Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
können, wo es nötig war. Die Nachhut sollten Juan Velasquez von Leon und Peter von Alvarado führen. Ihr zugeteilt wurden die Mehrzahl der Reiter, 100 Mann zu Fuß und die Hauptmasse der ehemaligen Truppen des Narvaez. Die Gefangenen, ebenso Dona Marina und Dona Luisa, (die Tochter des alten Xikotenkatl in Tlaskala) vertraute man einer Schutzwache von 30 Hispaniern und 300 Tlaskalanern an.
Nachdem diese Marschordnung bekannt gegeben war, ließ Cortes bei Anbruch der Nacht, durch seinen Leibpagen Christoval Guzmann und andere Leute seines Haushalts alles Gold und Silber sowie alle Kostbarkeiten in einem Gemache zusammentragen. Hierauf mußten die Schatzmeister Alonsovon Avila und Gonzola Mexia das kaiserliche Fünftel davon nehmen und auf 8 kranke Pferde und 80 Tlaskalaner verpacken. Zum größten Teil bestand dieser Anteil aus großen breiten Goldbarren. Sowohl den Gäulen wie den Trägern ward so viel wie nur möglich aufgeladen. Danach ließ Cortes seinen Geheimschreiber Pedro Hernandez, den Notarius (Diego von Godoy) und das übrige Schreibervolk kommen und sagte zu ihnen: Setzt euch und stellt mir eine Urkunde auf, daß ich alles getan habe, was in meinen Kräften steht, um dies Gold zu retten! Hier liegt Gold für 700000 Pesos. Ihr seht die Unmöglichkeit, mehr davon wegschaffen zu lassen. Deshalb gestatte ich, daß sich jeder Hispanier, soviel er sich zu tragen getraut, nehmen kann. Ich will nicht, daß diese Schätze den Heidenhunden zur Beute fallen.
Unsere Soldaten, besonders aber die des Narvaez, steckten daraufhin so viel ein, als sie vermochten.
Alsdann wurde zum Abmarsch angetreten. Es war um Mitternacht und ziemlich dunkel. Leichter Nebel lag über der Stadt. Es regnete ein wenig. Als alles in Bewegung, auch die Nachhut bereits im Marsch und die Notbrücke gelegt war, da erhob sich plötzlich wildes Kriegsgeschrei und die schauerliche Musik der Mexikaner. Sie riefen sich einander zu, daß wir abrücken wollten. Alsbald waren wir von Indianerscharen umringt, und auf dem ganzen See wimmelte es von Nachen. Obgleich ein Teil unseres Marschzuges die Brücke schon überschritten hatte, kamen wir hier nun nicht mehr vorwärts, und es entspann sich ein heftiger Kampf um die Brücke. Zwei unserer Gäule glitten auf den nassen Brettern aus, wurden scheu und rutschten in das Wasser. Dadurch verlor die Brücke ihr Gleichgewicht und schlug um. Sofort fielen eine Masse Mexikaner darüber her, und trotz aller unserer Gegenbemühung und obgleich wir viele Feinde niederstießen, verblieb selbige in der Gewalt der Gegner. Da die Hinteren die Vorderen vorwärts drängten, so gerieten immer mehr Pferde und Reiter in denGraben. Nur wer schwimmen konnte, vermochte sich hier zu retten. Von allen Selten fielen uns die Mexikaner mit Ungestüm und ohn Erbarmen an. Eine Menge Tlaskalaner und fast alle unsere Indianerinnen, das ganze Gepäck und sämtliches Geschütz kamen in Feindeshand. Viele Hispanier ertranken und eine nicht geringe Anzahl, die sich schwimmend zu retten suchten, wurden von den Indianern auf den Kähnen eingeholt, herausgefischt und weggeschleppt. Das Rufen und Schreien um Hilfe, das Jammern und Wehklagen ringsum war herzzerreißend.
Jedwede Marschordnung ging verloren. Ein jeglicher war nur noch auf seine eigene Rettung bedacht. Jeder bemühte sich, das Festland zu erreichen. Selbst die Reiter vermochten nichts auszurichten. Von allen Seiten mit Pfeilen, Wurfspießen und Steinen beschossen, starrte ihnen ein Wald von Lanzen, Piken und Schwertern entgegen, vielfach von unseren eigenen, die der Feind den Gefallenen abgenommen hatte. Es war schwer für Roß und Reiter, sich durchzuschlagen. Die Hakenbüchsen und die Armbrüste wurden im Wasser naß und unbrauchbar. Dazu erschwerte die Dunkelheit ohnedies ein genaues Schießen. Selbst das Sichzusammenrotten von je 30 bis 40 Mann half wenig. Man kam dadurch wohl ein Stück vorwärts. Schließlich aber blieb wieder alles stecken und alles lief dann doch auseinander. Nur wer tüchtig um sich hieb, schaffte sich Bahn. Zum Glück war es Nacht.
Endlich erreichten wir bei Takuba das feste Land. Die Vorhut unter Sandoval war bereits angelangt. Eine Menge Reiter und Fußvolk standen da. Wir erkannten einzelne Stimmen. Auf unsere Meldung, was hinter uns vorging, wandten sich Cortes, Sandoval, Olid, Avila, Morea, Rominquez und sechs bis sieben andere Ritter um. Da kam Peter von Alvarado an, hinkend, zu Fuß. Er hatte seine Fuchsstute eingebüßt und stützte sich
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