Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
haben keinen König, vielmehr eine Art Hohen Rat von mehreren (vier) Fürsten, die allesamt in der Hauptstadt ihren Sitz haben. Die Bewohner des Landes sind Bauern. Jeder hat sein Gut, manche ihrer mehrere. Zu wichtigen Händeln und wenn Krieg droht, kommen die Fürsten zusammen, um zu beratschlagen und Entschlüsse zu fassen. Ich bin der Meinung, daß es im Lande Tlaskala feste Gesetze und Gerichtshöfe gibt, damit das Bösebestraft werde. Denn ein Tlaskalaner hatte einem Hispanier etwas Gold entwendet. Das zeigte ich dem Fürsten Maxixka an, dem Vornehmsten ihrer Herrscher. Sofort hat man dem Dieb mit allem Fleiß nachgestellt und ihn bis in eine Nachbarstadt verfolgt. Dort ergriff man den Übeltäter, überantwortete ihn mir samt dem gestohlenen Golde und erklärte mir, ich solle ihn strafen. Ich dankte den Herren ob ihres Eifers, sagte ihnen aber, dieweil es in ihrem Lande geschehen wäre, so sollten sie den Mann nach ihrem Landesbrauch bestrafen. Ich wolle mich in ihrem Lande nicht der Gerechtsame unterfangen. Nun nahmen sie den Mann und führten ihn nach dem großen Markt, wobei ein Henkersknecht voranging, der das Vergehen des Verurteilten mit lauter Stimme allem Volk verkündete. Auf dem Richtplatz angekommen, ist der Übeltäter auf eine Art Bühne gebracht worden, auf die auch der Henkersknecht ist gestiegen, um abermals die Missetat auszurufen. Sodann hat man den Mann mit einem großen Holzhammer so lange auf den Kopf geschlagen, bis er vor jedermann den Geist aufgab. Im Kerker saßen übrigens viele, wie man mir sagte, wegen begangenen Diebstahls und anderer Missetaten.
Das Land Tlaskala hat 500000 Bewohner, eingerechnet ein kleines Nebengebiet, Huexozinko genannt.
Das achte Kapitel
Während ich noch Krieg führte mit den Indianern des Landes Tlaskala, sind vier der Großwürdenträger und vornehmsten Edelleute des Herrn Montezuma zu mir ins Lager gekommen mit zweihundert Leuten seines Hofgesindes. Die Ursache ihres Erscheinens war, daß sie sagen sollten, ihr Herr und Gebieter wäre willens, Eurer Kaiserlichen Majestät Lehensmann und mein Freund zu werden. Er begehre zu wissen, was er jährlich an Zins zu zahlen habe, an Gold, Silber, Sklaven, Baumwollenstoffen und anderen Dingen,von denen sein Land genugsam hätte. Er wolle alles geben, was ihm möglich sei, nur solle ich sein Reich nicht betreten. Dies möchte er allein darum nicht, dieweil sein Land wenig fruchtbar sei und keine Vorräte an Lebensmitteln habe. Es wäre ihm schmerzlich, wenn ich oder mein Kriegsvolk in seinem Gebiete Mangel und Ungemach erlitte. Zugleich schickte er mir tausend Pfund Gold und eine Menge Baumwollenzeug, wie es hierzulande gebräuchlich ist.
Die Gesandten verblieben bei mir im Lager während eines großen Teiles der Kämpfe mit den Tlaskalanern und sahen somit mit eigenen Augen, was für treffliche Kriegsleute wir Hispanier sind. Sie waren auch dabei, als wir Frieden und Freundschaft mit den Fürsten von Tlaskala machten und wie diese Herren samt ihren Untertanen Eure Kaiserliche Majestät als höchsten Herrn haben anerkannt. Aber, wie mich gedeucht, mißfiel ihnen alles das gar sehr, denn sie versuchten allerlei, um von neuem Zwietracht zwischen mir und meinen jetzigen Verbündeten zu säen. So sagten sie zu mir, die Versprechungen jener Herren und ihrer Leute wären nicht von Herzen geschehen. Ihre Freundschaft sei nicht sauber und echt, und ich solle ihnen ja nicht trauen. Man wolle mich damit nur sicher machen, um sodann Verrat an mir zu üben. Die Tlaskalaner hinwiederum baten mich auf das eifrigste, den Edelleuten des Herrn Montezuma nicht Vertrauen zu schenken. Sie wären allezeit Verräter und Betrüger. Habe doch König Montezuma selbst das ganze Land nur durch Lug und Trug sich Untertan und gehorsam gemacht. Sie kennten den Herrn Montezuma längst und genugsam und warnten mich als wahre und gute Freunde der Hispanier.
Die Uneinigkeit und der Haß zwischen den beiden Parteien bereitete mir nicht wenig Ergötzen und Behagen, denn es ward mir klar, daß dies meinen Plänen nicht unübel diente und daß ich hier ein gut Mittel hatte, über alle beide zu obsiegen, nach dem alten Sprichworte: Wenn zwei sich totschlagen, lacht derDritte! Es kam mir auch jenes berühmte Wort in den Sinn: omne regnum in se ipsum divisum desolabitur [27] . Jedwed uneinig Reich muß in sich zerfallen! Und so schenkte ich bald der einen, bald der anderen Partei Gehör, dankte jedem Einzelnen für seine gute Gesinnung und lieben
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