Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
alle Geschehnisse und Taten berichten, die sich allhier haben ereignet. Und wenn Ihr mir kundtut, wo er sich aufhält, und mir 20 oder 30 Hispanier schickt, so wollen wir beide zu ihm ziehen samt zwei Häuptlingen von hier, die den Herrn Generalkapitän zu sehen und zu begrüßen begehren. Wenn Hispanier hierher kämen, so wäre dies auch darum sehr von Nutzen, dieweil die Zeit naht, die Kakaobohnen zu sammeln, und weil die Mexikaner uns bei der Ernte wohl stören werden.
Der liebe Gott bewahr Euch immerdar! Geschrieben zu Chinantla
am soundsovielten April im Jahre des Herrn 1521.
Ferdinand aus Barriuntos.
Als die beiden Indianer mit diesem Sendbrief in Tepeaka waren angekommen, hat mir der Hauptmann, den ich samt etlichen Hispaniern daselbst zurückgelassen, besagtes Schreiben alsogleich nach Tezkuko geschickt. Es zu lesen, hat mir viel Freude bereitet, denn ich hatte Bedenken, daß die Mexikaner meine Hispanier in Chinantla umgebracht hätten, wiewohl ich die Treue und Freundschaft der Chinantlaner gar wohl kannte. Sofort habe ich nach Chinantla geschrieben und die Hispanier allda ermuntert, das Beste zu verhoffen. Denn obgleich sie zurzeit von Feinden rings umgeben wären, so sollten sie doch mit Gottes Hilfe baldigst befreit werden.
Das zwölfte Kapitel
Nach unserem Streifzug um den See beeilte ich mich in Tezkuko, meine Rennschiffe zusammenzustellen, auszurüsten und mit Mannschaft und Waffen zu versehen. Des weiteren ließ ich den Wassergraben für sie von der Stadt bis in den See vollenden. Der Bauplatz der Schiffe, wo der Graben begann, war vom See eine halbe Meile entfernt.
An diesem Werk arbeiteten täglich an die 8000 Indianer aus Akuluakan und Tezkuko, insgesamt 50 Tage. Der Graben war zwei Manneshöhen tief und ebenso breit und in seiner ganzen Länge durch Holzpfähle eingedämmt. Das Ganze war ein wunderbarlich Ding.
Nachdem die Rennschlffe völlig fertig und auf den Graben gebracht waren, hab ich am 28. April eine Parade über mein ganzes Kriegsvolk gehalten, wobei ich zählte: 86 Reiter, 118 Armbruster und Büchsenschützen, 700 und einige Fußknechte, 3 schwere Geschütze, 15 kleine Feldgeschütze und 10 Zentner Schießpulver.
Darnach ermahnte ich alle Hispanier, die von mir verordneten Kriegsartikel streng zu halten. Im übrigen sollten sie tapfer und guten Muts sein, im Vertrauen auf Gott, der Mittel und Wege hat, uns den Sieg über die Feinde zu geben. Ich erinnerte sie daran, daß wir dazumal, als wir zum erstenmal in Tezkuko einzogen, keine 40 Reiter gehabt hatten und doch mit des Allmächtigen Beistand viel mehr gewannen, als wir vordem gedacht. Jetzt aber hätten wir beträchtlich mehr an Reitern, Fußvolk und Waffen, wie sie eben selbst gesehen. Es gelte, den heiligen christlichen Glauben zu verbreiten und all das Land wiederzuerobern, das von Eurer Kaiserlichen Majestät abgefallen war. Unsere Pflicht wäre es, Rache an den Rebellen zu üben, mit dem festen Willen, zu siegen oder zu sterben.
Man antwortete mir, dazu bereit zu sein und nichts anderes zu begehren. Der Tag endete in Freuden. Alle waren der Hoffnung, daß der Feldzug bald ein Ende habe und das ganze Reich einen guten Frieden, denn an dem ist bei jedwedem Krieg allein alles gelegen.
Am folgenden Tage fertigte ich Boten ab nach Tlaskala, Huexozinko und Churultekal und ließ daselbst verkünden, daß meine Rennschiffe fertig wären und daß mein gesamtes Krlegsvolk bereit stünde, die Hauptstadt Temixtitan zu belagern. Ich bäte sie, vertragsgemäß auch ihr Volk zu rüsten und mit soviel Streitmacht wie möglich herbeizueilen. Ich wolle in Tezkuko zehn Tage auf sie warten. Diese Zeit sollten sie ja einhalten, da sonst die ganze Zurüstung großen Schaden erlitte.
Als meine Boten hinkamen, waren die Tlaskalaner bereits gerüstet und voller Begehr, sich mit den Mexikanern zu schlagen. Die Hilfsvölker aus Huexozinko und Churultekal zogen geraden Wegs nach der Stadt Chalko, wie ich dies befohlen hatte. Die Hauptleute aber aus Tlaskala kamen samt ihrem tapferen und streitbaren Krlegsvolk gen Tezkuko, fünf oder sechs Tage vor dem Pfingstfest, was gemäß der verordneten Frist war.Als ich den Tag ihres Anzugs erfuhr, zog ich ihnen mit großer Freude entgegen. Sie trafen in guter Ordnung und frohen Mutes ein. Wie mir die Hauptleute vermeldeten, brachten sie mir 50000 kriegstaugliche Mann. Selbige empfingen und beherbergten wir auf das Beste [39] .
Am zweiten Pfingsttage (20. Mai) versammelte ich alle Truppen auf dem
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