Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
erfüllt.«
    Als Linda das leise Schlurfen von Mrs Batleys Pantoffeln hörte, wandte sie sich um. Sie war allein in der Küche. Sie tastete sich zu einem Stuhl, setzte sich und stützte das Gesicht in die Hände. Ihre Augen brannten, aber sie weinte nicht. Manchmal waren Tränen nicht genug. Hinter ihren geschlossenen Lidern sah sie Ralph Batley wieder zum Waffenschrank gehen. Damals hatte er sich kein Gewehr genommen, aber vielleicht später, auch wenn er behauptete, Bruce Cadwell nicht getötet zu haben. Sie wusste, dass alle Farmer in der Gegend bewaffnet waren. Aber es gab nur einen, der Bruce Cadwell genug hasste, um ihn zu töten.

7
    Woanders war es Zeit zum Mittagessen, aber weder Batleys noch Cadwells mochten daran denken. Linda stand in der Halle vor dem Polizeiinspektor, der ihr zum dritten Mal, ein wenig anders formuliert, dieselbe Frage stellte. »Sie haben auf der Farm nichts Verdächtiges beobachtet?«
    »Nein, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« Wie konnte sie Edith Cadwell erwähnen, wie von Sep Watson sprechen, ohne dass Ralph Batley in Verdacht geriet und, noch schlimmer, als Lügner entlarvt wurde? Sie wusste, dass jeder ohne Ausnahme Ralph Batley verdächtigte. Die Cadwells waren ohnehin felsenfest von seiner Schuld überzeugt.
    Zu Beginn der Befragung war der Aufenthaltsort von Mrs Bruce Cadwell zur Sprache gekommen. Höflich und zögernd hatte der Inspektor Ralph Batley gefragt, ob er Mrs Cadwell in letzter Zeit gesehen habe. Die Antwort war ein schroffes Nein gewesen.
    Mit einer Ausnahme sahen alle im Raum Linda an: Mrs Batley, Onkel Shane, die beiden Polizisten und der Inspektor ließen sie nicht aus den Augen, aber Ralph Batley hatte den Blick abgewandt. Dennoch war ihr bewusst, dass niemand so ängstlich gespannt auf ihre Antwort wartete wie er. Als sie den Inspektor anlog, fühlte sie sich durch und durch elend in dem Bewusstsein, dass er bereit war, alles zu verraten, um Edith Cadwell zu schützen, und Linda dasselbe tun ließ. Wenn das nicht Liebe war, was dann?
    Für den Augenblick war der Inspektor mit ihr fertig und wandte sich an Ralph Batley. »Könnte sich nicht jemand in den Wirtschaftsgebäuden versteckt haben, Mr Batley?«
    »Nein, ich kenne hier jeden Winkel.«
    »Aber es wäre nicht auszuschließen, dass sich dort jemand verborgen hält?«
    »Vermutlich nicht, aber es kommt eigentlich nur die große Scheune infrage.«
    »Sie hätten nichts dagegen, dass wir uns dort umsehen?«
    »Nein, nicht das Geringste.«
    Linda griff sich mit der Hand an die Kehle und starrte unwillkürlich Ralph Batley an. Der wich ihrem Blick aus. Seiner Antwort entnahm sie, dass sich Edith Cadwell nicht länger im Studio aufhielt. Hatte er nicht behauptet, sie sei krank und habe Fieber? Wo war sie? Sie konnte nicht einfach in der Gegend herumwandern, wo man sie bald erkannt hätte. Er musste schnelle Arbeit geleistet haben, nachdem Bruce Cadwells Leiche abgeholt worden war. Schließlich war der Inspektor aus Morpeth bereits vor einer Stunde eingetroffen.
    »Das ist für den Augenblick alles. Danke …« Der Inspektor nickte einem nach dem anderen zu, als wäre er ein Freund der Familie, der kurz hereingeschneit war. Im Hinausgehen wandte er sich an Ralph Batley.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte er freundlich, »wir finden uns schon zurecht. Ach, übrigens«, meinte er beiläufig, als er schon an der Küchentür stand, »haben Sie gesagt, Sie hätten nur zwei Flinten, eine mit Kaliber zwölf und eine mit Kaliber.410?«
    »Ja, das ist alles.«
    »Und Sie haben vor ein paar Tagen Ihren Melker entlassen? Besaß er eine Feuerwaffe?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sehr gut. Danke.« Der Inspektor lächelte und ging hinaus.
    Linda sah Mrs Batley an, die wiederum ihren Sohn nicht aus den Augen ließ. »Weiß die Polizei, was für eine Waffe es war?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Kaliber zwölf.« Ralph Batleys Stimme war belegt und wurde noch tiefer, als er weitersprach. »Aber ich habe die Waffe nicht benutzt. Ich habe es nicht getan, Mutter.«
    »Das weiß ich. Zuerst habe ich es für möglich gehalten, aber du würdest niemanden in den Rücken schießen, und schon gar nicht zweimal. Ich weiß, dass du unschuldig bist.« Ihre zittrige Stimme überschlug sich fast. »Aber ich bin davon überzeugt, dass du weißt, wer es war.«
    »Woher sollte ich das wissen?« Nun standen sie einander gegenüber.
    »Ist sie hier? Ich frage dich noch einmal: Ist sie auf dem Hof?«
    »Wenn sie hier ist, wird die

Weitere Kostenlose Bücher