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Die Erfindung der Einsamkeit

Die Erfindung der Einsamkeit

Titel: Die Erfindung der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Jungen, denn die Medizin, die ihm in die Adern tropfte, bestand hauptsächlich aus Adrenalin. Dies gab ihm zusätzlich Energie – weit über die normale Energie eines Zweijährigen hinaus –, und sie versuchten die meiste Zeit nur, ihn zu beruhigen, ihn vom Ausbrechen aus dem Zelt abzuhalten. A. machte das allerdings kaum etwas aus. Die Krankheit des Jungen, die Tatsache, dass er, wenn sie ihn nicht rechtzeitig zum Arzt gebracht hätten, womöglich gestorben wäre (und das Entsetzen, das ihn überkam, wenn er dachte: Was, wenn er und seine Frau beschlossen hätten, die Nacht in der Stadt zu verbringen, wenn sie den Jungen in der Obhut seiner Großeltern gelassen hätten – die in ihrem Alter kaum noch auf irgendwelche Feinheiten achteten und denen das seltsame Atmen des Jungen am Strand ja auch tatsächlich nicht aufgefallen war; sie hatten A. ausgelacht, als er zum ersten Mal darauf aufmerksam machte), all das bewirkte, dass A. die Anstrengung, den Jungen ruhig zu halten, gar nicht als solche wahrnahm. Allein die Vorstellung, dass der Junge womöglich gestorben wäre, der Gedanke, dass er in der Arztpraxis jäh mit seinem Tod hätte konfrontiert werden können, war für ihn Grund genug, die Genesung des Jungen als eine Art Auferstehung zu betrachten, als ein Wunder, das ihm die Karten des Zufalls zugespielt hatten.
    Seine Frau jedoch begann sich die Belastung anmerken zu lassen. Irgendwann kam sie zu A. ins Lesezimmer heraus und sagte: «Ich geb’s auf, ich werde nicht mehr mit ihm fertig» – und in ihrer Stimme klang solche Verärgerung über den Jungen mit, solch wütende Verzweiflung, dass irgendetwas in A. zerbrach. Töricht und grausam verlangte es ihn, seine Frau für ihre Selbstsucht zu bestrafen, und in diesem einen Augenblick zerplatzte die ganze neugewonnene Harmonie, die im vergangenen Monat zwischen ihnen entstanden war: Zum ersten Mal in all ihren gemeinsamen Jahren hatte er sich gegen sie gewandt. Er stürmte aus dem Zimmer und begab sich ans Bett seines Sohnes.
you can, with your little
hands, drag me
into the grave – you
have the right –
– I
who follow you, I
let myself go –
– but if you
wish, the two
of us, let us make …

an alliance
a hymen, superb
– and the life
remaining in me
I will use for –
    *
no – nothing
to do with the great
deaths – etc.
– as long as we
go on living, he
lives – in us

it will only be after our
death that he will be dead
– and the bells
of the Dead will toll for him
    *
sail –
navigates
river,
your life that
goes by, that floats
    *
     Setting sun
and wind
     now vanished, and
wind of nothing
that breathes
(here, the modern
? nothingness)
    *
death – whispers softly
– I am no one –
I do not even know who I am
(for the dead do not
know they are
dead –, nor even that they
                             die
– for children
at least
            – or

heroes – sudden
deaths

for otherwise
my beauty is
made of last
moments  –
lucidity, beauty
face – of what would be

me, without myself
    *
Oh! you understand
that if I consent
to live – to seem
to forget you –
it is to
feed my pain
– and so that this apparent
forgetfulness
     can spring forth more
horribly in tears, at

some random
moment, in
the middle of this
life, when you
appear to me
    *
true mourning in
     the apartment
– not cemetery –

            furniture
    *
to find only
absence –
– in presence
of little clothes
– etc –
    *
     no – I will not
give up
            nothingness

            father – I
feel nothingness
            invade me    [1]
    Das moderne Nichts. Intermezzo über die Bedeutung paralleler Lebensläufe.
    In Paris besuchte er in jenem Herbst eine kleine Dinnerparty, gegeben von seinem Freund J., einem bekannten französischen Schriftsteller. Unter den Gästen war noch jemand aus Amerika, eine auf moderne französische Lyrik spezialisierte Wissenschaftlerin, und sie erzählte A. von einem Buch, das sie herausgeben wollte; ausgewählte Schriften von Mallarmé. Ob A., wollte sie wissen, jemals etwas von Mallarmé übersetzt habe?
    Das war tatsächlich der Fall. Gut fünf Jahre zuvor, kurz nach dem Umzug in die Wohnung am Riverside Drive, hatte er eine Reihe von Fragmenten übersetzt, die Mallarmé 1879 am Bett seines sterbenden Sohnes Anatole geschrieben hatte. Es handelte sich um kurze Stücke von

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