Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
selbst geriet schließlich in die Hände der Angreifer.
Olid hatte seinen Standort in Nako, das in einer starkbevölkerten Gegend im Lande lag. Von dort aus sandte er Streiftrupps unter der Führung des Briones durch das ganze Gebiet. Das war ein unruhiger Kopf, ein leidenschaftlicher Mann und der eigentliche Urheber von Olids Abfall. Er ist seinem Schicksal nicht entgangen. Er hat später, in Guatemala, wegen Anstiftung zur Meuterei sein Leben am Galgen geendet.
Von einem seiner Streifzüge kam er nicht wieder. Man erfuhr, er wäre mit all seiner Mannschaft nach Mexiko marschiert. In der Tat war dies so. Jetzt schien dem Las Casas und dem Gil Gonzalez die rechte Zeit gekommen, den Olid zu beseitigen. Beide waren zwar Kriegsgefangene, durften sich aber frei bewegen. Olid verließ sich viel zu sehr auf seine persönliche Tapferkeit, als daß er sich vor seinen Gefangenen gefürchtet hätte.
In aller Stille hatten sich die Anhänger des Cortes miteinander verständigt. Auf die Losung: »Für Cortes im Namen des Kaisers nieder mit dem Tyrannen!« wollte man über Olid herfallen und ihn niedermachen.
Alles war auf das beste vorbereitet. Einmal sagte Franz von Las Casas zu Christoval von Olid wie im Scherz: »Herr Obrist, schenkt mir die Freiheit! Ich möchte nach Neu-Hispanien und dem Generalkapitän berichten, warum mein Zug Mißerfolg gehabt hat. Dabei werde ich Euch auswirken, daß Ihr die Statthalterschaft hier und den Oberbefehl in aller Form erhaltet. Was nützt es Euch, wenn ich hier als Gefangener bleibe? Ich bin Euch bloß im Wege.«
Olid gab zur Antwort: »Es bleibt, wie es ist. Im übrigen bin ich froh, einen so trefflichen Herrn wie Euch bei mir zu haben!«
»So denkt wenigstens an die Sicherhett Eurer eigenen Person!« fuhr Las Casas fort. »Es könnte mir eines schönen Tages in den Sinn kommen, Euch den Garaus zu machen.«
Da Las Casas dies lachend sagte, nahm es Olid auch als Scherz auf und blieb sorglos wie zuvor. Bald darauf versammelten sich Las Casas, Gil Gonzalez sowie mehrere Kriegsleute, die Anhänger des Cortes waren, zum Abendessen bei Olid. Die beiden Erstgenannten trugen als Kriegsgefangene keine Waffen, nur große scharfe Messer. Die andere Gesellschaft hatte das Gehänge bereits abgelegt. Eben wollte man sich zu Tisch setzen. Alle standen um Olid herum. Man unterhielt sich von Cortes und seinem Glück als Feldherr. Da faßte Las Casas den Olid, der an nichts Schlimmes dachte, plötzlich beim Barte und stach ihn mit dem Messer in die Kehle. Alsbald stürzten auch die anderen Verschwörer auf den Verwundeten los und stachen alle auf ihn ein. Olid sank zu Boden.
Während sich die Verschwörer nun fröhlich zu Tisch setzten und wohlgelaunt zu schmausen begannen, erhob sich Olid aus seiner Ohnmacht, raffte sich zusammen und lief unter dem Rufe:
»Zu Hilfe Eurem Hauptmann!« nach einem nahen Busch, wo er sich verbarg, bis seine Getreuen herbeikamen. Ein Teil der Mannschaft versammelte sich auch um ihn und wollte ihn verteidigen. Aber Franz von Las Casas rief den Leuten zu: »Im Namen des Kaisers und des Cortes! Nieder mit dem Tyrannen!«
Bei diesen beiden Namen wagte niemand mehr, eine Hand für Olid zu rühren; vielmehr gehorchte man willig, als Las Casas den Befehl gab, den Davongelaufenen einzuholen und gefangen herzubringen. Sehr bald fand man ihn und nahm ihn fest. Es ward ihm in aller Form der Prozeß gemacht, und zufolge des kriegsgerichtlichen Urteils ließen ihm die beiden Hauptleute auf dem Marktplatze den Kopf abschlagen.
Nachdem sie sich so ihres gemeinsamen Feindes entledigt hatten, zogen sie die Truppen zusammen und teilten sich in Frieden und Eintracht in den Oberbefehl. Las Casas gründete die Stadt Truxillo, und Gonzalez sandte Mannschaft nach San Gil de Buena Vista, die sehen sollten, was aus seiner Siedelung geworden sei. Er selbst machte sich auf die Reise nach Mexiko, und Las Casas schloß sich ihm an.
Erstes Kapitel
Nachdem Cortes den Gonzalo Salazar und den Peralmindez mit den nötigen Vollmachten für die Übernahme der Statthalterschaft von Neu-Hispanien während seiner Abwesenheit durch Alonso von Estrada und Rodrigo von Albornoz von Espiritu Santo nach der Hauptstadt zurückgeschickt hatte, ließ er den Fürsten von Tabasko und Xikalanko ansagen, daß er sich in ihrer Nähe befände und einen großen Marsch vorhabe. Sie sollten ihm etliche Leute senden, die der Küste und des Hinterlandes kundig wären. Die Fürsten schickten ihm hierauf zehn angesehene
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