Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Weg zu finden, um das Unhell, das sich erhoben, noch in Frieden abzuwenden.
Noch am selbigen Tage bin ich von der Hauptstadt abgerückt. Unser Quartier hab ich wohlversehen mit Mais und Wasser und darinnen 140 Mann und alles Geschütz (unter dem Befehle von Peter von Alvarado) hinter mir gelassen. Mit 70 Mann hab ich mich auf den Weg gemacht. Etliche Edelleute des Herrn Montezuma gaben mir das Geleit. Ihm selbst hab ich vor meinem Wegreiten in einer langen Rede fürgehalten, er solle nicht vergessen, daß er Eurer Kaiserlichen Majestät Lehensmann sei und daß Eure Kaiserliche Majestät ihm für alle Dienste, die er tue, in Gnaden geneigt sein werde. Hiermit vertraute ich ihm die Hispanier an, die dablieben, samt allem Gold und allen Kostbarkeiten, die er Eurer Kaiserlichen Majestät teils selbst habe geschenkt, teils uns habe zustellen lassen. Ich machte mich auf den Weg, um zu erkunden, wer die Leute seien, die im Hafenwären angekommen. Dies hätte ich bisher nicht mit Gewißheit erfahren können. Ich sei aber der Meinung, es wären keine Untertanen Eurer Kaiserlichen Majestät, sondern Feinde von uns. Er aber sagte mir zu, er werde in allem sorgen, was den Zurückbleibenden vonnöten wäre, und er wolle alles behüten, was ich daließ. Und die, die von ihm mit mir zögen, würden mich des Weges führen, so daß ich sein Gebiet nicht zu verlassen brauche. Sie würden mich in allen Dingen versorgen. Zudem bat er mich, so ich fände, die Ankömmlinge wären uns feindselig, solle ich ihm dies eilends zu wissen tun. Dann wolle er gar bald Kriegsvolk schicken, mit mir wider jene zu kämpfen und sie aus dem Lande zu vertreiben. Für dies Angebot hab ich ihm eifrig Dank gesagt und ihm die Allerhöchste Gnade Eurer Kaiserlichen Majestät verheißen. Dazu schenkte ich ihm und seinen Söhnen und etlichen Herren seines Hofstaates Kostbarkeiten und Kleider.
In der Stadt Cholula ist der Hauptmann Juan Velasquez mit allem seinem Volk zu mir gestoßen. Etliche, die krank waren, sonderte ich aus und schickte sie zurück nach der Hauptstadt. Mit den anderen und den Meinen marschierte ich meinen Weg weiter. 15 Meilen weiter kam uns der Pater (Olmedo) entgegen, den ich gesandt hatte, auszukundschaften, wer die wären, die im Hafen angekommen waren. Er überbrachte mir einen Brief von Narvaez. Darin stand, er hätt einen Befehl an mich, dieses Land sei dem Diego Velasquez zu unterstellen. Ich solle von Stund an zu ihm ziehen und ihm Gehorsam leisten. Er habe schon eine neue Stadt gegründet und in ihr Richter und Amtsleute ernannt. Ferner erfuhr ich von besagtem Pater, daß Narvaez den Kaiserlichen Rat Ayllon samt seinen Schreibern und Leuten hatte gefangengenommen, in zwei Schiffe gesetzt und von hinnen geschickt. Ihn aber, den Pater, habe er mit Geschenken wollen bestechen, damit er und etliche der Meinen zu Narvaez übergingen. Auch habe dieser vor ihm eine Truppenschau abgehalten über all sein Kriegsvolkzu Fuß und zu Roß samt den Indianern, die zu ihm waren übergegangen. Dabei hatte er alles Geschütz Salut schießen lassen, so er auf den Schiffen und am Land hatte, um Furcht und Schrecken zu bereiten. Seht! – hatte er dazu ausgerufen – Wie wollt ihr mir Widerstand leisten? Ihr müßt tun, was ich will!
Des weiteren vermeldete mir der Pater, er hätte bei Narvaez einen hohen Würdenträger des Herrn Montezuma gesehen, und zwar den Befehlshaber über die Landschaft zwischen dem Gebirg und der Küste. Er wisse auch, daß selbiger im Namen des Herrn Montezuma mit Narvaez Verhandlungen gepflogen und ihm als Gastgeschenk goldene Kleinode überbracht habe. Hiergegen habe auch Narvaez dem Gesandten mancherlei Stücke geschenkt. Es sei unzweifelhaft, daß eine Botschaft von Narvaez an Herrn Montezuma wäre abgefertigt worden mit der Verheißung, ihm die Freiheit wieder zu verschaffen. Er, Narvaez, wäre gekommen, mich und mein Kriegsvolk gefangenzusetzen. Darum werde er baldigst vorrücken. Gold begehre er nicht. Vielmehr, so er seine vermeldete einzige Absicht habe vollführt, wolle er samt seiner Streitmacht wieder heimkehren und Land und Leute allhier frei zurücklassen.
Aus allem dem ward mir klar, daß es des Narvaez Wille und Plan war, sich mit Gewalt in den Besitz dieses Landes zu bringen, ohne daß ihn jemand gerufen und berufen hatte. Mich aber und mein Volk wollte er bekämpfen und vernichten, falls ich ihn nicht als Herrn und Gebieter mochte anerkennen. In solcher Absicht hatte er ein Bündnis mit den Indianern
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