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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Tütensuppe hingegen ist nährstoffmäßig äußerst dünn, der Geschmack wird durch industrielle → Aromen und Geschmacksverstärker ersetzt. Eine Hühnersuppe von Knorr beispielsweise enthält nach Firmenangaben lediglich zwei Gramm »Trockenhuhn«, was sieben Gramm vom echten Huhn (Industrie-Jargon: »Nass-Huhn«) entspricht - für vier Teller Suppe. Der Hühnergeschmack wird durch ein Gramm Aroma dazugezaubert. Maggis »Champignoncreme-Suppe mit leckeren Kräutern« müsste genau genommen »Modifizierte
Stärkesuppe« heißen, denn von diesem → Designerstoff ist laut → Etikett am meisten drin.
    Rund um die Welt werden die traditionellen Suppen durch derlei Kunstprodukte ersetzt. Die schöne neue Welt des Essens kennt kaum noch aromafreie Zonen. Der spanische Hersteller Gallina Blanca aromatisiert seine Fischsuppe, Japans Nissin die »Cup-Nudeln« mit Shrimps und sogar die bei Kindern in der Südsee sehr beliebten Instantnudeln in der Geschmacksrichtung »Rind« oder »Huhn«, hergestellt von den → Nestlé -Niederlassungen in Fidschi, Tahiti, Papua-Neuguinea und Neu-Kaledonien. In Brasilien hat der Glutamat-Pionier Ajinomoto eine ganze Fertigkost-Linie in die → Supermärkte gebracht. Und auch in die chinesischen Supermärkte haben sich die Kunst-Suppen eingeschlichen: Die Hühnerbouillon der chinesischen → Unilever-Tochter-Marke enthält Aroma genauso wie die Hühner- und Mais-Suppe von Maggi.
    Mit der Ausbreitung der Fertigsuppen steigt auch im globalen Maßstab der Verzehr hirnschädlicher Schadstoffe, → Farbstoffe , → Konservierungsstoffe. Die wichtigste Zutat ist der Geschmacksverstärker Glutamat, der in → Bio-Fertigsuppen durch den sogenannten → Hefeextrakt ersetzt wird. Zahlreiche → Zusatzstoffe sind für Fertigsuppen zugelassen, darunter viele → Designerstoffe , wie Gallate (zum Beispiel E 310), und die sogenannten → Mono - und Diglyceride von Speisefettsäuren (E 471, E 472), Farbstoffe wie → Gelborange S (E 110) , → Azorubin (E 122) , → Carotin (E160a), Säuren von der → Apfelsäure (E 296) über die → Sorbinsäure (E 200) bis zur → Zitronensäure (E 330).
    Wie viel die Menschen von solchen Designersuppen verzehren ist bei Behörden und Lebensmittelaufsicht unbekannt. Auch die sogenannte Nationale Verzehrsstudie II (→ Verzehrsstudien ) umging das Thema sorgsam. Sie beschäftigt sich liebevoll mit längst untergegangenen Küchenkulturen (»Jede Region hat ihre eigene Suppenkultur«, »Klassische deutsche Suppen sind unter anderem Brotsuppe, Erbsensuppe, Kartoffelsuppe oder Linseneintopf«); die in den Supermärkten dominierende Suppenkultur mit ihren Tütensuppen, 5-Minuten-Terrinen und Dosen kommt hingegen in den offiziellen Verzehrsstatistiken nicht vor, ebenso wenig die mit ihnen verzehrten Chamikalien.

Surimi
    Surimi kennt kaum jemand, doch fast jeder hat es schon gegessen, mit einer → Pizza oder in einem Meeresfrüchtesalat: Es sind die kleinen weißen Stückchen mit rötlichem Überzug, die ein bisschen nach Meer schmecken und aussehen wie Garnelen oder Teile vom Hummer. Die Surimi-Stückchen sind aber bloß Imitate, Ersatzstücke, aus billigen Rohstoffen hergestellt. Als Rohstoff für Surimi finden viele Meeresbewohner Verwendung: der Mintai etwa, ein naher Verwandter des Dorschs, oder der → Krill , der winzige Leuchtkrebs, der nach Schätzungen von Meeresforschern gewichtsmäßig das Tier mit dem weltweit größten Bestand ist. Die Rohstoffe werden zerlegt, gepresst und aromatisiert, transformiert in standardisierte Blöcke aus zerkleinertem Fischfleisch ohne fischtypischen Geschmack und dann in kleine Surimi-Stückchen zerteilt.
    Zum Problem kann das Imitat für → Allergiker werden: Für sie sei Surimi »besonders problematisch«, mahnte das Bundesgesundheitsblatt 2001 in einem Artikel über »versteckte Allergene«: Das Meeresfrüchte-Mischerzeugnis sei »beispielsweise in Fleischwaren zu finden oder als Pizzabelag, wo es auch noch allergen sein kann«. Als Allergie-Auslöser gilt zum Beispiel → Karminrot , der → Farbstoff , der für die hummerartige Farbe sorgt.
    In Amerika wurden die ersten Import-Surimis aus Japan 1980 gesichtet, 20 Jahre später lag der Verbrauch bei 75 000 Tonnen. Auch in Deutschland treten die Surrogate, häufig versteckt, seit Jahren in Erscheinung. Bei einer Stichprobe fand die Hamburger Bundesforschungsanstalt für Fischerei schon 1994 in sieben von zehn Garnelenfleisch-Proben Surimi. 1999 notierte der Landrat des

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