Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
Vom Netzwerk:
entsprach den Hoffnungen und Erwartungen der Sieger bei weitem nicht. Die in der Stadt aufgefundenen Geräte und Gewänder wurden den Bundesgenossen überlassen. Die Kunstwerke aus Gold, Silber und Federstickerei, die wegen ihrer Schönheit im ganzen erhalten zu werden verdienten, sandte man dem Kaiser als Geschenk. Alles übrige ward eingeschmolzen. Es betrug dies kaum 19200 Unzen (= 130000 Castellanos), und zwar weil die Mexikaner das meiste in das Wasser geworfen hatten; auch schon, weil sich jedermann, Spanter wie Bundesgenosse, für die ausgestandenen Mühsale durch Plündern schadlos gehalten hatte. Die Stadt sah schließlich wie ein Schutthaufen aus. Trotz der herrlichen Versprechung von des Kaisers Gnade wurde der gefangene König wenige Tage später in der schändlichsten Weise auf die Folter geschleppt, die er mit unerschütterlicher Standhaftigkeit ertrug. Er sollte bekennen, wo die unermeßlichen Schätze des Hofes und der Tempel verborgen wären. Die Marter bestand darin, daß man die Füße des Gefesselten mit Öl beschmierte und langsam braten ließ. Cortes verabscheute diese Grausamkeit, ward aber durch die Verdächtigungen etlicher habgieriger Spanier dazu bewogen, die ausgesprengt hatten, der General schone nur deshalb den König, weil er, von ihm verständigt, sich im geheimen seiner Schätze bemächtigen wolle.«
    Diese Vernichtung einer großen blühenden Stadt und so vieler Zehntausender, wie sie seit Karthagos Zerstörung durchSciplo im Jahre 146 v. Chr. in der Weltgeschichte nicht ihresgleichen hat, ist von allen, die über Cortes und seine Feldzüge geschrieben haben – von Las Casas bis Prescott –, in langen Betrachtungen beklagt worden. Die heutigen Europäer haben Anlaß, über den düsteren Ausgang eines bis zum Äußersten geführten Verteidigungskrieges zu schweigen.
    Nach der Überlieferung war der Soldatenstand der angesehenste bei den Azteken. (Vgl. S. 322 ff. u. 411 ff.) Die alten Mexikaner werden in der gesamten Literatur der Eroberer als ein kriegerisches Volk geschildert, und die todesverachtende Verteidigung ihrer Hauptstadt beweist in der Tat zum mindesten ihren Mut. Führer im Sinne der höheren Kriegskunst haben sie aber offenbar nicht gehabt. Ein einziges Mal stoßen wir auf eine richtige strategische Maßnahme: den Versuch, den aus der Stadt vertriebenen Spaniern bei Otumba den Rückzug zum Meere zu verlegen. Zweifellos ist es dem König Guatemozin rechtzeitig bekannt gewesen, daß sich Cortes in Tepeaka und Tlaskala rüstete; trotzdem hat er wenig und nur Ungenügendes unternommen, um sein Reich an den Grenzen zu verteidigen; von einem Vorstoß auf die noch unfertigen gegnerischen Streitkräfte gar nicht zu reden. Sichtlich entbehrte Mexiko eines vorausblickenden kraftvollen Anführers. Guatemozin selbst aber war keine Feldherrennatur. Die Mexikaner hatten bis zu dem Erscheinen des Cortes ihre Kriege durch ihre Massenheere gewonnen. Die unterworfenen Städte und Stämme verstanden sie alsbald zu verweichlichen, insbesondere aber durch regelmäßige Abgaben von Menschen am Menschenzuwachs zu hindern. Die der Nachwelt so grausam erscheinenden Menschenopfer hatten keinen anderen Zweck, wenngleich man ihn mit dem Mantel des frommen Brauches verhüllt hat.
    Der Philosoph des Krieges, General Karl von Clausewitz, meint in seinem Buche vom Kriege (Insel-Ausgabe S. 50): unter rohen Völkern fände man nie einen eigentlich großenFeldherrn, weil zum Hervorbringen eines kriegerischen Genies eine Entwicklung der Verstandskräfte nötig sei, die ein rohes Volk nicht haben könne.
    Wenn man die alten Mexikaner gewiß nicht als ein rohes Volk bezeichnen darf, so fehlte es ihnen doch an der freien Geistesentwicklung. Ihr Staatswesen beruhte auf einer planmäßigen Zerstörung der Eigenart des Einzelnen. Es herrschte ein eiserner Zwang der Ordnung, ähnlich wie im alten Ägypten. Die Demut des Niederen vor dem Höheren war maßlos. Selbst ihre Generale waren nichts als höhere Lakaien.
    Es ist hier der Platz, einen kurzen Blick auf den damaligen Zustand Altmexikos zu tun. Die Azteken oder Mexikaner waren gegen das Ende des 13. Jahrhunderts vom Norden her in das Gebiet ihres späteren Reiches eingewandert, wobei sie eine ältere, höhere Gesittung als die ihre vernichteten, zum Teil auch übernahmen. Die Stadt Mexiko ist um 1325 gegründet. Die eingewanderten siegreichen Stämme bildeten Kleinstaaten, unter denen Mexiko allmählich die Vorherrschaft gewann. Als die Spanier eindrangen,

Weitere Kostenlose Bücher