza Zocodover im Herzen der Altstadt einen Kaffee getrunken hatte, aber im allgemeinen Durcheinander der beim abendlichen Paseo Flanierenden hatte niemand bemerkt, ob er das Café allein verließ und wann. Niemand hatte sich gemeldet, der ihn seit dem Zeitpunkt gesehen hatte.
    Fiona lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Kein Wunder, dass Major Berrocal so

Weitere Kostenlose Bücher