Die Ernte
erleben.«
Wenn Paare sich mit der Zeit ähnlich sehen können, dann wurden auch die Beschwerden meiner Eltern sich langsam ähnlich. Meine Mutter nahm etwas gegen eine arthritische Erkrankung. Mein Vater nahm etwas anderes gegen genau das gleiche. Als meine Mutter im Flugzeug nach San Juan, wo sie das Schiff nehmen wollten, entdeckte, dass sie ihre Tabletten nicht eingepackt hatte, schien es daher wie das Sinnvollste der Welt, dass mein Vater sagte, »Keine Panik«, sie solle sich an seinen bedienen.
Aber auf dem Weg dahin, den legendären Vorboten des Unheils zu sehen, verließ meine Mutter das Glück. Minuten nach dem Abheben begannen ihre Hände zu jucken. Dann ihre Arme, dann ihr Hals. Dann ihr Gesicht und dann ihre Füße.
Eure normalerweise würdevolle Mutter, sagte mein Vater, kratzte sich wie ein wildes Vieh. Wie mein Vater sich entsinnt, gelang es meiner Mutter, gleichzeitig rot anzulaufen und blass zu sein. Er sagte, das Kratzen meiner Mutter wurde zu einem Tanz, als es anfing, sie von innen zu jucken. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie in San Juan aus dem Flugzeug stiegen, hatte meine Mutter – die sich immer noch juckte – auch noch angefangen zu keuchen. Hätten sie noch länger gewartet, so erfuhren sie bald danach, hätte meine Mutter gänzlich aufgehört zu atmen.
Im örtlichen Krankenhaus wurde getan, was getan werden konnte, um sie wieder in Ordnung zu bringen, und man empfahl ihr, das Fernweh zu betäuben und es mindestens eine Woche lang ruhig anzugehen. Meine Mutter willigte ein, dem Arzt auf halbem Wege entgegen zu kommen und versprach, sich auszuruhen, wenn sie sich an Bord des Schiffes ausruhen könne.
Nachdem sie San Juan verlassen hatte, machte die
Golden Odyssey
im Hafen von Martinique Halt. Man konnte in Martinique am Ende des Piers Smaragde für 30.000 Dollar kaufen.
Vor der Insel Grenada war die See zu rau, um mit den Booten zum Land überzusetzen. Der Astronaut war seekrank, zusammen mit genau 86 Prozent der Passagiere. Diejenigen, die nicht erlagen, wurden dazu angehalten, Bridge zu spielen und eiskalte tropische Getränke zu schlürfen.
Die Dinge wurden nicht besser, als sich das Schiff Trinidad näherte. Laut meinem Vater hinterließ ein bizarrer Unfall auf der Promenade einen älteren Mann mehr tot als lebendig. Was der Mann nicht gesehen hatte, als er nach seiner Limonadendose griff, war die Biene, die durch das Loch hinein geflogen war. Als er aus der Dose trank, verschluckte er die Biene, die es dann fertigbrachte, ihn auf ihrem dunklen Weg nach unten in den Hals zu stechen.
In all dieser Zeit las meine Mutter im Luxus ihrer Kabine Schund. Mein Vater besuchte die Vorträge, um sie daraufhin meiner Mutter unter Deck wiederzugeben.
Trinidad war der erste Ort, von dem aus der Komet deutlich sichtbar sein würde. Die Passagiere waren in Deep-Sky-Fotografie eingewiesen worden – Stative waren ein Muss, ebenso wie Belichtungszeiten von mindestens einer Minute, und weil die Bewegung des Schiffes ein unscharfes Himmelsereignis bedeutet hätte, hatte der gute Kapitän eine nächtliche Expedition arrangiert.
Er mietete fünfundvierzig Taxis (von den siebenundvierzig, die es auf der Insel gab), um seine Passagiere abzuholen, fünf Passagiere pro Taxi, und sie über zwei lange Stunden eine einspurige Dschungelstraße entlang auf die andere Seite der Insel fahren zu lassen.
In einem der Taxis hatte die Besatzung Kaffee und Sandwiches mitgeschickt; in einem anderen bestand die Fracht aus einer tragbaren Toilette.
Während sie nachts durch den Dschungel rasten, sprachen die Taxifahrer von Schlangen. Sie sagten, es
gäbe
keine Schlangen mehr auf Trinidad, seit die Regierung den Mungo eingeführt hatte. Dieser hatte seinen Job so gut gemacht – er fraß nicht nur Giftschlangen, sondern auch Vogeleier – dass man bei Tageslicht sehen würde, dass es keine exotischen Vögel mehr gab.
Wo der Dschungel aufhörte, an einem Ort voll schlüpfrigem Schiefer und verstreuten Sisalpflanzen, stellte eine Gruppe von Sternenguckern mit hängenden Schultern ihre Teleskope und Stative auf.
Das ist der Teil, den mein Vater mir ausmalte – all die Leute, die in der Dunkelheit herumstolperten, unter keinem Mond, ohne mit einer Lampe leuchten oder ein Streichholz anreißen zu können, weil sie dann eine Belichtung ruiniert hätten.
Und wegen der späten Stunde hatte sich niemand angezogen; es waren Männer und Frauen in Bade- und Frisiermänteln, die da in der Dunkelheit aneinanderstießen und an
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