Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
darob nicht wenig stolz seien, und daß auch Herr Montezuma und sein Volk danach trachten müßten, Eurer Kaiserlichen Majestät treue Diener zu werden. Ich entbot ihm, sich zum Lehnsherrn Eurer Kaiserlichen Majestät zu erklären. Damit erwerbe er sich viele Gnaden und Ehren, hingegen aber Ungnade und Strafe, wenn er den schuldigen Gehorsam verweigere. Und damit Eure Kaiserliche Majestät ihn möchte gnädiglich aufnehmen, forderte ich ihn auf, Eurer Kaiserlichen Majestät etwas Gold zu übersenden. Er antwortete hierauf, er hätte wohl etwas Gold, könne mir aber keins geben, wenn es ihm Herr Montezuma nicht zuvor befohlen habe. Dann aber wäre er gern erbötig, mir seine Person, sein Gold und all seine Habe darzureichen. Um ihn nicht aufsässig zu machen, und auf daß man mich in meinem Weitermarsch nicht behinderte, ging ich darauf ein, indem ich ihm sagte, ich erhoffte, Herr Montezuma werde solchen Befehl baldigst geben.
Hierselbst sind auch zwei andere Edelleute zu mir gekommen, die ebenso in dem weiten Tale ihre Güter hatten, der eine vier Meilen unterhalb, der andere zwei Meilen oberhalb. Sie schenkten mir mehrere goldene Halsketten von nicht besonders großem Wert, dazu acht Sklavinnen.
An diesem Ort blieben wir vier Tage, am fünften sind wir weiter talabwärts marschiert und an den Sitz des einen der besagten Edelleute gelangt, Yxtakamaxtitlan geheißen. Diese Stadt ist über vier Meilen lang, und ihre Häuser stehen am Ufer eines Flusses dicht aneinandergedrängt. In einem Seitentale wohnt der Herr in einer Burg, derengleichen man inHispanien nicht findet. Sie ist umgeben mit starken Mauern, guten Zwingern und tiefen Gräben. Dicht daran, auf einem Hügel, ist ein Stadtteil mit 1000 Häusern, die gar geschicklich gebaut sind, wo reichere Leute wohnen als unten. Auch hier ist es uns gut ergangen, und auch dieser Edelmann sagte mir, er sei ein Lehnsmann des Herrn Montezuma.
Hier haben wir drei Tage gerastet, einesteils um uns von den Mühsalen zu erholen, die wir überstanden hatten, anderenteils um auf vier Cempoallaner zu warten, die ich schon von Kaltamni aus nach Tlaskala vorausgesandt hatte, das, wie man mir gesagt hatte, nicht mehr weit sei, was in Wahrheit auch so war. Zugleich hatte ich vernommen, daß die Tlaskalaner zahlreiche und tapfere Leute wären und Nachbarn und Todfeinde des Herrn Montezuma, mit dem sie immerdar im Kriege lägen. Also vermeinte ich, daß sie sich über meine Ankunft hoch erfreuen und mir nach Möglichkeit Freundschaft und Beistand erweisen möchten, fürnehmlich, wenn Herr Montezuma etwas wider mich vornehmen oder mich irgendwie behindern wollte.
Da wir nun schon acht Tage auf die besagten Boten vergeblich warteten, fragte ich andere Cempoallaner, warum ihre Landsleute noch nicht wären zurückgekommen. Sie antworteten mir, der Weg dahin wäre weit und in so kurzer Zeit könnten sie nicht zurück sein. Dieweil mir dies verständlich schien und mich die Leute von Cempoalla sichere Freunde deuchten, bin ich weiter gen Tlaskala marschiert.
Das fünfte Kapitel
Am Ende des Tales kamen wir vor eine zwanzig Fuß breite Mauer aus großen Steinblöcken, anderthalb Mann hoch, die sich zwischen beiden Hängen etwa zwei Meilen weit hinstreckte, mit einer Brustwehr von anderthalb Schuh Breite. In der Mitte war ein einziges Tor, zehn Schritte breit. Im Durchgang war ein Zwinger; auch lief der Weg nicht eben hin,sondern schräg. Als ich mich erkundigte, zu welchem Zweck die Mauer erbaut wäre, berichteten mir Leute daselbst, sie stelle die Grenze des Landes Tlaskala dar. Auch bestätigte man mir, daß die Tlaskalaner beständig im Krieg wären mit Herrn Montezuma, ihrem Nachbarn.
Man sagte mir, da ich gekommen wäre, um Herrn Montezuma einen Besuch zu machen, so möchte ich doch lieber nicht durch das Gebiet seiner Feinde ziehen, dieweil selbige mir vielleicht bös gesinnt wären und mir Ungemach zufügen könnten. Man wolle mich einen andern Weg geleiten, der immer nur durch das Gebiet des Herrn Montezuma führe, wo ich allerorts wohl empfangen und gut beherbergt werden würde. Die von Cempoalla aber warnten mich, ich solle diesem Rat nicht trauen, sondern meinen Marsch mitten durch das Land Tlaskala nehmen. Im Reiche des Herrn Montezuma sei ich keineswegs sicherer. Man wolle mich nur an einen Ort locken, von wo ich nicht wieder herauskäme.
Dieweil ich den Worten der Cempoallaner mehr glaubte als denen der fremden Leute, so hab ich mich entschlossen, nach Tlaskala weiter
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