Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
matschigen Geräusch öffnete und wieder schloss.
    Die Augen leuchteten wie die blinkenden Lichter einer Weihnachtsbeleuchtung, nur dass es in diesem Fall die Neonbeleuchtung eines Alptraums war. Boomer legte seine Ohren – wenn man sie überhaupt noch so nennen konnte – zurück und legte seinen Kopf schief.
    DeWalt brauchte nur einen Herzschlag lang, um diese ganze verrückte Information abzuspeichern, aber es war ein langer Herzschlag, da seine Herzkammern vor Angst eingefroren waren. Als seine Lungen wieder begannen, Sauerstoff in seine Blutbahnen zu pumpen, stolperte er rückwärts auf die Treppe zu.
    Das Ding, das einmal Boomer gewesen war, krabbelte in die Mitte des Zimmers, während sein Loch im Kopf schmatzte. Das Vieh hatte kein Fell mehr, sondern nur mehr Borsten, die sich sträubten, als sich sein Körper in Richtung DeWalt schob. Am Schlimmsten aber war der Rest des Schwanzes, der rhythmisch auf den Boden schlug, so als ob der mutierte Boomer noch immer die Zuneigung der Menschen suchte.
    DeWalt rannte, nein, fiel die Treppen hinunter und hielt sich beide Arme vor das Gesicht, während er blindlings davon stürzte. Er stolperte durch das Wohnzimmer, während er sich einbildete, dass das Durcheinander auf dem Boden in Wirklichkeit Schlingpflanzen waren und die Tischecke bei seinem Knie ein Birkenast. Ein dunkler Knall erfüllte das Bauernhaus, als die Kommode zu Boden krachte, und dann war DeWalt auch schon an der Verandatür und stürzte aus dem Haus. Er sprang in seinen Pathfinder und drehte gerade den Zündschlüssel um, als er eine dunkle Figur hinter der Scheune wahrnehmen konnte.
    Die Figur wankte daher, genauso wie es bei Chester der Fall war, wenn der alte Idiot sternhagelvoll war. DeWalt öffnete die Autotür und stieg aus, ließ aber den Motor laufen.
    »Chester, was zum Teufel ist mit Boomer passiert?«, sagte DeWalt und wunderte sich gleichzeitig, dass seine Stimmbänder in seiner zugeschnürten Kehle noch Platz zum Vibrieren fanden.
    Die Figur wankte näher und DeWalt konnte ihn nun riechen. Chester war noch nie ein besonders eifriger Anhänger der Körperpflege gewesen, aber sogar er wusste, dass er sich ab und zu in den Regen stellen musste, um den schlimmsten Gestank abzuwaschen.
    DeWalt wollte ihn gerade noch einmal ansprechen, als er seine Augen sah. Neon-Augen, die er eigentlich aus einer Entfernung von zehn Metern nicht hätte sehen sollen. Die Figur hob ihre Arme. »Shu-shaaa«, sagte sie.
    DeWalt drehte um, rutschte auf einem Haufen von Boomers Exkrementen aus, stand wieder auf und stürzte zu seinem Auto.
    Der Pathfinder zog dunkle Kurven in das Gras, als DeWalt aufs Gas stieg und weg raste, bevor die Figur bei der Scheune aus dem Schatten in das Mondlicht treten konnte. DeWalt wollte das nicht mehr sehen. In seiner Fantasie spukten schon genug wilde Alpträume herum und er wollte nicht, dass die Realität hier noch nachhalf. Die Stimme des Vorsitzenden in seinem Kopf war – zum ersten Mal seit Jahren – sprachlos.
     
    ###
     
    James Wallace hätte das dritte Bier in der Hayloft Taverne nicht mehr trinken sollen.  Besser noch, er hätte überhaupt nicht dorthin gehen sollen. Die Blue Jeans, Cowboyhüte und Flannellhemden hätten ihm Warnung genug sein sollen, außerdem war schon der Name der Gaststätte nicht gerade einladend für die Yuppie-Generation. Und dazu kam auch noch der Name der Band, die am anderen Ende der riesengroßen Scheune spielte. »Big Willie and the Half-Watts.«
    Yippie!
    Aber als er vorbeifuhr, hatte er den großen Fernsehschirm gesehen und die College-Basketballmeisterschaft war gerade in vollem Gang. Er schaute sich gerne die Spiele an, auch wenn gerade völlig unbedeutende Mannschaften aufs Parkett liefen.
    Zuerst waren die Leute ja total nett gewesen. Der Barkeeper hatte sogar sein Geld genommen, ohne seine Hand aus Angst vor einer direkten Berührung zurückzuziehen. Kein einziger offen abwertender Kommentar über James´ Hautfarbe. Vielleicht waren ein paar Kommentare von den hinteren Plätzen gekommen, aber nach dem zweiten Bier war seine Aufmerksamkeit schon ein wenig eingeschränkt und das einzige weiße Auge, das ihn störte, war Dick Vitales Glassauge.
    Dann hatte ihn das junge Mädchen angesprochen. Sie war zwar zwei Stühle weit von ihm entfernt, aber das war nahe genug, um James nervös zu machen. Er glaubte, schon das Rümpfen der Nasen hinter sich hören zu können.
    »Magst du Basketball?«, fragte ihn die Rothaarige und drehte sich

Weitere Kostenlose Bücher