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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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wirst, bevor du mich bezahlst?« Don Oscar rieb seine Finger an seinem Flannelhemd. Der Schimmel - oder was auch immer es war - ließ seine Finger jucken.
    »Ich versprech´s, Don Oscar.«
    Don Oscar schmunzelte im Geheimen. Es war ihm ziemlich egal, ob Ralph zahlte oder nicht. Sein kleines Unternehmen stand auf sicheren Beinen, er hatte kaum Unkosten und sein Gewinn war noch dazu steuerfrei. Ein bisschen Großzügigkeit hier in den Bergen konnte er sich schon leisten. »Hier, für dich, Ralphie.«
    Ralph nahm Don Oscars Hand, öffneten die Finger des Schwarzbrenners, der den Krug noch festhielt, drückte das Gefäß an seine Brust und rannte zur Türe, wobei er fast auf dem rutschigen Boden zu Fall kam.
    Wie ein Eichhörnchen, das sich eine Eichel schnappt. Don Oscar sah vom Gartenhäuschen aus zu, wie sich Ralph kurz mit dem Deckel plagte und dann den Krug gierig an seinen Mund führte. Ralphs Red Man-Kappe rutschte fast von seinem Kopf, aber der Klettverschluss blieb an seinem Kragen hängen. Der Schirm seiner Baseballkappe zeigte schief zu den Baumwipfeln. Wegen seiner Gier lief etwas von dem Schnaps sein stoppeliges Kinn hinab und hinterließ nasse Flecken auf seinem Hemd.
    Mit dem Ärmel seines Hemdes wischte sich Ralph über den Mund und steuerte auf den Wald zu. Ralph verschwand zwischen den fahlen Bäumchen und den grau gesprenkelten Baumstümpfen der Eichen. Don Oscar hörte noch ein Weilchen wie Ralph durch das trockene Laub stapfte, dann wurden seine Geräusche leiser und vermischten sich schließlich ganz mit dem Trillern der Zaunkönige und dem Schnattern der Eichhörnchen.
    Don Oscar überprüfte die Druckanzeige an seinem Destillierapparat und gab noch ein bisschen Brennholz in das Feuer. Das würde für den ganzen Abend reichen. Seine ganze Hand juckte wie verrückt und er fühlte, wie sich heftige Kopfschmerzen wie ein schweres Gewitter ankündigten. Vielleicht sollte er besser nach Hause gehen und sich ein wenig hinlegen. Genevieve sollte ihm einen Teller heißer Suppe machen und ein Aspirin gegen die Kopfschmerzen geben.
    Er schloss die Tür zu seinem Gartenhäuschen und sperrte sie ab. Dann ging er den Pfad zu seinem Haus. Auf halbem Weg fühlte sich sein Kopf so an, als wäre er in einen Schraubstock gespannt, und es kam ihm so vor, als ob er Halluzinationen hätte. Die Bäume waren viel zu grün und die spärliche Vegetation des Frühlings flimmerte, obwohl gar kein Wind ging. Vielleicht war ja sein letzter Brand ein bisschen zu stark geraten.
     
    ###
     
    Genevieve Moody blickte von ihrer Arbeit an einer Steppdecke auf und schaute aus dem Fenster, um zu sehen, ob ihr Mann schon von seinen Geschäften zurückkam. Sie vertraute Ralph Bumgarner überhaupt nicht. Aber Donnie passte schon auf sich auf. Das war schon immer so gewesen und er hatte schon mit ganz anderen Typen als Ralph Geschäfte gemacht.
    Es waren die letzten Wintertage, die Bäume waren noch kahl und von Blüten war noch kaum etwas zu sehen, aber der Geruch nach frischem Kiefernharz kam durch ihre geöffnete Türe. Die Bäume würden jeden Moment ausschlagen und die kleinen schwarzen Wolken am Himmel kündigten den nächsten Sturm an. Es war Gott, der Seine Gießkanne über die Erde schwenkte, um sie für den kommenden Frühling vorzubereiten.
    Die letzte Masche ist ein bisschen zu locker geraten, aber es ist ja eine Steppdecke. Schließlich sind es ja die Falten und die losen Fäden und was weiß ich, die eine normale Decke erst zu einer Steppdecke machen. Und so merkt man erst, dass es echte Handarbeit ist, und das verkauft sich im Handwerksladen besonders gut.
    Vielleicht würde sie diese Steppdecke verschenken anstatt sie zu verkaufen. An Eula Mae oder an eines der Mull Kinder, die hatten weiß Gott jede Hilfe nötig, die sie kriegen konnten. Und sie brauchte ja das Geld nicht wirklich, solange Donnie mit seinen Geschäften so erfolgreich war.
    He, Fräulein Nadel, musst mir ja nicht so in meine Finger stechen. Könnte man ja glatt denken, dass du von meinem Blut lebst, so wie du tust.
    Sie konnte Donnie noch nicht sehen. Vielleicht war ja Ralph auf ein schnelles Geschäft aus oder hatte irgendeinen Kuhhandel vorgeschlagen. Ralph hatte große Ohren und hier in den Bergen sagte man, dass das ein Zeichen für einen guten und ausdauernden Liebhaber war, aber sie wusste nicht, wie jemals eine Frau hier die Probe aufs Exempel machen könnte. An Abenden wie diesen bereute sie es, dass Donnie ein Schwarzbrenner war. Wegen der Leute,

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