Die Erfolgsmasche
deutsche Leserin Woche für Woche belogen und betrogen! Frauenliebe und Leben ist ein seriöses Blatt. Wir werden auf Schadensersatz klagen! Hier, das ist sie!« Ihre spitzen Finger bohren sich in meine Brust. »Ihr Name ist Sonja Rheinfall. Der Name ist natürlich Programm!«
Tosendes Gelächter und Beifall sind die Quittung. Werner Gern lacht auch.
Ich recke das Kinn und richte mich auf. »Für meinen Namen kann ich nichts«, sage ich mit fester Stimme. »Aber für mein Leben bin ich selbst verantwortlich. Und für das meiner Kinder. Da ist mir jedes Mittel recht.«
»Wir kriegen das hin«, sagt Werner Gern. »Wir stehen hinter Ihnen. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet. Und mit unserer Rechtsabteilung werde ich reden.«
Oh Gott. Rechtsabteilung. Das wird noch Ärger geben.
Plötzlich höre ich ein lautes Klicken unmittelbar vor meinem Gesicht und finde mich in einem Blitzlichtgewitter wieder. Sämtliche Journalisten haben sich um mich versammelt! Und ich hatte es noch nicht einmal bemerkt.
»Verschwinden Sie«, sage ich mit belegter Stimme. Diese Pressemeute geht mir bereits gewaltig auf die Nerven. Das wird sowieso noch ein Medienspektakel werden. Spätestens wenn ich wegen Betrugs vor Gericht stehe.
Ich schaue auf den Platz hinunter, zu den Leuten, die immer noch ungläubig dastehen und sich beraten - und schnappe nach Luft.
Sind das nicht … Ich meine, ist das nicht … Ich recke mein Kinn. Ist das nicht mein Sohn Alex? Mitten zwischen den Leuten? Und wen hat er denn dabei? Das sind ja …? He! Ich reibe mir die Augen. Ich fasse es nicht!
Das sind ja alle meine Vogelküken, die da gerade aus dem U-Bahn-Tunnel krabbeln! Greta, ihr Klon, Pauli und Didi … Und wer kommt da als Letzte hergerannt wie ein junges Mädchen? Also, dieses Dirndl ist vielleicht etwas unpassend für Hamburg, aber … Ja, sie ist es wirklich! Richards Mutter! Meine Gastmutter Charlotte! Sie sind nach Hamburg gereist, um bei der Pressekonferenz dabei zu sein! Wie haben sie das nur geschafft? Sie müssen den ganzen Tag im Zug gesessen haben. Ich schlage mir mit der flachen Hand auf den Mund. Da! Sie winken! Sie haben mich entdeckt! Aufgeregt hüpfe ich auf und ab. Richards Mutter hüpft auch. Sie winkt und schreit und jubelt und nimmt Greta und Toni begeistert in den Arm. Sie haben sich alle zusammengetan, um an diesem großen Tag bei mir zu sein!
Werner Gern hat sich inzwischen gefangen und greift zum Mikrofon, während Richard lächelnd auf mich zugeht und mich von hinten umarmt. Ich zittere am ganzen Körper.
»Meine Damen und Herren, ich darf Sie nun bitten, im Musical-Palast Platz zu nehmen. Die Presse-Vorführung beginnt in zehn Minuten!«
In dem Moment sehe ich Tom Konrad langsam von seinem Hubschrauberlandeplatz auf uns zukommen.
Ich fühle mein Herz unrhythmisch poltern.
Der wird doch nicht … Ich meine, der kann doch jetzt nicht … Wenn der jetzt auch noch Ärger macht und alles hinschmeißt!
Aber Tom Konrad kommt in friedlicher Absicht.
»Ich muss mich wohl bei Ihnen entschuldigen«, sagt er, als er dicht vor uns steht. So aus der Nähe betrachtet sieht der Mann wirklich so alt aus, wie er ist. Jetzt sehe ich, dass auch dieser Mann sterblich ist. Auch er ist kein Gott.
»Ich wollte meinen Ruhm wirklich nicht mit einem anderen Mann teilen«, sagt Tom Konrad und lächelt entschuldigend. »Schon gar nicht mit einem jüngeren, so gut aussehenden Shootingstar, dem alle Frauenherzen zufliegen.«
Richard lächelt versöhnlich. »Ich brauche nur ein einziges Frauenherz, das mir zufliegt«, sagt er bescheiden. »Und das ist dieses hier.« Er legt seine Hand auf die Stelle, wo er mein Herz vermutet, und ich bekomme ziemlich weiche Knie.
Tom Konrad wendet sich an meine errötende Wenigkeit: »Dann kann ich Ihnen jetzt auch persönlich sagen, wie sehr mir Ihre Geschichte gefällt. Sie ist genau so, wie ich sie mir gewünscht habe: einerseits witzig, modern und jung, andererseits tief- und hintergründig. Sie haben es geschafft, die Probleme und Konflikte von drei Generationen zu beschreiben, ohne dabei ins Sentimentale abzugleiten.«
Jetzt bin ich aber platt. Woher der plötzliche Sinneswandel?
»Und das aus Ihrem Munde, Herr Konrad!«, sage ich beeindruckt. »Das bedeutet mir viel!«
»Ich finde Ihre Kolumnen wirklich mitreißend und lebensnah«, sagt Tom Konrad nun. »Ich lese sie oft im Flugzeug. Und die liebe Carmen wird sich selbst den größten Gefallen tun, wenn sie Sie unter Vertrag behält. Und zwar
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