Die Ernaehrungsfalle
Potsdamer Institut. Forscher um den Mediziner Gerald Shulman von der amerikanischen Universität Yale sehen nach ihrer 2009 veröffentlichten Untersuchung gar einen klaren Zusammenhang zwischen der weltweiten Zunahme des Fruktosekonsums und der Ausbreitung der Zuckerkrankheit sowie dem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Wie die Fruktose dick machen kann, zeigte eine Gemeinschaftsarbeit verschiedener amerikanischer Forschungseinrichtungen, die im Fachblatt Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism veröffentlicht wurde. Fruktose drosselte demnach den Ausstoß des Sättigungshormons → Leptin . Dieses informiert das → Gehirn über die Vorratslage im Körper. Wenn es manipuliert wird, bekommt die Steuerungszentrale falsche Nachrichten - und der Mensch isst mehr, als er braucht. Studienleiterin Karen Teff und ihr Team beobachteten die Wirkung eines mit Fruktose gesüßten Getränkes, zur Mahlzeit getrunken, auf 17 übergewichtige Frauen und Männer. Sie bekamen, zu einer jeweils exakt gleichen Mahlzeit, einmal einen Fruktosedrink, ein anderes Mal ein mit Glukose, also Traubenzucker, gesüßtes Getränk. Wenn die Testpersonen zur Mahlzeit Fruchtzucker tranken, schüttete ihr Körper deutlich weniger Leptin aus als nach dem Traubenzuckerdrink. Auch ein weiterer Appetitdämpfer, der → Botenstoff → Ghrelin , wird nach Fruktosegenuss reduziert. Das beobachtete Teff bereits 2004 in einer Untersuchung an jungen Frauen. Gerade die figurbewussten unter ihnen entwickelten an Tagen mit einer Extraportion Fruktose mehr Hunger. Die Lobby-Organisation Corn Refiners Association (CRA) hielt dagegen: Eine Studie, die im Juli 2007 im American Journal of Clinical Nutrition erschien, fand keinerlei Unterschied im Hinblick auf Appetitregulierung, kein Grund für Übergewicht.
»Der Zusatz von Fruktose in Lebensmitteln ist daher nicht wünschenswert«, findet dennoch der US-Professor John P. Bantle, Hormon-Experte vom Diabetes-Forschungszentrum an der University of Minnesota. Der Biss in den → Apfel sei indessen nicht problematisch: »Fruktose, die in Obst und Gemüse natürlich vorkommt, hat nur einen bescheidenen Anteil an der Kalorienaufnahme und sollte kein Grund zur Besorgnis sein.« Die deutsche Bundesregierung hat das Problem offenbar erkannt. Auf Anfrage teilte das Verbraucherministerium mit, »dass eine erhöhte Fruktoseaufnahme ungünstige Wirkungen auf den → Stoffwechsel entfalten und sich im Rahmen der Pathogenese des metabolischen Syndroms nachteilig auswirken kann«. Das
Ministerium und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) prüfen, ob die geltenden Vorschriften für Diätprodukte aufgrund der neuen Datenlage geändert werden müssen. Schließlich nehmen gerade Zuckerkranke und Übergewichtige diese Produkte - und schaden sich damit offenbar eher noch. »Aus diesem Grund«, so das Ministerium, »wird nach gegenwärtigem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Verzehr von Fruktose als Zuckeraustauschstoff für Diabetiker nicht mehr empfohlen.«
Fumarsäure (E 297)
Fumarsäure dient der Säuerung und Säureregulierung von Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen als Lebensmittelzusatzstoff ist bislang nichts bekannt.
Functional Food
Functional Food (zu deutsch: funktionelle Lebensmittel) sind der Hit im → Supermarkt . Die Nahrungsindustrie erzielt damit steigende Umsätze. Dabei handelt es sich um industrielle Lebensmittel, die über ihren eigentlichen Nährwert hinaus einen gesundheitlichen Zusatznutzen, etwa bei der Vorbeugung von Erkrankungen, bieten sollen. Functional Foods können als Zusätze beispielsweise Vitamine, Ballaststoffe, Oligosaccharide, Mineralstoffe, essentielle Fettsäuren, → probiotische Bakterienkulturen (z.B. Bifidobakterien, Laktobazillen) oder sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Bei unabhängigen Experten ist dieses Gesundheits-Design umstritten, weil die angeblichen Wirkungen schwer nachzuweisen sind und zudem bei Überdosierung mit Nebenwirkungen zu rechnen ist. Die Versprechungen der Food- und Pharmaindustrie sind hingegen verheißungsvoll: »Wer seine Ernährung auf Functional Food umstellt, braucht sich keine Sorgen mehr um die Ausgewogenheit seiner Ernährung machen«, tönte schon der Marketingleiter einer Tochterfirma des Chemiekonzerns DuPont.
Pionier und Marktführer bei derlei → Milcherzeugnissen ist → Nestlé . Der Weltkonzern verkauft in Asien sogar calciumangereicherte Milch und Milchprodukte: »Sie beugen der → Osteoporose vor,
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