Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
zu stillen war.
Während dieser Abwesenheit des Obristen behandelte sein Stellvertreter die Mexikaner zu scharf. Bei einem Tanzfeste ließ er eine Menge Adliger töten, worüber das Volk empört zu den Waffen griff und Rache begehrte. Die Mexikaner bestürmten die Herberge der Hispanier, nicht achtend der Verluste, die sie durch deren Geschütz erlitten, belagerten sie viele Tage und schnitten ihnen alle Zufuhr ab. Als nun Alvarado und die Seinen sahen, in was für Gefahr sie waren, da schickten sie an den Obristen und taten ihm ihre Umstände kund. Cortes brachte durch seine Klugheit und Gewandtheit die Sache mit Narvaez rasch zu Ende, nahm dessen Kriegsvolk zum meisten Teil zu sich und zog in Eilmärschen gen Mexiko.
IV
Das Blutbad zu Cholula
ln der Darstellung des Las Casas. (Vgl. den Bericht des Cortes S. 107 f.)
Keine menschliche Zunge ist imstande, alle die schrecklichen Dinge zu erzählen, die zu gleicher Zeit in den verschiedenen Gegenden von Westindlen durch diese geschworenen Feinde des Menschentums begangen worden sind. Ja, man kann nicht einmal alle Nebenumstände erschöpfend berichten. So will auch ich nur eines und das andere herausgreifen, unter der eidlichen Versicherung, daß ich damit kaum den tausendsten Teil vorbringe.
Unter so vielen Mordtaten vollbrachten die sogenannten Eroberer in einer ansehnlichen Stadt, die mehr als 30 000 Einwohner hatte, namens Cholula, folgendes:
Beim Anzuge der Christen kamen die Großen der Stadt und der Umgegend im feierlichen Zuge, geführt von der Priesterschaft, zum Empfang entgegen. Man bewillkommnete die Ankömmlinge mit aller Achtung und Ehrerbietung, geleitete sie zur Stadt und gewährte ihnen Unterkommen in den Häusern,die zur Unterkunft hoher Gäste von alters her da waren. Die Hispanier beschlossen trotz alledem, hier ein Blutbad anzurichten, eine Züchtigung vorzunehmen, wie sie das nannten, um ihre eiserne Faust zu zeigen und weit und breit im Lande Furcht und Schrecken zu verbreiten. Das war so ihre Gewohnheit, wenn sie ein Land überfielen. Ein grausames Gemetzel dünkte sie das beste Mittel, die Eingeborenen von vornherein gefügig zu machen.
Zuvörderst schickten sie zu allen Edelleuten in Stadt und Land und luden sie zu sich ein. Sobald sie kamen, um dem General der Hispanier ihre Aufwartung zu machen, wurden sie gefangen genommen, ohne daß es weiter bekannt ward. Dann verlangte man 5000 bis 6000 Indianer, angeblich als Träger. Als diese eintrafen, wurden sie hinter den Häusern in einen Hof gesperrt. Sie waren fast nackt erschienen, ihre Rucksäcke mit kärglichen Lebensmitteln auf dem Rücken. Mit untergeschlagenen Füßen setzten sie sich hin, allesamt still und friedlich wie die Lämmer. Als genügend beisammen waren, umstellten bewaffnete Trupps von Hispaniern die Eingänge zum Hofe. Die anderen zogen ihre Schwerter und schlachteten die armen Opfer vom ersten bis zum letzten Mann ab. Nach einer Welle erhoben sich etliche, die noch am Leben waren, aber von Blut trieften. Sie hatten sich unter die Toten verkrochen, die in Haufen dalagen. Sie fielen den Hispaniern weinend und jammernd zu Füßen und baten demütiglich, man möge Erbarmen mit ihnen haben und ihnen das Leben schenken. Aber die Eroberer wußten nichts von Mitleid und Gnade, sondern stachen auch die Übriggebliebenen nieder, sobald sie sich erhoben. Die Edelleute aber, deren über hundert in Fesseln gelegt waren, wurden an Pfähle gebunden, die in die Erde gerammt bereitstanden, und bei lebendem Leib verbrannt. Während dies alles geschah und an die 6000 Menschen ihr Leben qualvoll verloren, soll der General ein Lied vom Brande Roms unter Kaiser Nero vor sich hin gesungen haben.
V
Die Überrumpelung des Narvaez (im Mai 1520)
Aus den Denkwürdigkeiten des Bernal Diaz. (Vgl. den Bericht des Cortes auf Seite 162 ff.)
Am Kanoefluß, etwa eine Wegstunde vor Cempoalla, machten wir Rast auf einem schönen Wiesengrund und stellten unsere Vorposten und Wachen aus. Cortes befahl sämtliche Offiziere und Soldaten vor sich, und als wir alle beieinander waren, gebot er Stille und hub eine Rede an voll süßer Schmeichelei und eindringlicher Verführung.
Er begann mit einem Rückblick auf die Geschehnisse seit unserer Abfahrt von der Insel Kuba, wobei er uns alle die Mühsale wieder vor Augen führte, die wir bis jetzt hatten ausgestanden. Sodann fuhr er fort:
»Meine Herren, es ist euch gar wohlbekannt, daß mich der Statthalter von Kuba nicht etwa darum zum Generalkapitän ernannt
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