Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
hat, weil ich der einzige gewesen wäre, dem er die Führung des Unternehmens hätte anvertrauen können. Es ist mancher unter euch, der dessen nicht minder würdig wäre. Ebenso steht es euch klar in der Erinnerung, daß wir von der Insel sind abgezogen, alle in der Meinung, eine Siedelung in diesem Lande begründen zu sollen. Keiner von uns hat unseren Zug je anders angesehen. Aber trotz alledem hat man in der Folge erklärt, ich sei mit keiner sonstigen Aufgabe ausgesandt, als daß an der Küste ein wenig Tauschhandel zu betreiben sei. Ich ergab mich darein – was sollte ich anderes tun? – und war bereit, nach Kuba zurückzufahren, um Herrn Diego Velasquez die befehlsgemäße Erfüllung unseres Auftrags zu vermelden. Da fordertet ihr von mir, ja ihr zwangt mich, in Seiner Kaiserlichen Majestät Namen eine Stadt in diesem Lande anzulegen, was mit Gottes Beistand alsbald auch vollbracht worden ist. Darauf habt ihr mich zu eurem Generalund zum Oberrichter von Neu-Hispanien erwählt, welch hohe Würde ich hab angenommen, bis unseres Kaisers und Herrn allergnädigste Verfügung hierüber einträfe. Eine Zeitlang bereitete man uns noch allerlei Schwierigkeiten, um uns zur Umkehr zu veranlassen. Alles das steht euch im besten Gedächtnis. Schließlich aber war man doch allgemein der Meinung, es sei des Allmächtigen Wille, daß wir im Lande verbleiben sollen, denn alles, was wir im Dienste Seiner Majestät und zu Ehren Gottes hier haben unternommen, war sichtlich vom Glücke gesegnet. Ihr wißt ferner, daß ich in meinem genauen Bericht über dies Land unserem Kaiser habe versprochen, daß wir nicht eher ruhen und rasten wollen, als bis das große Werk völlig wäre vollendet, und daß wir sodann dies Reich, das groß und reich genug ist, um von einem Fürsten beherrscht und verwaltet zu werden, in seine Hände legen werden, seiner Allerhöchsten Entscheidung harrend, um selbige in tiefster Ehrfurcht und Untertänigkeit zu achten. Eines Anderen Willkür aber würden wir nie und nimmermehr respektieren. Wir deuteten dabei an, daß wir Ursach hätten zu befürchten, der mächtige Bischof von Burgos könne dem Diego Velasquez oder sonst einem seiner Schützlinge oder Verwandten die Statthalterschaft von Neu-Hispanien verschaffen. Zugleich mit diesem Bericht haben wir dem Kaiser all das Gold und Silber, alle die Edelsteine und anderen Kostbarkeiten, die wir bis dahin hatten zusammengebracht, gehorsamst übersandt. Sie waren unser einziger Lohn für tausend Mühsale und Gefahren. Wie oft hatten wir dem Tod auf dem Schlachtfeld ins Angesicht geblickt! Wind und Wetter, Schnee und Regen, Hunger und Durst hatten wir bei Tag und bei Nacht ertragen, immer die Waffen in den Händen. Erinnern wir uns einmal so recht aller dieser in Geduld und Unverzagtheit überstandenen Anstrengungen des Krieges! Mehr denn fünfzig brave Kameraden haben dabei ihr Leben gelassen. Wir anderen alle aber haben Wunden und Krankheiten davongetragen, die manchem noch heutezu schaffen machen. Gedenken wir der Gefahren zur See, der Schlacht am Tabasko, des Kleinkriegs auf dem Vormarsch in den Bergen und Engen, der Kämpfe mit Tlaskala! Wie nah waren wir da der völligen Vernichtung. Und gar in Cholula, wo schon die Töpfe über dem Feuer standen, in denen unser Fleisch und unsere Knochen gekocht und geschmort werden sollten! Und dann, als wir allen Schrecknissen zum Trotz in Temixtitan eingezogen waren, und wir mitten in der Stadt unser Quartier genommen, haben wir da nicht allezeit Tod und Verderben vor Augen gehabt? Im Rückblick auf dies alles dürfen wir wohl sagen: wir haben Übermenschliches geleistet. Und jetzt, nachdem wir Leben, Gesundheit und Vermögen auf das Spiel gesetzt, kommt uns dieser Pamfilo Narvaez wie ein toller Hund in den Weg und fällt uns heimtückisch an. Er nennt uns Spitzbuben und Meuterer und spinnt mit Montezuma Verrat, um uns und unseren Getreuen den Untergang zu bereiten. Wie unbesonnen ist solche Kriegführung eines Hispaniers Hispaniern gegenüber im Lande einer wildfremden Rasse! Nicht wir, sondern er ist der Aufwiegler, der Rebell wider Kaiser und Vaterland! Er kündigt uns die Vernichtung an, als seien wir Mauren oder sonstwelche Heiden.«
Sodann rühmte Cortes unsere so oft bewiesene Tapferkeit. Aber bisher hätten wir als Eroberer gefochten. Jetzt gälte es den Kampf über Sein oder Nichtsein, über Freiheit und Eigentum. Weiterhin sagte er: »Narvaez wird uns alle zu Gefangenen machen und wie Verbrecher richten,
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