Die Ernte
Was wäre, wenn du dem neuen Kind einen Hund schenkst? Was wäre, wenn du auf den Preis einer Tasse Kaffee am Tag den Preis einer Dose Hundefutter am Tag draufschlagen würdest? Würde die Agentur in Übersee – würde jemand dort in seinem Land dem neuen Kind einen Hund besorgen?
Ich dachte an Pal.
Der Original-Pal ist in einem Blumenbeet beerdigt, und seine Schnurrhaare schieben sich als Stängel nach oben, an deren Ende im Frühling Ringelblumen und Mimosen blühen. Pal war ein Schäferhundmischling, der für den Such- und Rettungseinsatz trainiert worden war. Das diente weniger dem Wohle der Allgemeinheit als der Familiensicherheit. Meine Mutter sagte immer, dass sie unsicher lebe, sie meinte
durch
ihre Kinder – obwohl ich ein Mädchen war, das sich nie einen Knochen gebrochen hat; ich musste mir damit behelfen, beim Sehtest zu schummeln, damit ich eine Brille bekam und – als Ersatz für eine Zahnspange – verbogene Büroklammern um meine Zähne wickeln.
Oft genug machte sich Pal auf in die Hügel und fand jemanden, der sich etwas gebrochen oder etwas gerissen hatte. Der Original-Pal war so glücklich, wenn er jemanden retten konnte, dass wir uns immer flach hinlegten und darauf warteten, dass er uns finden und abschlecken würde, damit wir zu ihm sagen konnten, Guter Hund, Guter Hund, Guter Hund.
Aber ich muss an Pal Junior denken.
Ohne Verwandtschaft zu Pal, legte sich Pal Junior in stressigen Zeiten auf der Terrasse rücklings in die Sonne, bis er einen Sonnenbrand auf dem Bauch hatte. Pal Junior watete in einen Fluss und setzte sich hin, saß einfach dort in der Mitte eines fließenden Flusses, der sich um seine Schultern teilte wie um einen größeren Pal.
Pal Junior war teils so und teils besonders. In einer Strickweste mit Lederellenbogenschützern, mit seinem weißen Fell um sein Gesicht zu Stacheln gebürstet, war Pal Junior Albert Einstein, der Menschen rettet.
Wisst ihr, am Anfang, im Garten Eden, war vollkommener Einklang zwischen Mensch und Tier. Aber als der Mensch die Sünde entdeckte, öffnete sich eine Kluft, die den Menschen auf der einen Seite von allen Tieren auf der anderen Seite trennte. Die Kluft weitete sich, sagte unsere Mutter, bis es im letzten Augenblick einzig der Hund war, der über den Abgrund sprang, um die Ewigkeit mit dem Menschen zu verbringen.
Ich sagte zu meiner Freundin Deborah: Was soll das heißen, das Zentrum? Würde Struthers oder vielleicht Evans es wissen?
TOM-STEIN DURCH DIE AALE
»Sind sie hier wegen all der Dinge, die ich nicht habe?«
Der Mann, dem die Gärtnerei gehörte, das sagte er. Er dachte, ich sei für die Sonderangebote gekommen, die ihm ausgegangen waren, aber alles, was ich brauchte, war Torfmull. Ich plante, einen Steingarten anzulegen, einen, in den ich den Stein legen konnte.
Der Tom-Stein hatte unter Wasser gelegen, unter dreißig Fuß von roten Aalen durchzucktem klarem Wasser unter einem Pier am Lake Ontario im Jahr 1963.
Sie bestach mich, meine Mutter, mit Lob – würde ich die Taucherin sein, die ihn bergen würde, während sie zusähe? Vom Deck der
Jolly Roger
aus konnte man das Wort
Tom
sehen. Den Namen. Der Stein am Grund war rechteckig, seine Ecken zu Kurven geglättet. Eine grüne Linie war wie ein Fernsehschirm darauf gezogen, und im Innern des Schirms in Blau der Name Tom.
Als ich ihn an die Oberfläche brachte, war der Tom-Stein, sagen wir, halb so groß wie eine Schuhschachtel.
Das Eishörnchen, das ich dafür bekam, roten Aalen getrotzt zu haben, enthielt Schokoladeneis in zylindrischen Portionen.
Kanadisches
Eis, kanadischer Stein und niemand namens Tom in unserer Familie.
Und nun, in Kalifornien, würde der Stein, der in verschiedenen Staaten in verschiedenen Jahren auf einem gläsernen Teetischchen gelegen hatte, neben Granitplatten »gepflanzt«, flechtenbedeckten Granitplatten, die von den Sierras hier heruntergeschafft worden waren, und das ganze umgrenzt von weißer Strandkresse. Der Tom-Stein würde gleichermaßen ein Markstein wie ein Grabstein werden. Und wäre ich nicht fast dabei gestorben, ihn zu bekommen, als ich meinen Atem so lange anhielt, und dann diese Aale?
In Kalifornien soll man nicht unter Bücherregalen oder Gemälden oder Spiegeln an der Wand schlafen. Aber im Haus meines Vaters schlafe ich, wenn mein Vater nicht da ist, in seinem Bett und setze darauf, dass das Gemälde einer Töpferscheibe in den Stunden einer bei Nacht bebenden Stadt sich nicht losreißen und meinen Schädel
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