Die Ernte
vermissen.
Zu seinen Füßen saß ein zufriedener Welpe. Der Kleine war zwar nicht Boomer, aber Chester dachte sich, dass jeder andere genauso gut war wie sein stinkender Hund mit Hängeohren. Chester hatte ihm Juniors zurückgelassene Schuhe überlassen, damit er daran kauen konnte, um seine jungen Kiefer abzuhärten.
Das Telefon läutete. Chester hatte es auf die Veranda gestellt, falls Tamara anrufen sollte. Er mochte ihre Stimme, vor allem, wenn sie nicht in seinem Kopf herumspukte.
»Hallo«, sagte er.
»Chester. Ich bin´s, Emerland. Hör mir zu. Was würdest du zu vier Millionen sagen?«
»Ich habe dir schon zehnmal gesagt, dass ich nicht verkaufe. Und dabei bleibt es.«
Emerland hatte sich beide Beine gebrochen, als während der Explosion ein Baum auf ihn gestürzt war. Tamara und Chester hatten den halben Morgen gebraucht, um ihn wegzutragen, während er sich beklagte und jammerte und bei jedem Schritt drohte, Gott und die Welt zu verklagen. Nun rief der alte Gierschlund immer wieder von seinem Krankenhausbett aus an und erhöhte jedes Mal das vorhergehende Gebot.
»Verdammt noch mal, Chester«, sagte Emerland. »Stell dir mal die gratis Werbung vor, wenn die Geschichte erst einmal publik wird. Weißt du, wie viel Cash wir machen könnten, wenn hier der Vergnügungspark "Alienworld" seine Pforten öffnet? Kannst du dir das überhaupt vorstellen?«
»Nein, du Hinkefuß. Hatte noch nie besonders viel Fantasie. Was mich betrifft, bringt einen das nur in Schwierigkeiten.«
»Okay, vier Millionen zweihundertfünfzigtausend, du alter Blutsauger. Plus Beteiligungen. Du weißt schon, einen Teil vom Profit.«
Vielleicht würde Chester für fünf Millionen von seinem Land Abschied nehmen. Es war ja nur sein Erbe. Nur Dreck und Felder voller Unkraut und halb-verfallene Gebäude und Erinnerungen, von denen nicht alle gut waren. Jeder Mann hatte seinen Preis. Aber Emerland zappeln zu lassen, war fast genauso lustig wie einen Haufen Geld zu haben.
»Ich glaube nicht. Wiederhören.«
»Aber Chester…«
Chester legte auf. Er wollte die Leitung frei halten, sollte Tamara anrufen. Natürlich hatte sie vor gar nicht so langer Zeit kein Telefon dafür gebraucht. Sie meldete sich einfach in seinem Kopf.
Das war zwar verdammt gruselig, aber gar nicht so unpraktisch, wenn man sich einmal daran gewöhnt hatte. Nur, dass ihre "Kräfte", wie sie sie nannte, mit jedem Tag schwächer wurden. So blieb ihnen nur mehr das Telefon. Und das war ja auch ok.
Er blickte auf die dicken, weißen Wolken, gute Aprilwolken, so fest, dass man eine Heugabel hineinstechen und sie wenden könnte. Er fragte sich, ob DeWalt da oben war, ein Teil Wolke, ein Teil Himmel.
Die Regierungsbeamten hatte seinen Hühner mitgenommen. Das störte ihn jedoch kein bisschen. Weniger Mäuler, die er stopfen musste. Er beugte nochmals seinen Arm mit dem Schnaps.
Er wollte auf den Rasen spucken, zielte aber zu wenig weit. Seine Veranda hatte einen neuen Fleck bekommen.
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James räumte Tante Mayzies Sachen aus den Schränken, packte sie zusammen, sodass seine Mutter und ihre Familie gemeinsam entscheiden könnten, wie sie das wenige Erbe verteilen sollten. Da das Begräbnis noch frisch in jedermanns Gedächtnis war, waren die Gedanken an weltliche Besitzungen ohnehin eher unangenehm. Trotzdem, seine Mutter würde die Sammlung von Salzstreuern haben wollen. Sie liebte diesen Schnickschnack.
James blickte auf den Lieblingsstuhl von Tante Mayzie. Der Sitzpolster auf dem Sessel war noch eingedrückt, so als ob ihr Geist noch dort sitzen würde. James setzte sich auf den Schoß des Geistes und öffnete die Schublade von Tante Mayzies Kaffeetischchen. Sie war voll mit abgegriffenen Notizbüchern und herausgerissenen, losen Blättern.
James nahm das oberste Notizbuch aus der Lade und öffnete es. Es war unverkennbar Mayzies Handschrift. Er las die erste Seite.
FÜR JAMES: SCHNEE AUF BLUMEN
Während der Wind der Hyazinthen weht,
Haucht der bloßfüßige April über gepflügte Felder
Am Strand der warmen grünen See, sie niest und beklagt
Die Ankunft der Kolibris und zählt den Wellenschlag mit wässrigen Augen
Während die Schmetterlinge über gelbe Wege flattern
Ihr eisblaues Herz schmilzt
Unter dem Lava-Auge der untergehenden Sonne
Glitzert sie zögerlich
Wenn die Nacht ihre Fäden spinnt
Atmet sie die Minze kühlender Hoffnung
Und zieht das Kleid des vergangenen Winters
Fest über ihre mondschwarze Haut
In ihren
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