Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
jeder unserer Gegner nur eine Handvoll Erde auf uns hätte geworfen.
Gottes Gnade hat uns hier also ganz gewiß beigestanden, und es mag wohl auch der glorreiche Heilige gewesen sein, der uns die Hilfe gebracht hat. Offenbar war es mir aber ob meiner Sünden nicht vergönnt, den Himmelsboten bei dieser schönen Gelegenheit von Angesicht zu schauen; denn ich hab lediglich den Franz von Morla auf seinem Braunen reiten sehen. Und noch zur Stunde, da ich dies niederschreibe, steht die ganze Schlacht, so wie ich sie hier erzähle, mit all ihren Gestalten leibhaft vor meinen Augen. Indes, gleichwie ich selber als armer Sünder den heiligen Jakob nicht würdig war zu erblicken, so haben auch über 400 Kriegsleute, Cortes selbst und seine Ritter, nichts davon gesehen und können das Wunder nicht bezeugen. Wir hätten sicherlich eine Kirche gebaut und die Stadt nicht Santa Maria de la Vittoria genannt, sondern Sant Jago de la Vittoria. Wenn es also mit dem, was Gomara berichtet, seine Richtigkeit hat, so sind wir allesamt schlechte Christen gewesen, daß wir dem lieben Gott bis auf den heutigen Tag dafür noch nicht ganz besonders gedankt haben.
Wie bereits erzählt, hatten wir in der Schlacht fünf Gefangene gemacht. Aguilar verhörte sie ordentlich und meinte, nach ihren Reden wären die beiden Häuptlinge als Gesandte an ihre Landsleute zu gebrauchen. Cortes war damit einverstanden. Er ließ ihnen grüne und blaue Glasperlen geben und schenkte ihnen die Freiheit. Ehe sie abgingen, sagte ihnen der Dolmetsch noch mancherlei, was ihnen angenehm war und uns nützlich sein mochte. An der Schlacht seien die Indianer ganz allein schuld. Sie hätten aber trotzdem nichts mehr von den Hispaniern zu fürchten. Es sollten alle Häuptlinge an einem Ort zusammenkommen. Der Generalkapitän wolle mit ihnen in Güte und Gnade reden.
Alles das geschah in der Absicht, die Indianer zu friedlicher Gesinnung zu bringen. Die beiden Freigelassenen waren willig und taten das Ihre. Sie sprachen mit den anderen Häuptlingen und den Fürsten ihrer Völker und hinterbrachten ihnen, daßwir zum Frieden bereit seien. Der erste Erfolg war der, daß sie 15 Sklaven sandten, mit geschwärzten Gesichtern und in zerrissenen Röcken, die uns Hühner, geräucherte Fische und Maisbrot überbrachten.
Cortes nahm diese Leute freundlich an, Aguilar hingegen stellte hochnotpeinlich die Frage, warum sie mit so bemalten Gesichtern kämen. Das sähe eher nach Krieg als nach Frieden aus. Wenn man Frieden haben wolle, müsse man Edelleute senden, nicht aber niedrige Knechte. Das sollten sie denen kundtun, die sie geschickt hätten.
Demungeachtet sind die Schwarzgesichter von uns gut behandelt worden, und zum Zeichen unserer Friedfertigkeit gaben wir ihnen blaue Glasperlen mit, um die Indianer zu gewinnen. Und wirklich fanden sich tags darauf 30 Vornehme in guten Kleidern ein, die uns Hühner, Fische, Früchte und Maisbrot mitbrachten. Sie baten den Generalkapitän um die Erlaubnis, ihre Toten verbrennen und begraben zu dürfen, damit sie nicht die Luft verpesteten und den Löwen und Tigern zum Fraß dienten. Nachdem ihnen dies zugestanden, holten sie eine Menge Leute, um die Leichen der Gefallenen zu verbrennen und ihrer Sitte gemäß in der Erde zu bestatten. Cortes wohnte der Feierlichkeit bei. Man sagte ihm, es wären über 800 Indianer gefallen und noch weit mehr seien verwundet. In Verhandlung mit ihm könnten sie sich zuvörderst noch nicht einlassen, dieweil erst am kommenden Tage eine große Versammlung aller Edelleute und Obristen statthabe, um über den Frieden zu beraten.
Cortes, der seinen Vorteil auf jedwede Welse zu fördern verstand, wandte sich an seine Offiziere und sagte lächelnd: Meine Herren, ihr wißt, daß die Indianer eine Heidenangst vor unseren Gäulen haben. Sie glauben steif und fest, diese Tiere und unsere Kanonen machten den Krieg von ganz alleine. Um sie in ihrem Glauben noch zu stärken, hab ich folgenden Einfall. Die Stute des Sedeño, die kürzlich an Bord geworfen hat, ist rossig – und der Hengst des Musikus Ortiz hat es gewaltigscharf. Wir wollen nun die Stute hierherbringen lassen und anbinden und dann auch den Hengst. Sobald er die rossige Stute gewittert hat, wird er wieder weggebracht. Wenn dann die Häuptlinge kommen, stellt ihr die Stute hier in mein Zelt, und während wir unterhandeln, wird der Hengst gebracht. Fernerhin soll dann unser größtes Geschütz schußbereit sein.
Also geschah es. Gegen Mittag erschienen 40
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