Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
hätte. Auch war ich besorgt, die Feinde könnten unsere Zelte anzünden. Deshalb hab ich den Entschluß gefaßt, sie sofort durch meine Reiterei zu erschrecken und auseinander zu sprengen. Solches ist mir auch gut gelungen. Denn sobald sie sahen, daß meine Reiter mit Kriegsgeschrei und ohn alles Zagen wider sie ritten und einen Angriff auf sie begannen, da machten sie kehrt und liefen den Hang des Berges hinab. Dabei sind viele von ihnen gefallen. In der Flucht warfen sie auch die Lebensmittel von sich, die sie bei sich gehabt hatten, wohl um einen Schmaus abzuhalten, nachdem sie uns besiegt und erledigt hatten.
In den nächsten Tagen verblieb ich im Lager und bin nur ausgezogen, um etliche Ausfälle gegen Scharen von Indianern zu machen, die unter Kriegsgeheul mit uns scharmützelten.
Hernach aber in einer Nacht Hab ich all meine Reiter, 100 Fußknechte und mein indianisches Hilfsvolk genommen und bin nach der ersten Wache aus dem Lager gezogen. Etwa eine Meile vorwärts sind mir fünf Rosse gestürzt, und da sie nun lahm waren, Hab ich die fünf Reiter in das Lager zurückgeschickt. Wiewohl mich etliche Kameraden ermahnten, mit all meinem Volk kehrtzumachen, dieweil dies ein unglücklich Zeichen wäre, bin ich doch bei meinem Vorhaben geblieben, denn ich vermeine, daß Gott über der Natur steht.
Eh es Tag ward, überfiel ich zwei Dörfer, darinnen ich viele Indianer umbrachte, aber ich setzte die Orte nicht in Brand, damit man in den nächsten Dörfern meinen Anmarsch nicht durch das Feuer bemerkte. Und als es Tag ward, erstürmteich ein drittes Dorf, das, wie ich später erfuhr, mehrere tausend Einwohner hatte. Das Volk darin lief ohne Wehr und Waffen aus den Häusern heraus, die Weiber und Kinder nackt, alles durcheinander. Anfangs machten wir viele nieder, – als ich aber sah, daß sie keinen Widerstand leisteten, kamen auch schon etliche der Ältesten des Dorfes zu mir und baten mich demütiglich, ich solle ihnen keinen Schaden mehr antun. Sie wollten sich Eurer Kaiserlichen Majestät ergeben und meine guten Freunde sein, denn sie sähen jetzt wohl ein, daß sie an ihrem Unheil selber schuld wären, dieweil sie meinen Worten nicht hätten wollen glauben. Ich nahm sie in Gnaden an. Nun brachten mir 4000 Mann ihre Waffen und allerlei Lebensmittel an den Brunnen vor dem Dorfe. Sodann ließ ich sie in Frieden und zog wieder in mein Lager, wo ich die Zurückgebliebenen arg in Angst und Trübsal fand, denn sie hatten gefürchtet, es wäre uns übel ergangen, dieweil die fünf Rosse zurückgekommen waren. Als sie aber erfuhren, daß wir mit Gottes Hilfe einen Sieg errungen und ein großes Dorf zur Freundschaft gewonnen hatten, da war ihre Freude groß.
Und ich will Eurer Kaiserlichen Majestät nicht verhehlen, daß damals keiner unter uns gewesen ist, der nicht viel Furcht gehabt hätte, dieweil wir so weit in dies volkreiche Land eingedrungen waren, ohne Hoffnung auf irgendwelchen Beistand. Schon hatte ich mit meinen eigenen Ohren hören müssen, ich sei der leibhaftige Teufel, der seine Leute an einen Ort geführt, von wo sie nimmermehr könnten entrinnen. Heimlich hat man sich gesagt, ich sei ein Narr, daß ich immer weiter marschiere, derweil es das einzig Ratsame sei, an das Meer zurückzukehren. Täte ich dies nicht, so sei man gewillt, mich zu verlassen. Als man mich schließlich offen bat, vom Vormarsch abzulassen, da hab ich sie alle ermahnt, tapfer und guten Mutes zu sein und zu bedenken, daß sie Eurer Kaiserlichen Majestät Soldaten wären, und daß die Hispanierallerorts zu Wasser und zu Lande nimmer kleinmütig und verzagt gewesen, und daß wir vor dem Glücke stünden, Eurer Kaiserlichen Majestät ein großes Reich zu erobern, wie in der ganzen Welt kein zweites wäre zu finden. Auch sollten sie Gott dem Allmächtigen vertrauen, dem nichts unmöglich sei. Seine Güte und Gnade müßten sie schon daraus ersehen, daß so viele Feinde tot auf der Walstatt lägen, von uns aber kein einziger. Dies und noch viel mehr hielt ich ihnen immer wieder vor, bis sie neuen Mut gewannen für das, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich das große Werk zu Ende zu führen, das ich begonnen.
Das siebente Kapitel
Am folgenden Tage um zehn Uhr ist Xikotenkatl, der General des Landes, zu mir gekommen mit fünfzig Würdenträgern. Er bat mich im Namen von Herrn Maxixka, einem der (vier) Landesfürsten, ich möge ihnen ihre Untaten gnädiglich verzeihen und sie in Eurer Kaiserlichen Majestät Dienst und Freundschaft
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