Die Ernte
Wave Dave gekauft haben. Die Katze des Hauses trägt ein türkisfarbenes Metalplättchen-Halsband und läuft vor den Kindern der Stripperinnen weg, die ganz selbstverständlich hinten in der Garderobe sind und Fechtkampf spielen.
Das Stretchmark liegt dem Antiquariat gegenüber. Jedes Mal, wenn Jean und ich durch die Tür treten, singt der Barkeeper mit einer Bugs-Bunny-Stimme: »I dream of Jeannie, she’s a light brown hare.« 1
Jean, das Flattern eines jeden Männerherzens.
Der Barkeeper ist auch in Schwester Marianne verknallt, die ehemalige Nonne, die ihrer Gesundheit wegen nach Phoenix gezogen war, und direkt wieder zurückzog, als sie hörte, dass die Taranteln dort acht Fuß hoch springen können, manche von ihnen sind schon auf dem Sattel eines Pferdes gelandet.
Wenn ihr Geist woanders ist, ist sich Schwester Marianne nicht bewusst, welches Geräusch sie macht, wenn sie da an der Bar sitzt – wie ein Rasensprengerkopf, der
kk-kk-kk-kk-schffschffschffschffschff
macht.
Die Schwester hat ein Auge auf den Typ vom Postamt geworfen. Wenn man bei ihm einen Briefmarkenbogen kauft, reibt er die Klebeseite des Bogens über seine Haare. Er sagt, dass das Fett aus menschlichem Haar verhindert, dass die Briefmarken in der Brieftasche aneinander kleben. Ein praktischer Tipp, und eine Geste, an die man sich gern erinnert, wenn man sich daran macht, Briefmarken abzulecken.
Der Typ vom Postamt will Jean mit seinem Freund aus der Innenstadt verkuppeln. Ich habe den Freund aus der Innenstadt getroffen. Er versuchte, mir eine Art Münze zu verkaufen, von der er sagte, sie habe Alexander dem Großen und Dschingis Khan und Bobby Kennedy gehört – »Nur zwanzig Dollar – okay, sagen wir achtzehnfünfzig.«
Ich warnte Jean, dass der Freund des Postmanns einmal dafür verhaftet worden war, mit einem Kinderspringseil auf Taxis einzupeitschen, die Holzgriffe waren auf die Fenster geschlagen und Farbe von den Motorhauben abgeplatzt.
»Servier ihn ab«, sagte ich.
Jean sagte, dass sie ihn nehmen könne oder nicht, und ich sagte, das ist doch ein guter Zustand.
Am Tag der Hochzeit, bevor ein Sondereinsatzkommando von Schönheitspflegern ankam, um die Braut zu erledigen, schenkte der kleine Sohn aus der ersten Ehe des Bräutigams seiner neuen Stiefmutter ein selbst gemaltes Bild von einem grimmigen Green Beret 2 , der ein Schwert in seinem flammenden Kopf stecken hatte.
Die Braut klemmte das Bild in ihren Frisierspiegel. Dann blickte sie darüber hinaus und setzte ein Hochzeitsgesicht auf.
Für ihren zweiten Versuch hatte sich die Braut wadenlange elfenbeinfarbene Spitze, bessere Blumen und besseres Essen, bessere Musik und einen besseren Mann ausgesucht. In der Hochzeitssuite, alias dem Schlafzimmer der Brauteltern, griff die Braut nach ihren Ohrringen; Jean erinnerte sie, ihren Schmuck zuletzt anzuziehen, damit sie nicht die hauchdünne belgische Spitze zerriss.
Der erste Ehemann der Braut verbrachte seine Zeit zwischen Davis, San Pedro und Encinitas. Man musste nur das Wort »zu Hause« sagen und er konnte nicht aufhören, über seine Miete zu reden, über die Wohnung, in der er für 37,50 Dollar gewohnt hatte, als es noch vor zwanzig Jahren war, und als dann der neue Eigentümer seine Miete dort oben über der Emerald Bay auf 60 Dollar erhöhte, so konnte er nicht an sich halten, uns zu erzählen, dass er gesagt hatte, »Scheiß doch drauf«, und ausgezogen war.
Wenn man »zu Hause« sagt, kann man zusehen, wie der Braut das Herz in den Keller sinkt.
Der neue Bräutigam ist wie eine Naturgewalt. Aber die Braut spielt sein Aussehen, seine Größe herunter. »Es geht ums Vertrauen«, sagt sie. »Und – hm, ja«, sagt sie, »es geht um – wer
weiß
schon, worum’s geht. Wir machen einfach diese blöden Spaziergänge und hören uns Kojoten an.«
Ich tauchte einen Finger in den Ehevertrags-Champagner und tupfte mir das kalte Gesprudel hinter die Ohren, hinter die Stelle, in die Jean mir damals in der Schule mit einer Kiltnadel ein Loch gestochen hatte.
Jean sagte: »Männer.« Sie sagte: »Zuerst hassen sie einen. Aber alles, was man tun muss, ist lustig und traurig und groß und dünn und klein und dick sein und sie mürbe machen, mürbe machen.«
»Du kannst nur die Sonnenseite betrachten«, sagte ich, »aber denk an die Männer, die unerklärlicherweise geflohen sind, nachdem sie uns ein bisschen besser kennengelernt hatten.«
Genau in diesem Moment kam der Hund der Brauteltern herein und stellte seine
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