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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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können. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Kaum acht, der Tag hatte noch gar nicht richtig begonnen, und sie fühlte sich bereits müde. Sie warf einen Blick aus dem Küchenfenster. Ein drückendes Gefühl bevorstehenden Unheils überkam sie, eine düstere Vorahnung. Energisch versuchte sie, es abzuschütteln, aber eine Viertelstunde später kehrte es mit aller Macht zurück.
    Sie stand an der Spüle, als sie Shane mit taumelnden Schritten über den Hof rennen sah. Er blieb kurz stehen und warf einen Blick in Richtung der Wirtschaftsgebäude, bevor er in Richtung Küche weiterlief. Sie war im Hof, bevor er die Tür erreicht hatte.
    »Was ist los, Onkel Shane? Was ist passiert?«
    Der alte Mann war kreidebleich und hatte die Augen weit aufgerissen. Halt suchend griff er nach ihrem Arm. »Ist er drinnen?«
    »Nein, Onkel Shane, er ist irgendwo auf der Farm unterwegs.«
    Der alte Mann setzte an, etwas zu sagen, wandte sich aber zu Lindas Verblüffung plötzlich ab und erbrach sich.
    »Oh, Onkel Shane! Was ist denn passiert?« Sie wollte ihm den Kopf halten, aber er stieß sie grob beiseite und stolperte in die Küche. Dort griff er nach einem Handtuch, setzte sich an den Tisch und wischte sich den Mund ab.
    »Such ihn! Schnell!«
    Linda starrte ihn nur eine Sekunde lang an. Dann wirbelte sie herum und lief los.
    »Mr Batley! Mr Batley!«, rufend rannte sie über den Hof, wie sie es seit drei Tagen ständig zu tun schien. Zu anderen Zeiten hätte ihr der Gedanke ein ironisches Lächeln entlockt, aber nicht jetzt. Wenn Onkel Shane so verstört war, gab es Grund zur Angst.
    »Onkel Ralph ist beim Stier«, rief Michael ihr zu.
    Als sie um die Ecke bog, trat Ralph Batley gerade aus dem Stall.
    »Kommen Sie sofort!«, rief sie ihm ohne Einleitung zu. »Onkel Shane ist etwas zugestoßen, er sieht entsetzlich aus. Er ist in der Küche.«
    Noch während sie sprach, wandte sie sich um und lief mit Ralph Batley an ihrer Seite zum Haus zurück.
    »Was ist denn mit ihm?«
    »Ich weiß es nicht, er sieht aus wie der Tod. Es muss etwas Entsetzliches geschehen sein, er hat sich im Hof erbrochen.«
    Nun lief er voran. Als sie kurz darauf die Küche betrat, hielt er seinen Onkel bei den Schultern. Der alte Mann sah zu ihm auf.
    »Es war am Ende des Tales, genau da, wo früher das Tor zur Farm der Cadwells war«, berichtete er mit herzzerreißend dünner Stimme. »Da war so ein dunkles Ding im Graben, das wollte ich mir ansehen. Er lag mit dem Gesicht nach unten, und sein Hinterkopf und der Rücken seiner Jacke waren blutgetränkt. Er war eiskalt. Bestimmt hat er die ganze Nacht da gelegen. Oh, mein Gott! Was bedeutet das? Junge, sag mir, was das bedeutet!«
    Linda sah, wie sich Ralph Batley mühsam aufrichtete. Sein Gesicht war von schmutzigem Grau. Ohne seinem Onkel zu antworten, starrte er über dessen Kopf hinweg. »Herr im Himmel!«
    »Du weißt, was das bedeutet, Junge, nicht wahr?«
    »Was?«, murmelte Ralph Batley. Es klang, als würde er aus langer Betäubung erwachen.
    »Ich habe gesagt, du weißt, was das bedeutet.«
    »Onkel«, Batleys Blick war durchdringend, »ich habe Bruce Cadwell nicht getötet. Wie hätte ich sonst heute Morgen seiner Mutter gegenübertreten können?«
    Onkel Shane ließ wortlos den Kopf sinken.
    »Wenn ich dir doch sage, dass ich nichts damit zu tun habe«, fuhr sein Neffe ihn an.
    »Ralph!«, rief Mrs Batley in der Halle. Ihr Sohn fuhr zusammen.
    »Komm mit!«, sagte er zu seinem Onkel.
    »Ralph!« Die Stimme kam näher, aber als Mrs Batley die Küche erreichte, war ihr Sohn schon fort. Doch der alte Mann war nicht so schnell. Mrs Batleys Stimme hielt ihn auf, als er gerade zur Tür hinaus wollte. »Was ist passiert, Shane?«
    Er wandte ihr sein leichenblasses, bärtiges Gesicht zu, sprach aber kein Wort.
    »Was ist los?«, drängte sie. »Sag es mir!«
    Ohne zu antworten wandte Shane sich ab und stolperte hinter seinem Neffen her.
    »Was ist passiert?« Mrs Batley lehnte sich gegen den Tisch und sah Linda an, aber diese antwortete ihr ebenso wenig wie die anderen. Sie hatte das Gefühl, ihr könnte jeden Augenblick übel werden wie vorhin Onkel Shane.
    »Bruce Cadwell, nicht wahr?«
    Linda wandte ihr den Rücken zu.
    »Sie haben ihn gefunden … Ist er tot?«, fragte Mrs Batley verängstigt.
    Linda biss sich auf die Lippe und ließ den Kopf sinken.
    Nach einer endlosen Zeit sprach Mrs Batley erneut. »Ich wusste es. Seit langem warte ich drauf, seit Jahren … Nun hat sich unser Schicksal

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