Die Ernte
lernte. Es lernte, sie zu lieben. Lehrte sie zu lieben.
So einfach. So einfach, wie in einen warmen Swimmingpool zu fallen.
Einfach unterzugehen.
Aber die anderen Möglichkeiten…
Ihre Liebe.
Kevin. Ginger. Robert.
Robert?
Ja, ich bin hier, mein Schatz.
Robert?
Hier bei dir. Es ist schön… . .
Nein.
Ich kann es nicht, nicht alleine, es ist zu stark.
Du bist nicht alleine. Nie alleine.
Aber du siehst, wie wunderbar es ist, Tam. Was für eine Freude. Oh, was für ein Friede.
Aber wir können nicht alle leben. Nicht mit dieser Sache. Sie wird uns alle auffressen.
Ich will leben.
Wir alle wollen leben.
WIR ALLE WOLLEN LEBEN.
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Bill zerrte an den dornigen Ranken, die sich in seinen Hals gruben. Heißes Blut tropfte unter sein Hemd, als er gegen den Priester kämpfte. Er erinnerte sich an einige Worte, die Nettie ihm vorgelesen hatte, während ihre flinken Augen über die Seiten huschten, erinnerte sich an ihre Stimme, die wie Musik in seinen Ohren klang, an ihre Haut, die so weich wie eine Wiese war. Er hörte ihre Worte, so als ob sie sie gerade jetzt aussprechen würde. »Wer von meinem Fleisch isst und von meinem Blut trinkt, der wird das ewige Leben erlangen.«
Bill packte den züngelnden Kopf des Predigers und hob ihn über das Pult. Aus seinem Gaumen sickerte der Nebeldunst. Bills Finger verloren den Halt in seinem glitschigen, durchweichten Schädel und der weit geöffnete Mund kam ihm gefährlich nahe.
»Wer von mir kostet, wird durch mich leben.«
Der Priester, Satan aus feuchtem Fleisch, wurde plötzlich stärker. Bill wurde zurückgedrängt und die Hand des Predigers bearbeitete das Fleisch seines Halses.
»Ich bin das Brot des ewigen Lebens. Wer von diesem Brot kostet, wird ewig leben.«
Der Kopf des Priesters beugte sich herab und Bill wurde über die Kanzel gedrängt. Der Teufel schien zu gewinnen. Ähnlich wie der Jünger Thomas vor zweitausend Jahren, hatte auch Bill den Schatten eines Zweifels.
Die offenen Lippen des Priesters pressten sich auf seine und die ersten Flammen des ewigen Höllenfeuers leckten an seiner Gehirnrinde. Satan murmelte schon sanft und lieblich in sein Ohr, sein feuchter Speichel schon auf Bills Wange.
Die Kanzel fiel um und Satan kroch auf Bills sich windenden Körper. Bill versuchte sich wegzudrehen und zu fliehen, hinaus aus der Kirchentüre und weg von der Rettung und der Verdammnis und den Versuchungen und der Bedrängnis und den Qualen. Aber der Teufel wollte ihn nicht gehen lassen.
Er kämpfte verbissen und rutschte auf dem Rücken über den gebohnerten Boden. Der Teufel jagte ihn mit lüsterner Zunge. Bills Hände stießen plötzlich auf zersplittertes Holz. Das Kruzifix. Gott hatte für ihn gesorgt.
Bill hob das Kreuz über seinen Kopf und stieß, noch mit dem Speichel eines schnellen Gebets auf den Lippen, dessen hölzernes Ende zwischen die schreiend grünen Augen der Kreatur.
VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
James packte den Arm der Kreatur, die am Fenster lehnte. Zähflüssiger Schleim tropfte auf den Boden, als sich die Kreatur mit ihren zerschlissenen Lippen ein Lächeln abrang. Als sie zu sprechen versuchte, spritzte ein Tropfen Speichel in James´ Auge. Ein wilder Schmerz durchfuhr ihn wie ein Blitz und in derselben Sekunde hob er ab, begann zu fliegen und war dabei, komplett verrückt zu werden.
Plötzlich war er eine weiße Frau und sein Name war Tamara und das musste eine Auswirkung der Anspannung sein, die Trauer, die seine Sinne überflutete, der Hammer der Götter, der auf die graue Masse seines Gehirns einschlug, wie sonst konnte er die Pilze erklären, die plötzlich gehen konnten und – warte einen Moment -, das war die einzige Erklärung, er musste wohl gerade sterben oder so ähnlich, aber er würde eines von diesen Arschlöchern mitnehmen, so Gott ihm helfe, aber warte einmal, Mister Wallace, diese Kreatur ist ja schon tot und was zum Teufel ist Shu-shaaa und wer bist du überhaupt, Tamara?
Wow…jetzt sind wir im "Herz-Gehirn", stimmt das, Tamara? Das muss wohl das geschwollene lila Zeug da sein, da drinnen in dem Ding, das wie ein Abwasserrohr voller Krankheitserreger aussieht.
Und das ist deine Tochter, Ginger? Und dein Mann, Robert. Dein Sohn, Kevin. Angenehm.
So fühlt man sich also, wenn man weiß ist. Komisch, aber es ist das Gleiche wie schwarz zu sein, zumindest von innen. Aber wenn es dir nichts ausmacht, könntest du mir bitte sagen, was hier los ist, warum ich hier in deinem Traum
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