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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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John war schon auf Spur zwei eingelegt und bereit, über die Schwierigkeiten des Lebens zu singen.
    Als ob der gute alte Eltie davon eine Ahnung hätte, mit seinen Stretchlimousinen und Federboas.
    Robert ließ den Song ohne eigene Ansage ertönen und stand auf, um sich noch einen Kaffee zu holen. Er spähte um die Ecke und sah Melvin Patterson hinter seinem Mahagoni-Schreibtisch sitzen. Patterson schimpfte immer, dass die Station den Bach hinunter ginge, aber für seinen Schreibtisch und cremefarbenen Lederdrehsessel mussten sie die Billy Buck Dodge-Jeep-Chrysler Werbung sicherlich einige hundert Male einspielen.
    Bettys Schreibtisch stand beim Haupteingang und sie hatte ihm ihren Rücken zugedreht. Ohne es zu wollen, tasteten seine Augen ihr Hinterteil ab. Ihr Hintern sah wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon oder wie ein formloser Wackelpudding aus.
    Robert goss sich Kaffee in seine Tasse und ging zurück in sein Studio. Er drehte seine Monitorlautsprecher leiser, damit er nicht von noch mehr zeitgenössischen Rhythmen bombardiert würde, als er in sich aufnehmen  konnte. Er war sich sicher, dass sie krebserregend waren, oder vielleicht bekam man davon Haarausfall oder begann für die Republikaner zu wählen. Aber es war ihm egal und wenn sein Boss von ihm verlangte, dass er ständig die größten Hits der Countrylegende Boxcar Willie spielen würde, würde er es auch tun, solange jeden Monat sein Gehalt auf dem Konto war.
    Er verbrachte die nächste halbe Stunde mit hirnlosem Geschwätz und den Hits von Whitney Houston, Madonna, Celine Dion und Lionel Ritchie. Ehe er es sich versah, war es kurz vor zwölf und Dennis Thorne, die Antwort von WRNC auf Walter Cronkite oder zumindest Les Nessman, stand hinter ihm und wartete schon darauf, dass er für die Zwölf-Uhr-Nachrichten auf dem Sessel des Radiosprechers Platz nehmen konnte.
    »Was ist deine Schlagzeile, Dennis?«, fragte Robert.
    Dennis strich sein dick gegeltes Haar zurück  als ob er vor eine Kamera treten würde. »Bei Brysons Futtermittelfirma sind chemische Substanzen ausgetreten.«
    »Das ist ja mal was, Mann. Hast du das auch mit Melvin abgesprochen?«
    »Absprechen? Warum?«
    »Bryson ist ein wichtiger Geldgeber, schon seit Jahren, als du noch in der Schule in der Nase gebohrt hast. Ich glaube nicht, dass diese Mittteilung durch die Zensur geht.«
    »Ist schon okay. Es war der Fehler von einer Lastwagenfahrerin, die etwas von der Firma abholen wollte. Sie war nur eine Aushilfsfahrerin und hatte nicht viel Erfahrung. Sie hatte vergessen, die Laderampe ihres LKWs zu verriegeln und einige Fässer mit Pestiziden rollten über den Parkplatz, als sie Gas gab und wegfahren wollte. Irgendein brandneues Mittel, heißt Acrobat M-Z und soll gegen Blauschimmel auf den Tabakspflanzen wirken.«
    »Ein Fall für den Katastrophenschutz?«
    »Sicher. Sie haben einfach den Parkplatz gereinigt und das ganze Zeug mit Hochdruck in den Straßengraben gespritzt.«
    »Vielleicht kriegen wir dadurch ein paar Mutationen, die passen dann super zu den grünen Lichtern.«
    »Grüne Lichter?« Dennis richtete seine Krawatte, während Robert aufstand und ihm seinen Sessel überließ.
    »Ist ´ne lange Geschichte«, sagte Robert und zeigte auf das Mischpult. »Wenn du einen UFO-Sound brauchst, lass es mich wissen.«
    Dennis machte ihm ein Zeichen, dass er den Raum verlassen sollte und bereitete seine Nachrichtenblätter auf dem Sendetisch aus. Als die "On Air"-Lampe aufleuchtete, verließ Robert den Raum. Ein leichter Regenschauer begann zu fallen. Blitze zuckten über den finsteren Horizont. Ein paar Sekunden später war auch schon das dumpfe Donnergrollen zu hören.
    Robert war derweilen damit beschäftigt seine Camel Light zu beenden. Tamara würde sich schon bald auf den Weg ins Tal zu ihren Nachmittagskursen machen. Er hätte sich gestern nicht wie ein Idiot benehmen sollen. Aber sie machte ihn in den letzten Tagen wirklich verrückt. Zuerst hatte er ihre kleinen Vorahnungen süß und ausgefallen gefunden, weil sie auch immer eine rationale Erklärung dafür gesucht hatte. Schließlich wusste sie ja über die menschliche Psychologie genug, um eine einigermaßen plausible Erklärung zu finden. Aber in der letzten Zeit war sie davon wirklich besessen, nahm ihre Vorahnungen für bare Münze und wirkte distanziert und abwesend.
    Innere Stimme. Was für ein Unsinn.
    Trotzdem hatte sich ihre nackte Haut gestern Nacht wunderbar angefühlt. Er hätte besser seinen Mund halten und

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