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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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auf die Rückbank gleiten. Werner Gern setzt sich neben den Chauffeur. Mit seinem breiten Kreuz beult er die Rückenlehne des Beifahrersitzes so sehr aus, dass ich meine Knie nach links schieben muss, in Richards Richtung. Unsere Beine berühren sich.
Richard zuckt zurück und schaut teilnahmslos aus dem Fenster. Ich beiße mir auf die Unterlippe.
    »Haben Sie eine Rede vorbereitet?«, fragt der Produzent leutselig. »Nur ein paar unverbindliche, freundliche Worte für die Journalisten.«
    »Ja, natürlich«, sage ich schnell und ramme Richard meinen Ellbogen in die Seite. »Wir gehen das gleich noch mal schnell durch, nicht wahr, Sebastian?« Ich lache eine Spur zu gekünstelt, als ich Werner Gerns prüfende Augen im Rückspiegel sehe.
    Richard schaut mich wortlos an und nickt reserviert. Es versetzt mir einen Stich.
    »Von der Handlung des Musicals bitte noch nicht allzu viel verraten«, bittet Werner Gern. »Tom Konrad hat ein Problem damit, nicht der einzige Star zu sein. Unter uns, nur damit Sie vorgewarnt sind: Er wollte ursprünglich ganz allein auf dem Plakat stehen, möchte auch am liebsten allein in alle Talkshows, duldet sozusagen keinen Gott neben sich. Das haben wir so nicht kommen sehen. Ich hoffe, Herr Richter, Sie können damit leben.«
    »Oh ja«, sagt Richard mit einer Prise Sarkasmus in der Stimme. »Wunderbar kann ich damit leben.«
    Ich zucke zusammen. Auch das noch! Soll mein armer Richard hier auch noch die zweite Geige spielen oder was?
    »Aber Tom Konrad hat doch im Grunde nichts zu dem Musical beigetragen«, wage ich schüchtern einzuwenden. »Ich meine, seine Schlager gab es ja schon!«
    »Tom Konrad will das Musical als sein Lebenswerk verkaufen«, brummt Werner Gern und reibt sich verlegen die Schläfe.
    Ich zucke zusammen. Nein, alles, was recht ist!
    »Die eigentliche Arbeit hatte doch wohl Sebastian! Wissen Sie, wie der arme Mann geschuftet hat, Tag und Nacht?« Ich
atme scharf aus, bevor ich weiterzetere: »Und sich noch ganz nebenbei um die Kinder und den Haushalt gekümmert hat. Jede freie Sekunde saß er am Laptop, um die Deadline auch wirklich zu schaffen und den Schlagern dieses Tom Konrad gerecht zu werden!« Ich schnappe empört nach Luft. »Das kann von dem Herrn, der sich da quasi ins gemachte Nest setzt, ruhig gewürdigt werden! Der eigentliche Macher des Musicals ist Sebastian Richter!«
    Ich bin selbst überrascht, was für ein Wortschwall mir da aus dem Mund purzelt.
    »Im Übrigen lebt Sebastian Richter davon! Der schwelgt nicht in Millionen und fliegt mit dem Privatjet herum. Er hat auch keine Zeit, sich mit jungen Mädchen zu vergnügen …«
    Täusche ich mich, oder zuckt Richard neben mir auf dem Autositz zusammen? Plötzlich drückt er sanft sein Bein gegen mein Knie, und endlich halte ich die Klappe.
    »Es ist wirklich rührend, wie Sie Ihren Klienten mit Zähnen und Klauen verteidigen«, lässt sich Werner Gern vom Beifahrersitz aus vernehmen. »So eine Managerin kann man nicht mit Gold aufwiegen.«
    »Passt schon«, brumme ich, geschockt über mich selbst.
    Ich spüre, wie mein Gesicht brennt. Bestimmt bin ich knallrot. Am besten werde ich erst mal eine neue Schicht Make-up auflegen.
     
    Als wir aus dem Auto steigen, fühlen sich meine Beine auf einmal wie Gummi an. Wir sind auf der Reeperbahn! Der Hamburger Musical-Palast ist bereits umlagert von Journalisten und Autogrammsammlern. Auf einem riesigen Plakat prangen die Konterfeis von Tom Konrad und Sebastian Richter: »Das deutsche Erfolgsduo! Erstmals gemeinsam! Weltpremiere ihres Musicals!«

    Richard schnaubt leise, als er es sieht.
    »Der ist das also? Ich hatte es befürchtet!«
    Ich starre ihn erschreckt an. Wird er das hier durchstehen?
    Die Fans - hauptsächlich Frauen mittleren Alters - fangen an zu kreischen, als sie Richard sehen.
    »Sebastian! Bitte ein Autogramm! Bitte ein Foto!«
    »Jetzt nicht. Vielleicht später! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!« Werner Gern nimmt mich beherzt am Arm und führt mich und Richard durch einen Hintereingang in das Gebäude.
    »Sebastian!«, kreischt es aus Hunderten von Frauenkehlen. »Sebastian Richter! Wir lieben Sie! Bitte schreiben Sie weiter so!« Richard sieht aus wie ein Gefangener, als er durch die Meute geschoben wird. Er genießt es nicht. Kein bisschen. Was habe ich ihm nur angetan? Ich war noch nie so durcheinander. Was habe ich mir nur dabei gedacht?
    »Kommen Sie. Herr Konrad macht Schwierigkeiten.«
    Was soll das heißen, Herr Konrad macht

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