Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
schwerverwundet auf seine Lanze. Nur sieben Hispanier und acht Tlaskalaner waren noch um ihn, alle triefend von Blut.Als Cortes den Alvarado und seine Begleiter sah und er von ihnen das Schicksal der Nichtangekommenen vernahm, rannen ihm Tränen aus den Augen, denn mit Alvarado waren in der Nachhut 20 Reiter und 100 Mann zu Fuß gewesen. Juan Velasquez von Leon war samt 200 Mann trotz der tapfersten Gegenwehr an der ersten Brücke von den Mexikanern niedergemacht worden.
Auch an der zweiten Brücke hatte ein heftiger Kampf getobt. Nur durch Gottes besondere Gnade war Alvarado gerettet worden. Dort soll auch sein bekannter Sprung mit der Lanze über den Wassergraben vorgefallen sein [65] .
VII
Das Siegesfest (13. August 1521)
erzählt von Bernal Diaz. (Vgl. den Bericht des Cortes S. 303.)
Nach der Einnahme der Hauptstadt ordnete Cortes einen feierlichen Feldgottesdienst an, um unserem Herrn und Gott und seiner gebenedeiten Mutter für ihren Beistand zu danken und ihnen etliche Gelübde darzubringen. Darauf ließ er in Kojohuakan ein großes Bankett anrichten, wobei der Wein, den wir durch ein in Verakruz eingelaufenes Schiff bekommen hatten, und das Pökelfleisch aus Kuba nicht gespart worden sind. Zu diesem Freudenfeste waren alle Offiziere und alle Soldaten eingeladen. Es fielen dabei schlimme Dinge vor, und Noahs Gewächs war die Ursache manch dummen Streiches. Nach dem Mahle ging es an den Tanz mit den Frauen, die im Standorte waren. Nichts war lächerlicher als die Sprünge, die ihre Verehrer in voller Kriegsrüstung mit ihnen machten. Viele Tänzerinnen waren übrigens nicht da.
Der biedere Pater Barthel von Olmedo, der den Unfug beim Festmahl und beim Tanz mit angesehen hatte, äußerteseine Mißbilligung dem Obristen Sandoval gegenüber, indem er sagte: Das ist eine nette Art, Gott zu danken und für die Zukunft zu gewinnen! – Sandoval vermeldete den Tadel des frommen Mannes dem Generalkapitän. Dieser ließ den Pater zu sich kommen und sagte zu ihm: Herr Pater, der heutige Tag ist derart, daß man die Soldaten nicht hindern kann, nach ihrer Weise lustig und guter Dinge zu sein. Vielleicht hätte ich das Fest aber doch nicht geben sollen. Wie dem auch sei. Euer Hochwürden, Ihr könnt die Sache auf der Stelle wieder gutmachen, wenn Ihr einen feierlichen Umzug anordnet, eine Festmesse lest und in einer Predigt den Leuten ordentlich die Köpfe wascht. Es wäre auch eine gute Gelegenheit, der Mannschaft wieder einmal ans Herz zu legen, daß sie die Indianerweiber nicht verschleppen, nicht plündern und stehlen und untereinander nicht streiten und raufen, sondern sich als brave fromme Christen betragen sollen, damit der liebe Gott sie auch weiterhin segnen möge.
Der Pater nahm diesen Vorschlag dankbar an und ordnete sofort einen Umzug an, den wir mit fliegenden Fahnen begleiteten. Etliche rasch verfertigte Kreuze sowie ein Muttergottesbild wurden vorangetragen, und wir alle im Zuge stimmten ein frommes Lied an. Tags darauf hielt der Pater eine Predigt, nach der Cortes, seine Offiziere und viele Soldaten das heilige Abendmahl empfingen und dem Allmächtigen aufs neue für den Sieg gedankt ward.
VIII
Die Perlenfischerei in der Neuen Welt
nach der Darstellung des Bartholomäus de Las Casas 1540
Die Perlenfischerei, wie sie die Hispanier durch die Indianer bewerkstelligen, ist eine der grausamsten und verdammungswürdigsten Erfindungen, die es nur geben kann. Es ist diequalvollste Höllenarbeit dieser Welt. Wenn schon das Graben in den Goldgruben sehr mühselig ist, so ist der Perlenfang noch viel schrecklicher.
Man läßt die Arbeiter drei, vier, wohl auch fünf Klaftern tief in das Meer, und zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Diese ganze Zeit müssen sie unter Wasser bleiben und die Muscheln losreißen, in denen die Perlen wachsen. Erst wenn ein Netz voll ist, dürfen sie wieder emporkommen, um ein wenig zu verschnaufen. Die Wache hält ein hispanischer Henkersknecht unweit davon in einem Nachen. Ruhen sich die Indianer zu lange aus, so stößt er sie wieder hinab ins Wasser, wobei er sie bei den Haaren anpackt. Ihre Nahrung besteht in Fischen, oft auch nur in den Schaltieren, in denen die Perlen gefunden werden. Dazu Brot und etwas Mais; ersteres aber sehr wenig. Nachts schlafen sie auf der Erde, in den Stock geschlossen, damit sie nicht entlaufen können. Es kommt oft vor, daß einer untertaucht und nie wieder zum Vorschein kommt, weil ihn die Haifische aufgefressen haben, die so gefräßig
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