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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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suchen«, sagte DeWalt zu ihnen und ging um den Steinblock herum und zu dem Abgrund des Erdschlundes. Emerland bewegte sich zuerst, machte einen zögerlichen Schritt, dann noch einen. Tamara wollte etwas sagen, aber DeWalt richtete das Gewehr auf sie.
    Sie versuchte noch einmal, in seinen Kopf einzudringen, aber er bat sie, ihn alleine zu lassen. Sie folgte dem Bauunternehmer den schmalen Pfad bergabwärts, denn sie wusste, dass DeWalt sich von nichts und niemandem stoppen lassen würde.
    Chester prostete DeWalt mit seinem letzten Schluck schwarzgebranntem Schnaps zu. »Dann bist du also doch kein feiges Arschloch aus Kalifornien.«
    »Leck mich, Chester.«
    »Mit größtem Vergnügen.« Chester warf seine leere Schnapsflasche in den Erdschlund, nickte DeWalt zum Abschied zu und folgte den anderen. Kurz bevor er sich umdrehte, sah DeWalt in den Augen des alten Mannes ein Schimmern, das eine Träne hätte sein können.
    Als DeWalt seine Freunde weggehen sah, versuchte er, die Wucht der Explosion auszurechnen. Die Sonne erhob sich jetzt mit großer Schnelligkeit und ihr goldenes Auge schaute schon über die weiter entfernten Bergrücken. Er zwang seine schmerzenden Knie über die Lippe des nach Verwesung stinkenden Loches und das betäubende Aroma nach Moder und Verrottung stieg um ihn wie der Nebel der Unterwelt auf.
    Tamara wagte noch einen Blick zurück, aber sie war schon zu weit weg, als dass sich ihre Augen treffen konnten. Dies galt aber nicht für ihre Gedanken.
    »Hoffnung ist unsere einzige Hoffnung«, dachte er, als er in den Erdschlund hinunterrutschte.
    Er sah das TNT zwischen den schleimigen, nassen Stalagmiten, dem ausgefransten Schimmel und den zitternden Fühlern, die an seiner Haut leckten, herumliegen. Er war von der überwältigenden Kraft des Shu-shaaa beeindruckt und zum ersten Mal dachte er an das Alien als das, was es wirklich war: eine Kreatur, die ihrem natürlichen Instinkt folgte.
    Genauso wie er war es nur ein weiterer Parasit.
    Sein Verstand vernetzte sich mit dem des Shu-shaaa und in dieser Millisekunde überschwemmte ihn die Intelligenz des Dinges warm wie das Wasser der Karibik. Er konnte fühlen, wie es versuchte, ihn zu assimilieren, ihn zu verstehen und ihre Seelen tauschte Gedanken aus wie eine Reflexion, die von zwei Spiegeln in alle Ewigkeit hin und her geworfen wurde.
    Dann sah er das, was er sofort als das Herz-Gehirn des Alien erkannte. Es war ein glatter Beutel, der zum unhörbaren Ticken einer kosmischen Uhr pulsierte. Es war lavendelfarben und von flüssigen Wurzeln durchzogen. Das Herz-Gehirn sang für ihn, schickte seine Schlaflieder in seine müde Seele, und wiegte ihn in einen langen, unendlichen Schlaf. Das Alien war schön. Er war verliebt, verliebt, so verliebt wie noch nie in seinem Leben auf Erden.
    Wie konnte er jemals dieses Wunder zerstören haben wollen?
    Das Ding versuchte, ein Wort in seinen Schädel zu schleusen. Ein Wort, das aus den Untiefen seines Gehirns kam Bruuuu…duuuur. Oh Bruuu-duuur.
    Dann war Tamara wieder in seinem Kopf und er hatte Angst, dass er nicht den Abzug ziehen könnte, weil er nur Teil der schwarzen Tiefe sein wollte, des süßen Nichts, der dunklen lieblichen Leere, aber dann wusste er, er würde es nicht töten können, wie hatte er das jemals wünschen können aber Tamara zog ihn mit ihren Gedanken zurück zu Herbert und dem Blutenden Herzen und sogar der Vorsitzende war auf seiner Seite und er war Herbert verdammter Webster DeWalt der Dritte, zum Teufel, und bevor das Alien ihn lieben konnte und ihn in die Vergessenheit lecken konnte fragte er sich ob der Rückschlag des Gewehrs stark genug sein würde um die Sprengkapsel die er in seiner linken Hand hielt zum Detonieren bringen würde.
    Sie war es.
     
    ###
     
    Es war nicht genug.
    Tamara spürte es, sogar als sie fühlte, dass Herbert starb. Sie war bei ihm, als seine Seele roten und gelben Schmerz herausbrüllte. Sie fühlte das schnelle weiße Brennen in seinen Eingeweiden, fühlte, wie etwas in die entfernte Nacht glitt, wie seine Gedanken in sich zusammenfielen wie in schwarze Löcher, als er reines Licht, dann Friede und dann Chaos wurde. Dann war Herbert unter den Sternen, weit weg und unendlich und niemals wiedervereinbar.
    Diese Millisekunde fror zu einem Eiskristall, von dem jede Facette glitzerte und eine unendliche Möglichkeit verkörperte. Tamara suchte in den unendlichen Gängen: Dort, im Herz-Gehirn, das ihre Zuneigung verlangte und bekam.
    »Tah-mah-raaa.«
    Es

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