Die Erfuellung
erst zurück, wenn ich es dir erlaube.«
»Ja, Großmama.«
Nachdem das Kind widerwillig den Raum verlassen hatte, wandte Mrs Batley sich an Linda. »Wo ist er? Wo ist Ralph?«, fragte sie hastig.
»Ich glaube, er sucht Sep Watson.«
»Sep Watson? Warum Sep Watson?«
»Weil er letzte Nacht auf dem Hof war. Ich habe ihn gehört, Mrs Batley.«
»Du hast ihn gehört?«, meldete sich Shane zu Wort. »Warum hast du das nicht vorher gesagt?«
»Nun, ich …«
»Das ist doch völlig gleichgültig. Gott sei Dank ist Ralph aus dem Weg. Öffnen Sie die Vordertür, Linda. Schnell jetzt, bevor sie um das Haus herumgehen und dem Inspektor und den anderen begegnen.«
»Das wäre vielleicht das Beste.«
»Still, Shane! Ich kümmere mich um John Cadwell.«
Linda rannte fast zur Haustür, aber es dauerte eine Weile, bis sie den Riegel zurückgeschoben und die Kette abgehoben hatte. Dann hörte sie Cadwells Stimme hinter sich in der Halle und wäre fast wieder ins Haus gegangen.
»Wo ist er? Es hat keinen Sinn, Maggie Batley, du kannst ihn nicht länger unter deinen Röcken verstecken.«
Schon wollte Linda die Tür wieder schließen, da entdeckte sie Mrs Cadwell, die sich vom Küstenpfad dem Haus näherte. Selbst aus dieser Entfernung sah sie, welche Veränderung mit der eleganten, strengen Frau vorgegangen war. Sie lief zu ihr.
»Sind Sie verletzt, Mrs Cadwell?«
»Es ist mein Knie … Ist mein Mann …?«
»Ja. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.« Sie nahm Mrs Cadwell am Arm und führte sie ins Haus, wo Mr Cadwells dröhnende Stimme die Halle erfüllte.
»Dafür wird er hängen, Maggie Batley. Ich werde keine Ruhe geben, bis er seine verdiente Strafe erhalten hat. Wenn die Polizei ihn nicht kriegt, erwische ich ihn. Und sollte er mit einem milden Urteil davonkommen, werde ich ihn erledigen, und wenn ich bis zu meinem letzten Tag warten muss.«
»Hör auf zu brüllen, John Cadwell, ich will nicht mit dir streiten. Das Herz tut mir weh, wenn ich an deinen Kummer denke, ob du es glaubst oder nicht. Aber mein Sohn ist nicht daran schuld, er hat Bruce nicht getötet. Du konntest Ralph noch nie leiden, John, doch im Grunde weißt du, dass er niemanden von hinten erschießen würde. Wenn du einen Augenblick nachdenken würdest, wäre dir das klar. Es gibt noch andere, die Bruce aus dem Weg haben wollten. Ich brauche keine Namen zu nennen. Du wirst wahrscheinlich bald genug herausfinden, wer deinen Sohn erschossen hat.«
Mit einer Selbstbeherrschung, die Linda schlicht verblüffend erschien, wandte sich Mrs Batley nun an Mrs Cadwell. »Setz dich, Beatrice, du kannst doch kaum stehen. Tut dein Bein sehr weh?«
Mrs Cadwell antwortete nicht, sondern versuchte stattdessen, sich auf einen Stuhl zu setzen. Dabei stöhnte sie vor Schmerz.
Doch so leicht ließ sich Mr Cadwell nicht zum Schweigen bringen. »Du kannst reden, bis du schwarz wirst, Maggie Batley, ich kenne deinen Balg.«
»Nenn meinen Sohn nicht Balg. Du kennst ihn überhaupt nicht. Du hast von allen Menschen immer nur so gedacht, wie es dir in den Kram passte, und das gilt nicht nur für Ralph. Und jetzt hörst du mir einmal zu.« Sie hob die Hand. »Hör auf mit dem Gewehr herumzufuchteln. Hat es nicht schon genug Blutvergießen gegeben? Ich weiß, was du sagen willst, aber überleg doch einen Augenblick. Wenn Ralph Bruce hätte töten wollen, hätte er das vor drei Jahren getan. Er wusste, wo die beiden waren, und kochte vor Wut. In den letzten drei Jahren hat er genügend Zeit gehabt, sich zu beruhigen.«
»Das glaube ich nicht. Er wollte Edith immer noch. Du kannst mir nicht erzählen, dass ein Mann eine Frau jemals vergisst, die man ihm genommen hat. Selbst wenn die Liebe aufhört, tritt Hass an ihre Stelle. Ob Hass oder Liebe, er würde sie nehmen, wenn er …«
»Halt den Mund, John Cadwell«, fauchte Mrs Batley.
Unwillkürlich sah Linda Mrs Cadwell an, die den Kopf gesenkt und ihre Knie umschlungen hatte. Sie konnte nur Mitgefühl und Verständnis für diese Frau empfinden, die eben hatte hören müssen, dass ihr Ehemann Maggie Batley, oder besser gesagt Maggie Ramshaw, nie vergessen hatte. Ob er sie hasste oder liebte, war schwer zu sagen, aber Mrs Cadwells zusammengesunkene Haltung ließ darauf schließen, dass sie die Antwort kannte. Bis dahin hatte Linda Mrs Cadwell für eine würdevolle, eher arrogante Person gehalten, jetzt sah sie den Menschen hinter der Fassade.
»Geh nach Hause, John Cadwell, und warte ab. Ich habe das Gefühl, dass du die Wahrheit
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