Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Häuptlinge, in reicher Kleidung und unter allerlei feierlichen Umständen. Cortes begrüßte sie. Nachdem sie uns mit Weihrauch beräuchert hatten, baten sie den Generalkapitän, er möge das Geschehene gnädiglich verzeihen. Sie wollten hinfüro gute Freundschaft mit uns halten.
Cortes antwortete ihnen durch den Dolmetsch. Dieser hielt ihnen mit finsterer Miene vor, daß wir sie vielfach zum Frieden aufgefordert hätten, und daß es lediglich ihre Schuld sei, wenn so viele von den Ihren im Kampfe gefallen wären. Wir seien im Dienst eines großen Kaisers und Herrn. Der habe uns hierhergesandt, mit dem Befehl, mit jedem Volke Freundschaft zu halten, das sich seiner Hoheit unterwürfe. Sobald sie ihre friedliche Gesinnung bewiesen hätten, wäre ihnen unsere Gunst und Gnade sicher. Anderenfalls aber müßten unsere Kanonen das Nötige tun, die sowieso sehr schlecht auf sie zu sprechen wären.
Zugleich gab Cortes heimlich den Befehl, das geladene große Geschütz abzufeuern. Es geschah. Donnernd sauste die Kugel in die Weite.
Die Häuptlinge waren starr vor Schreck und glaubten alle, das Geschütz sei lebendig. Aguilar beruhigte sie ein wenig, indem er erklärte, es habe Befehl, ihnen nichts anzutun. In diesem Augenblick ward der Hengst herbeigeführt und nahe bei dem Zelte angebunden, vor dem Cortes mit den Häuptlingen redete. Da die Stute heimlich in der Nähe war, so begann der Hengst laut zu wiehern, unruhig mit den Hufen zu scharren und sich zu bäumen. Mit wilden Augen starrte er zu denHäuptlingen, die am Zelte, also nahe bei der rossigen Stute, standen. Die Indianer vermeinten nicht anders, als daß der Hengst alle seine Bewegungen ihretwegen mache, und gerieten in große Angst. Da stand Cortes auf, ging zu dem Pferde hin, klopfte es auf den Hals und befahl dem Stallknecht, es wegzuführen. Aguilar aber sagte zu den Häuptlingen, Cortes habe dem Roß den Befehl gegeben, den Indianern kein Leid anzutun.
Während dieses Zwischenspieles erschienen 30 indianische Träger, sogenannte Tamenes. Die brachten Hühner, geröstete Fische und allerhand Früchte. Wahrscheinlich waren sie nicht so schnell vorwärts gekommen wie ihre Herren.
Die Unterredung zwischen Cortes und den Edelleuten nahm lebhaften Fortgang. Schließlich verließen sie uns sichtlich zufrieden, mit der Zusage, am folgenden Tage mit einem Gastgeschenk wiederkommen zu wollen.
Am anderen Morgen – es war an einem der letzten Märztage 1519 – kam eine Anzahl von Häuptlingen und Vornehmen aus der Stadt Tabasko und den umliegenden Ortschaften. Sie erwiesen uns große Ehrerbietung und brachten uns als Friedensgabe allerlei goldene Schmucksachen und etliche Mäntel, wie sie in jener Gegend getragen werden. Viel war an allem dem nicht daran. Wie bekannt, birgt die dortige Gegend keine Reichtümer. Schätzenswerter war die Schenkung von zwanzig Weibern. Darunter war ein vortreffliches Frauenzimmer, das bald darauf Christin geworden ist und den Namen Doña Marina erhalten hat.
Sie war ein vornehmes Weib, die Tochter eines verstorbenen mächtigen Häuptlings, Fürstin eines eigenen Gebietes, und man sah ihr sehr wohl ihre edle Herkunft an. Über ihre Schicksale bei uns werde ich bei Gelegenheit weiter berichten. [59] Cortes verteilte die Indianerinnen an seine Ritter. Doña Marina, die hübschste und klügste, wurde die Gefährtin des Cortes, dem sie einen Sohn geboren hat, Don Martin Cortes, den späteren Großritter des Sankt-Jakobs-Ordens.Cortes empfing diese Geschenke voll Freude und unterhielt sich mit Hilfe von Aguilar lange mit den Häuptlingen, wobei er unter anderem erklärte, so sehr ihn die Geschenke erfreuten, so müsse er doch noch eine andere Bedingung stellen: die sofortige Rückkehr aller Einwohner samt Frauen und Kindern in ihre Häuser. Geschehe dies binnen zweier Tage, so sei der Frieden geschlossen.
Hierauf gaben die Häuptlinge die nötigen Anordnungen, und in zwei Tagen war die Stadt wieder bevölkert. Ebenso bereitwillig waren sie, als Cortes sie aufforderte, ihre Götzen aufzugeben und die Menschenopfer zu unterlassen. Er ließ ihnen, so gut das ging, durch den Dolmetsch den Grundbegriff unseres Glaubens darlegen: daß es nur einen einzigen wahren Gott gäbe. Auch zeigte er ihnen ein Muttergottesbild. Die Häuptlinge meinten, die edle Frau gefiele ihnen und sie möchten sie behalten. Cortes versprach ihnen die Madonna und befahl, in einem der Tempel einen schönen Altar zu errichten und das Bild darüber aufzuhängen. Solches
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