Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
stärksten Winde nicht eher verteilt, als bis er die niedrigsten Wolken erreicht hat. Dieser Berg liegt 11 Meilen von Temixtitan. Andere, ebenso hohe Gebirge sind sieben bis zehn Meilen entfernt, alle den größten Teil des Jahres hindurch mit Schnee bedeckt. [52] Die übrigen Berge in der Nachbarschaft sind nur Hügel, geschmückt mit Hainen von Pinien und Steineichen.
Im Tale von Mexiko liegen zwei große Seen, insgesamt mit einem Umkreis von dreißig Stunden und mehr. Sie sind durch eine Landenge voneinander getrennt. Der südliche ist mit Süßwasser, der nördliche mit Salzwasser angefüllt. In dem See, der das süße Wasser enthält, wächst viel Schilf. Auch liegen auf Inseln darinnen anmutige Ortschaften, wie Kuernavaka, ein kleines Venedig; ferner Mizkiz und Kojohuakan, alle drei ganz ansehnliche Städte; Xotschimilko, eine etwas größereStadt, von der ein Teil auf das feste Land hinüberreicht, sodann Hizilopozko und Mexikalzinko, dieses zwischen den beiden Seen gelegen. Der Süßwassersee hat eine längliche Form, der Salzsee aber ist beinahe rund. In beiden gibt es allerhand Fische.
Von der Hauptstadt Temixtitan
Die große Stadt Temixtitan steht im Salzwassersee, und zwar nicht ganz in seiner Mitte, sondern mehr dem westlichen Gestade zu, wo ihre Häuser dem Lande bis etwa auf eine Viertelstunde nahe kommen. Sie mag dritthalb bis drei Meilen im Umkreis haben, und die meisten, die sie zur Zeit der Eroberung gesehen haben, schätzen die ehemalige Zahl der Einwohner auf mindestens 300000 Menschen in etwa 60 000 Häusern. [53] Drei gepflasterte Dammstraßen, jede über dreißig Schritte breit, führen vom Land bis in die Mitte der Stadt. Die längste von ihnen durchschneidet den See in einer Länge von zwei Meilen. Der Nord- und der Süddamm treffen im Mittelpunkt der Stadt zusammen, so daß sie als eine einzige Straße anzusehen sind. Die dritte hat, soweit sie durch das Wasser geht, nur eine Viertelmeile Länge; sie reicht aber noch dreiviertel Meilen in das Land hinein und führt der Stadt aus dieser Entfernung eine Wasserleitung zu mit vortrefflichem Trinkwasser. Ihr Ursprung befindet sich auf einem Hügel, genannt Chapultepek (Heuschreckenberg), an dessen Fuß das Wasser zunächst in einen tiefen Teich fließt und von da aus in die Stadt.
Die Stadt hat schöne, breite Straßen, unter denen zwei oder drei als die Hauptstraßen gelten können. Alle übrigen gehen auf Backsteinbau neben den Wassergräben hin, die kreuz und quer durch alle Viertel laufen, so daß die Einwohner von ihren Häusern aus zu Land wie zu Wasser überallhin kommen können. Letztes geschieht in Kähnen, die aus ausgehöhlten Baumstämmen hergerichtet sind. Es gibt darunter so große, daß fünf Leute bequem darin Platz haben. Eine Anzahl Gassen der Stadt sindnur Wasserwege, so daß man hier allein auf Kähnen an die Häuser gelangt. In gleicher Art erbaut sind auch die anderen Ortschaften an den Seen und auf den Inseln des Süßwassersees.
In der Stadt gab es und gibt es noch überaus schöne und große Plätze, auf denen alle Bedürfnisse zum Leben zu Verkauf stehen. Der ansehnlichste darunter war der sogenannte Tianquiz, ungefähr dreimal größer als der große Platz in Salamanca. Er war rings mit Säulengängen umzogen. Hierher kamen täglich 20 bis 25000 Menschen, um zu kaufen und zu verkaufen, und zu den Hauptmärkten, die aller fünf Tage stattfanden, sogar 40 bis 50000 Menschen.
Temixtitan hatte eine Menge großer und prächtiger Tempel, in denen die Götzen des Landes verehrt und Menschenopfer dargebracht wurden. Die Hauptmoschee war ein wunderbarer Bau von riesigem Umfange. In ihrem gesamten Bezirk hätte eine kleine Stadt Platz finden können. Der weite Hof darum hatte vier Haupttore, jedes eine Art Burg, angefüllt mit allerlei Waffen und Kriegsgerät. Alle vier zusammen waren gleichsam das Zeughaus des Sultans.
In der Stadt lag eine Besatzung von 10 000 Mann, lauter auserlesene Leute, die Leibwache des Fürsten, die ihn überallhin begleitete und auch die Ruhe und Ordnung in und um die Stadt aufrecht hielt.
Die Vornehmen besaßen große, schöne Paläste mit weiten prächtigen Gärten daran. Ich habe einen solchen Palast viermal besucht und mich jedesmal darin müde gegangen, ohne alles darin betrachtet zu haben. Alle diese Paläste waren in der Art gebaut, daß die weitläufigen Gemächer und Säle einen Hof umschlossen. Ich habe einen Saal gesehen, in dem mehr denn 3000 Menschen Platz fanden und auf dessen
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