Die Ernaehrungsfalle
nordrheinwestfälischen Kreises Mettmann in seinem Lebensmittel-Überwachungsbericht etwas säuerlich: »Auf einem Marktschreier-Festival wurde ein Surimi-Erzeugnis (Krebsfleisch-Imitat) irreführend als ›Italian Krebsfleisch‹ angeboten.« In Frankreich hat sich der Verbrauch von 1994 bis 2001 verdreifacht, auf 32 500 Tonnen. Im Mutterland
der feinen Küche werden jetzt auch schon Hühner zermalmt und neu zusammengesetzt: So stellt die Firma L.D.C. S.A. aus Sable-sur-Sarthe jetzt auch Surimi-Chicken-Stückchen her, stäbchenartige, fingergroße Formstücke.
Süßigkeiten
Kinder sind von Natur aus süchtig nach Süßigkeiten - denken die Eltern. Leider falsch. Zwar mögen sie den Süßgeschmack, denn schon die → Muttermilch ist süß. Doch ein Sucht-Effekt entwickelt sich nur, wenn Kinder allzu viel Süßes bekommen. Die Folgen: → Übergewicht , Zahnschäden, die Zuckerkrankheit → Diabetes . Die schädlichen Wirkungen der Süßigkeiten wurden von den zuständigen Professoren lange geleugnet. Mittlerweile ist klar, dass sie aufgrund des hohen Gehalts an → Zucker sogar das Krebsrisiko erhöhen können.
Das Ausmaß der Gefährdung ist unklar: Die staatlichen Stellen haben die Kontrolle verloren, und die Firmen betrachten es als Betriebsgeheimnis, wie viel Süßes die Kinder lutschen und schlucken. Wenn Kinder frei wählen können, was sie möchten, nehmen sie überraschend wenig Süßes zu sich. Das ergaben die Untersuchungen der kanadischen Ärztin Clara → Davis . So regulieren die Kinder selbst die Aufnahme von Süßigkeiten. Denn der kindliche Körper weiß selbst am besten, welche Mengen er braucht. Der Hunger auf Süßes hält sich dabei in Grenzen, wie die Versuche zeigten: Die Kinder nahmen davon nur in Maßen. Wenn sie allerdings ständig Süßigkeiten angeboten bekommen, kann der darin enthaltene Zucker wie ein Suchtstoff wirken. Zahlreiche Krankheiten sind die Folge.
Die Fachleute haben sich lange gegen diese Einsicht gestemmt. Zum Beispiel bei einer Konferenz zum Thema »Süßwaren in der modernen Ernährung« im Jahre 1998 in Freiburg. Veranstalter war die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin. Ergebnis: Es gebe »keinen Zusammenhang zwischen dem derzeit üblichen Zucker- und Süßwarenkonsum und irgendwelchen Erkrankungen«, so die Professoren Reinhold
Kluthe aus Freiburg und Heinrich Kasper aus Würzburg im Tagungsband. Mehr noch: Ungesund sei, so finden sie, vor allem die Abneigung gegen Süßes: »Würden Süßwaren nicht fälschlicherweise als ›ungesund‹ eingestuft, gäbe es vermutlich auch keinen Heißhunger auf Süßigkeiten.« Im gleichen Band bekundet Professor Volker →Pudel (+2009) aus Göttingen, er habe »überhaupt keinen Hinweis, dass der Verzehr süßer Nahrungsmittel mit dem Übergewicht in Beziehung steht.« Im Gegenteil. Dicke Menschen nähmen gerade wenig Süßes zu sich, so Pudel. Das Ergebnis war ganz im Sinne der Sponsoren: Die Tagung in Freiburg wurde »mit freundlicher Unterstützung des Lebensmittelchemischen Institutes der Deutschen Süßwarenindustrie« veranstaltet.
Problematisch ist bei Süßigkeiten nicht nur der Zuckergehalt. Problematisch sind auch die →Farbstoffe, insbesondere die sogenannten → Azofarbstoffe : Sie können zu Hyperaktivität und Lernstörungen beitragen (→ ADHS ; Southampton Six ). Manche Süßigkeiten können beispielsweise, von Natur aus oder als Zusatz in den Farbstoffen, das Leichtmetall → Aluminium enthalten, das wie ein weibliches → Geschlechtshormon wirkt. Insgesamt nehmen Kinder unter drei Jahren mit hohem Süßigkeitenkonsum nach einer Studie der EU-Kommission bis zu 560 Milligramm Farbstoffe am Tag zu sich. In Kaugummis und anderen Süßigkeiten, die als »zuckerfrei« angepriesen werden, können umstrittene Nahrungszusätze enthalten sein. Denn auch Zuckeraustauschstoffe wie → Fruktose , → Sorbit und → Süßstoffe , wie → Aspartam oder → Saccharin , sind nicht immer frei von Nebenwirkungen.
Süßstoffe
Süßstoffe zählen zu den weitverbreiteten Zusätzen in der Nahrung - und zu den umstrittensten. Viele Kinder bekommen häufig Süßstoffe. Oft werden sie sogar ärztlich empfohlen, weil sie den Zähnen weniger schaden als → Zucker . Doch die Nebenwirkungen können erheblich sein. Sie stehen als → Dickmacher im Verdacht, und sie können die hormonelle
Nahrungsverarbeitung stören und das sogenannte → metabolische Syndrom fördern. Kritiker werfen den Süßstoffen vor, dass sie nicht zum Abnehmen
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