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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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und Boden, der seit dem Bürgerkrieg der Familie Mull gehört hatte.
    Er war müde und verärgert und für seinen Geschmack viel zu nüchtern. »Mit dem scheiß Gewehr kannst du gegen das Ding nichts ausrichten«, sagte er zu DeWalt.
    »Mit dem Gewehr alleine nicht. Aber wenn ich nahe genug hingehen, könnte ich…«
    »Die verdammte Explosion auslösen«, sagte Tamara. »Durch große Hitze und Druck. Aber das wäre viel zu nahe…«
    »Um zu überleben? Daran habe ich schon gedacht.«
    »Ich weiß«, sagte Tamara.
    Chester dachte sich, dass beide verrückt waren, genau so faulig und verdorben wie das Monster, das es sich hier auf dem Berghang gemütlich gemacht hatte. Tamara machte einen Schritt auf DeWalt zu und hob ihre Hand um ihn zurückzuhalten. Das ungesunde Licht des Alien wurde von ihrem Gesicht zurückgeworfen. DeWalt zielte mit dem Gewehr auf seine Begleiter.
    »Ich schlage vor, ihr zieht euch zurück«, sagte DeWalt. »Denn es sieht so aus, als würde hier bald ein schweres Gewitter niedergehen.«
     

 
    DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     
    Bill hatte seine ganze Munition verschossen. Und genau dann tauchte eine der Kreaturen plötzlich neben ihm auf. Bill ergriff den heißen Lauf seines Gewehrs und wollte dem Alien den schweren hölzernen Kolben ins Gesicht stoßen. Das Gesicht gehörte Fred Painter, ein Mitglied des Kirchenbeirats der Baptisten aus Windshake.
    Nein, sagte Bill zu sich selbst. Das ist nicht mehr Fred. Jetzt ist er einen von IHNEN.
    Der gute, alte Fred hatte die Seiten gewechselt. Fred gehörte jetzt zu der Armee des Antichristen. Zu den Feinden. Zum Bösen.
    »Vorwärts, ihr Kämpfer Christi!«, schrie Bill und drückte sein Gewehr in das aufgeschwollene Gesicht neben sich. Es explodierte wie eine Packung Fertigsuppe.
    Arnie klopfte die leeren Patronenhülsen aus seinem Revolver und lud im Schutz der offenen Autotür nach. Im Morgenlicht konnte Bill sehen, wie sehr Arnie zitterte. Schwammige Leichen lagen mit zuckenden Gliedern auf dem Parkplatz verstreut.
    »Komm, Bill!«, schrie Arnie. »Lass uns von hier verschwinden. Es sind zu viele.«
    Bill ging auf eine Lücke im Zaun zu.
    »Bill!«
    Er drehte sich um und winkte Arnie zu. Gott hatte ihm einen Auftrag gegeben. Er kämpfte sich durch die Sträucher auf den Friedhof durch. Er würde die Kirche zurückerobern.
    Bill bat Gott, ihm die Kraft dafür zu geben. Nicht die Kraft, dem Teufel zu widerstehen, sondern die Kraft, den Teufel zurück in die Hölle zu schicken. Aus dem Augenwinkel konnte er Blätter und feuchte Sachen auf dem Boden liegen sehen, aber er fixierte seinen Blick auf das Bronzekreuz, auf dem sich das Licht der aufgehenden Sonne spiegelte. Goldene Strahlen umspielten das Kreuz wie ein Zeichen des Himmels, falls dieser überhaupt noch existierte.
    Unsere Hoffnung ist unsere letzte Hoffnung. Der Gedanke kam aus dem Nichts. Bill lächelte. Das war genau die Nachricht von Gott, auf die er in diesem schweren Moment gewartet hatte.
    »Unsere Hoffnung ist unsere letzte Hoffnung«, wiederholte er laut. Diesen Satz musste er sich merken.
    Bill stürmte auf die offene Tür der Sakristei zu. Laut und deutlich sang er ein Halleluja.
     
    ###
     
    James schüttelte Tante Mayzie und versuchte sie aufzuwecken. Aber sie öffnete nicht ihre Augen. Sie fühlte sich steif und kalt an.
    Tot.
    Er hätte sie beschützen sollen. Er hatte versagt. Eine einzige Aufgabe, eine einzige, leichte Aufgabe und er hatte versagt. Wie konnte er jemals wieder seiner Mutter unter die Augen treten? Wie konnte er sich jemals wieder in den Spiegel schauen?
    Er setzte sich auf den Bettrand und die Metallfedern der Matratze stöhnten leise auf. Der Körper seiner Tante bewegte sich leicht zur Seite. Als er aus dem Fenster blickte, die entfernten Schreie und das Heulen der Sirenen hörte, sah er, wie sich eine Honigbiene an einer feuchten Lilie zu schaffen machte.
    Er hasste Blumen.
    Ein Geräusch am Fensterbrett erregte seine Aufmerksamkeit.
    Der glitzernde Postbote stolperte durch das Blumenbeet vor seinem Fenster. James fuhr unwillkürlich zurück, als die Kreatur seine Hand auf das Fenster klatschen ließ. Der Postler grinste und sabberte dabei fluoreszierenden Nektar. Bei dieser Ansicht musste sich James fast übergeben.
    Das musste das Monster sein, das Mayzies Leben auf dem Gewissen hatte. Dieser schleimgesichtige Mutant hatte die Frau auf dem Gewissen, die ihm nichts als Liebe geschenkt hatte, und das, obwohl James hauptsächlich mit seinen eigenen Problemen

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