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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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in einem Squaredance durch den Raum, als gäbe es kein Morgen.
    Er könnte mit dem weißen Mädchen tanzen. Sicher, er könnte sogar solange tanzen, bis es zum obligatorischen Partnertausch käme und er sich dann Bauch an Bauch mit der Dorfschönheit wiederfinden würde. Aber er war sich sicher, dass dann der nächste Tanz der von einem Dutzend weißer Männer rund um seinen geschundenen Körper wäre.
    »Nein, danke«, sagte er. »Ich muss dich enttäuschen. Nicht alle Schwarzen sind gute Tänzer.«
    Ihre Mundwinkel zeigten vor Enttäuschung nach unten. Sie unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihm, murmelte dann aber etwas von Hausaufgaben für morgen und dass sie lieber nach Hause gehen sollte. Er sah zu, wie sie hinausging, und die Spannung in der Hütte fiel plötzlich von Hundert auf Null.
    James war wegen Sarah so nervös gewesen, dass er jetzt noch ein Bier brauchte. Es war also ausgeschlossen, dass er sich hinter das Steuer seines Accord setzen und durch die engen Straßen von Windshake fahren konnte, denn wenn auch immer er mit seinem Auto unterwegs war, tauchten ganz zufällig an jeder Straßenecke Polizeistreifen auf. Er musste also die zehn Straßenblocks nach Hause latschen.
    Er ging nicht gerade gerne in der Nacht in Windshake spazieren. In seinem verschwommenen Gehirn hörte er schon die Stimmen von alten Radiohörspielen.
    Wer wusste schon, welches Unheil in den dunklen Gassen von Windshake auf ihn wartete? Wahrscheinlich irgendwelche weißen Hinterwäldler. Bauernvampire mit Reißzähnen und billigen Arbeitshosen.
    Er ging mit gesenktem Kopf, obwohl ihm nicht gerade viele Leute begegneten, deren Blicke er vermeiden hätte können. Er kam bei Luthers Eisenwarenhandlung vorbei, blickte in das Schaufenster auf die Schubkarren und Vogelhäuser und bemerkte, dass es ein Sonderangebot für Schneeschippen gab. Dann ging er um die Ecke und in eine noch finsterere Gasse. In der Nacht schaute es da ziemlich gespenstisch aus mit den kaputten Markisen, die wie überdimensionale Hände aussahen und den Zaunpfählen, die ihm wie schwarze Zähne vorkamen. Am Boden glitzerte zerbrochenes Glas im Laternenschein wie kleine hungrige Augen in einem dunklen Wald. Eine lose Dachrinne klapperte im Abendwind.
    Er hätte gerne länger mit Sarah gesprochen. Sie war wirklich süß und schön zum Anschauen. Er war sich nicht sicher, was er über Beziehungen über Rassengrenzen hinweg denken sollte, aber er würde es eigentlich gerne herausfinden. Aber vielleicht wollte sie ja einfach nur nett sein. Sie hatte ihm schließlich keine Telefonnummer oder so gegeben, sodass er hätte sagen können, dass sie wirklich interessiert war. Der sommerliche Duft ihres Parfums umspielte noch seine Nase, aber bald war der Gestank nach aufgebrochenem Asphalt und ausgelaufenem Benzin stärker.
    James kletterte auf den aufgelassenen Schienenstrang und ging in Richtung Haus. Er machte extra lange Schritte, um von einer Schwelle zur nächsten steigen zu können. Dann versuchte er auf der Schiene zu balancieren, aber seine Koordination erlaubte das nicht mehr. Er stakste gerade an dem verrosteten Wasserturm vorbei, als er unter dem Turm ein Geräusch hörte.
    Ein streunender Köter? James machte noch einen Schritt und schickte mit seinen Turnschuhen ein paar Kieselsteine die Schienen entlang. Da war dasselbe Geräusch noch einmal, diesmal aber lauter. Ein kratzendes, keuchendes Geräusch.
    Er wollte nicht hinschauen. Er hatte gelernt, seinen Kopf gesenkt zu halten, und so ging er weiter.
    Plötzlich trat jemand aus dem Schatten. Zuerst dachte James, dass es einer von den Bauerntölpeln aus der Hayloft Taverne war, der ihm mit einer Tracht Prügel die Gastfreundschaft des Ortes unter Beweis stellen wollte.
    Wer auch immer es war, er torkelte wie ein Betrunkener nach einem Saufgelage.
    James zielte mit seinem Fuß nach der nächsten Schwelle, aber er verfehlte sie, da seine Augen auf die Person in der Dunkelheit gerichtet waren. Er stolperte und fiel fast auf den Boden. Einer seiner Füße war unter eine Schwelle geraten.
    Das Arschloch dort hatte so einen Leuchtstab, so wie sie ihn zu Halloween verkauften. Nein, zwei leuchtende Dinger.
    Die Person stolperte aus der Dunkelheit auf ihn zu.
    Ein richtiger Südstaatler, so viel ist sicher. Levi´s Uniform und Baseballkappe, was sonst? Und er kommt in meine Richtung.
    Nur, dass sich seine Beine nicht richtig bewegen.
    Der Mann kam langsam in das Licht der Straßenlaternen und James konnte jetzt

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