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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Hempel
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dann Gelbschwanzmakrelen, Felsenbarsche, Nördliche Schnapper, Tarpune und den Siebenkiemenhaie.
    Immer gibt es da einige wenige Fische, die gegen die Flut schwimmen. Es sind diese, denen Mrs. Carlin folgt. Für sie sind die Dunkelheit und das Wasser und der stete Strom stiller Flossen unermesslich beruhigend. Sie ergibt sich dem wirbelnden Gefühl, und sie glaubt, dass dies sie ungeschützt lässt vor dem, was sie nicht kontrollieren kann, als ihr plötzlich einfällt, was für ein Tag es ist.
    In den Gewässern des Nordatlantiks vor der Küste der Faröer ist es der Tag des »Grindabod« der Rückkehr der Grindwale, an dem Fischerboote die Wale zu Hunderten an die Küste treiben. Dort schwingen Fischer Haken in das Fleisch der Wale, um sicherzugehen, dass die übrigen nicht auf ihre eigene Sicherheit achten; ein Wal verlässt einen verwundeten Gefährten nicht.
    Messer werden gezogen und durchschneiden das Rückenmark. Ein Mal noch schlagen die Wale aus; in einem Meer von Blut brechen sie sich den eigenen Hals
.
    Mit einem Taschentuch vor den Mund gepresst drängt Mrs. Carlin die Jungen aus dem Karusell-Raum.
    Während der Heimfahrt knuffen die Jungen einander und machen sich über ihre Lehrer lustig. Sie jaulen Mrs. Carlin etwas vor, bis sie anhält und ihnen ein Eis kauft. Sie essen es im Auto und sind lange genug still, um aus dem Fenster zu schauen und Leuchtkäfer in der blauen Abenddämmerung aufblitzen zu sehen.
    »In Südamerika«, sagt Mrs. Carlin mit einem Zittern in der Stimme, »flechten sich die Frauen Glühwürmchen ins Haar.«
    Und dann fliegt einer der Leuchtkäfer gegen die Windschutzscheibe. Mrs. Carlin muss aufrecht sitzen und das Kinn heben, um oben über die glühende Schmiere zu sehen, die ihre Sichtlinie durchstreift wie ein Komet.
    »Komm her, Bert«, sagt Bret. »Kleines Bertilein, kleines Forellchen, kleines Lächslein.«
    Mrs. Carlin steht lauschend an der offenen Tür von Berts Zimmer, wo er sich für die Schule anziehen soll. Er hat eine Seite seiner Decke angehoben und ruft den Kater unter dem Bett.
    »Wo ist dieser freche kleine Kacker? Dieses flauschige weiche verflixte Flauschding?«
    Bert bleibt unter dem Bett.
    Bret gibt auf. Da sieht er Mrs. Carlin und weiß, dass sie seinen Strom von Zärtlichkeiten gehört hat.
    Er versucht, sich zu fangen, sagt: »Dad nennt ihn ‚die Kakerlake‘.«
    Sein Blick lässt vermuten, dass ihn schon jemand anders dabei gehört hat und ihm dies konstant unter die Nase reibt – sein Bruder, ist sich Mrs. Carlin sicher.
    Am Abend zuvor, als die Drei ferngesehen hatten, hatte Pierson sich über sie lustig gemacht, als ihr während einer Katzenfutterreklame Tränen in die Augen kamen. Die von Purina kriegen mich jedes Mal, war alles, was sie sagen konnte, während sie, im Stillen, darauf aufmerksam gemacht wurde, dass
in einem Tierheim in Oklahoma ein Pfleger nicht die Fäkalien von der Schüssel wusch, die er benutzte, um Hundefutter aus einem Sack zu schaufeln
.
    Mrs. Carlin schämt sich nicht für das, dem sie den Namen »Zarte-Häppchen-Gefühl« gegeben hat. Und sie will nicht, dass Bret sich schämt, Zuneigung zu zeigen. Also fragt sie ihn, ob er ihr helfen möchte, Duncan zu bürsten.
    Duncan liegt quer über einem Kissen auf Mrs. Carlins Bett; er bewegt sich nicht, als Bret ihm die Bürste über den Rücken zieht. Als Bret fester bürstet, schließt Duncan die Augen.
    »Lässt sich piksen, fängt nicht an zu fiepsen«, sagt Bret, stolz auf den Reim.
    Mrs. Carlin lacht und glättet das Fell des Hundes. »Lässt sich bestaunen und bleibt in den Daunen«, sagt sie und setzt Duncan auf. Sie zeigt Bret, wie man die Drahtborsten sanft die Hinterläufe des Hundes hinab zieht. Dann bittet sie Bret, Duncans Pillen aus der Innentasche ihres Koffers zu holen.
    Duncan nimmt Lanoxin für sein klappriges altes Herz. Mrs. Carlin betrachtet die kleine Plastikflasche und – das Zarte-Häppchen-Gefühl – denkt, wie unerträglich lieb es ist, dass das Medikament ihres Haustiers mit »Duncan Carlin« beschriftet ist.
    Bret sieht zu, wie Mrs. Carlin über den weißen Hals des Hundes streicht, damit er die Pille besser herunterschlucken kann. Er sagt: »Ich wünschte, Scooter hätte ewig leben können.«
    Mrs. Carlin schaut rasch auf. Sie stellt sich eine mit »Scooter Patterson« beschriftete Plastikflasche vor.
    Sie sagt etwas, das ein Trost sein soll. Sie sagt: »Versuche, immer daran zu denken, dass Gott Scooter das Bäuchlein krault.«
    Sie ist überrascht,

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