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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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Fasern der Blätter aber Leinwand zu Kleidern, Stricke und Schuhe, und schließlich aus den Stacheln Nadeln macht, auch die ganzen Blätter zum Dachdecken gebraucht. Diese Staude ist der Weinstock des Landes. Sie heißt Maguei ( Agave americana ). Aus ihren Blättern wird in niedrigen Öfen noch ein anderes, auch stark berauschendes Getränk hergestellt.
    Ein drittes Getränk wird aus den Körnern einer Frucht bereitet, die Chicha heißt.
Von der Staatsverfassung und den Gesetzen
    Die Völker hier standen unter einem großen Fürsten, einem Sultan oder Kaiser. Selbiger hatte wieder andere Gewalthaber unter sich gleich unseren Königen, Herzogen, Grafen, Statthaltern und Rittern. Die Fürsten ließen ihre Besitzungen durch Stellvertreter und Beamte verwalten und waren so sehr gefürchtet und geehrt, daß ihnen, um den Göttern gleich geachtet zu sein, nichts als die förmliche Anbetung fehlte.
    Die Gerechtigkeit ward mit solcher Strenge gehandhabt, daß auf dem geringsten Verbrechen die Strafe des Todes oder der Leibeigenschaft stand. Diebstahl und Mord waren strengstens verpönt, besonders der Felddiebstahl, und es brauchte einer nur drei oder vier Maiskolben von des Nachbars Felde genommen zu haben, so wurde er zur Strafe der Sklave des Bestohlenen. Verrat am Land und Vergehen gegen den Herrscher wurden mit dem Tode des Missetäters und seiner ganzen Verwandtschaft bis ins vierte Glied geahndet.
Von dem Gottesdienst und den Tempeln der Mexikaner
    Die Mexikaner hatten vor der Eroberung für ihre Götzen überaus große und prächtige Tempel, in denen gebetet, geopfert und überhaupt ein vollständiger Gottesdienst abgehalten wurde. Alles dies lag einer besonderen Kaste ob, mit ähnlichen Würdenträgern, wie bei uns die Bischöfe, Domherren usw. sind. Sie wohnten in den Tempeln selbst, die zu diesem Zweck mit gar geräumigen und trefflich eingerichteten Wohnungen versehen waren. Hier wurden auch die Söhne der Vornehmen erzogen und unterrichtet. Sie verblieben daselbst, bis sie sich verheirateten.
    Die Tempel oder Moscheen besaßen ihre eigenen Einkünfte, aus denen der Unterhalt der ihnen zugehörigen Priester und Mönche bestritten wurde. Die Götzen waren Standbilder vonder gewöhnlichen Menschengröße, aus einer Masse geformt, die aus den Körnern aller eßbaren Bodenfrüchte des Landes bestand und mit dem Herzblut von Menschen zusammengeknetet war. Sie saßen auf einer Art von Thron, trugen Schild und Schwert in den Händen und waren in turmartigen Kapellen oben auf den Tempelpyramiden aufgestellt.
    Die Tempel selbst waren auf folgende Welse erbaut. Zuerst führte man ein Viereck in einer Länge von 150 und mehr Schritten und einer Breite von 115 bis 120 Schritten auf. Dasselbe ward massig und bis zu doppelter Mannslänge hoch mit Kalk aufgemauert. Auf dieses Geviert setzte man ein zweites von gleicher Höhe, aber von geringerem Umfang, so daß es auf drei Seiten einen Raum von zwei Schritten Breite freiließ. Auf diesen Würfel wurde wieder ein dritter gesetzt, und man fuhr auf solche Weise fort, so hoch, daß die Treppen, durch die die verschiedenen Stufen der Pyramide miteinander verbunden waren, l20 bis 130 Stufen hatten. Auf dem höchsten Stockwerk war eine geräumige Plattform, in deren Mitte zwei schon erwähnte turmförmige Kapellen standen, die zehn bis zwölf Mannslängen Höhe und nach oben Fenster hatten. In diesen Türmen nun waren die Götzen aufgestellt, und die Hallen, darin sie standen, gar kostbar ausgeschmückt. [51] In den Raum aber, wo der Hauptgötze seinen Platz hatte, durfte niemand anderes eintreten als der Oberpriester. An jedem Feste, das diesen Götzen zu Ehren gefeiert wurde, schlachtete man eine Menge von Männern, Frauen und Kindern, und bei allem öffentlichen Unglück, z.B. wenn große Dürre auf dem Land lag oder wenn zu viel Regen fiel oder wenn der Staat von Feinden hart bedrängt war, stellte man solche Opfer an.
    Bei den Menschenopfern verfuhr man auf folgende Weise. Die Unglücklichen, die man hierzu bestimmt hatte, wurden festlich aufgeputzt und unter großer Feierlichkeit und Freudenlärm durch alle Straßen und Plätze herumgeführt. Unterwegs vertraute ihnen jeder, der ihnen begegnete, seine Wünscheund Bedürfnisse an, damit sie solche dem Gott vortrügen, vor dessen Thron sie doch nun kommen sollten, um ihre Erfüllung zu bewirken. Dafür reichte man ihnen etwas zu essen oder machte ihnen sonst ein Geschenk, so daß sie von diesem Umzuge durch die Stadt eine Menge

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